Das ist nicht der Film auf den mich all die Trailer vorbereitet haben
Als Arnold Schwarzenegger 1984 nackt in Los Angeles landete und sich auf die Jagd nach Sarah Connor und ihrem ungeborenen Sohn machte konnte wohl noch niemand den durchschlagenden Erfolg und die noch Jahrzehnte später vorhandene popkulturelle Bedeutung erahnen, die mit James Camerons Film einhergehen sollte. Die sensationellen Effekte, das tolle Design, die dunkle Optik, die spannende und durchdachte Story und die apokalyptische Grundstimmung waren Mitte der 80er eine Revolution und erhoben „Terminator“ und damit dessen Hauptdarsteller Schwarzenegger durch Oneliner wie I’ll be back in den Filmolymp. Jahre später legte Cameron mit dem „Tag der Abrechnung“ noch einen Scheit nach und lieferte mit Arnolds Comeback als bekehrter Terminator wohl eine der coolsten und innovativsten Wendungen seit Darth Vaders Outing. Dank revolutionärer Digitaleffekte, die anno 2009 immer noch nichts von ihrer Kraft eingebüßt haben, tollen Nebendarstellern und einer ebenso innovativen wie spannenden Weiterführung der Handlung konnte „Terminator 2 - Tag der Abrechnung“ seinen Vorgänger sogar noch übertreffen. 2003 lieferte Jonathan Mostow mit „Terminator 3 - Rebellion der Maschinen“ schließlich einen beachtlichen dritten Ableger der Reihe, der es zwar nicht ganz mit seinen Vorgängern aufnehmen kann, aber dank etlicher handgemachter, spektakulärer Actionszenen, einer sexy Terminatrix, tollen Sprüchen und einem konsequenten Ende seine Existenzberechtigung im Terminator-Universum behaupten konnte.
Nach jahrelanger Durstperiode tauchte schließlich vor knapp einem Jahr der erste Trailer zu „Terminator 4“ im Netz auf. Verwaschene Farben, markige Sprüche und ein Setting, das sehr stark an einen Vietnamkriegsfilm erinnert, weckten die Hoffnung, dass sich endlich ein Regisseur in die dreckige Guerillazukunft, die Sarah immer schon prophezeit hat, vorwagen würde. Mit Christian Bale als John Connor konnte Warner auch noch einen der derzeit wohl beliebtesten und wandlungsfähigsten Darsteller, den nicht einmal die Rolle als Bruce Wayne rollentechnisch einschränken konnte, für das Projekt gewinnen. Da Schwarzenegger mit Kaliforniens eigenem, hausgemachtem Armageddon beschäftigt war, musste man auf das Terminator-Urgestein verzichten und griff dafür auf namhafte Nebendarsteller wie Anton Yelchin, Sam Worthington und Bryce Dallas Howard zurück. Ein Budget von knapp 200 Millionen Dollar versprach weiters ein großartiges Effektgewitter und das Mitwirken von FX-Genie Stan Winston ein Festhalten am ursprünglichen Look.
Was kann bei diesen Grundvoraussetzungen noch schief gehen? Sehr viel, wie man bereits Monate vor dem eigentlichen Filmstart beobachten konnte.
Das erste Manko des Films offenbarte sich schon Anfang 2008 als McG, der Stümper der „Drei Engel für Charlie“ verbrochen hat den Regiestuhl erklimmen durfte. Ein paar Monate später wurde zu allem Überfluss auch noch bekannt, dass der neueste „Terminator" weltweit ein Kindergarten-Rating erhalten werde. Vorbei die Zeiten als Herzen herausgerissen und Polizeistationen komplett vernichtet wurden und man sogar beim Milchtrinken auf spitze Gegenstände achten musste. Hasta la vista Terminator.
Trotz all der Zweifel habe ich mir vor knapp zwei Wochen eine der ersten Vorstellungen in Österreich gegönnt und „Terminator 4 - Die Erlösung“ nach dem Kinobesuch noch etliche Tage reifen lassen, um ihn nicht sofort geteert und gefedert dorthin zu schicken wo sich T-800 und T-1000 Gute Nacht sagen. Somit eine faire Chance für „Terminator - Salvation“ sich in eine Filmreihe, die in jeder Hinsicht einzigartig ist, homogen einzufügen.
Aber um ehrlich zu sein haben auch mehr als zehn Tage Bedenkzeit nicht wirklich zu einem Euphorie-Sturm meinerseits geführt. Dafür war das gebotene Kinoerlebnis einfach zu kalt, gefühlsarm und vor allem zu beliebig. Die stumpfen, nahezu in Lichtgeschwindigkeit aneinandergereihten Actionszenen (man könnte fast Zerstörungsorgien sagen) haben nur mehr peripher etwas mit den durchaus vielschichtigen Vorgängerteilen zu tun. Ohne Frage ist leicht zu erkennen, dass McG seine 200 Millionen Kröten in sensationelle Krawall-Effekte investiert hat. Doch was hilft die schönste Actionszene, wenn Handlung und Charaktere, die rund um diese Szene arrangiert wurden, so kalt wie Stickstoff wirken. Verstärkend kommt hinzu, dass selbst die digitalgespickten Baller-Szenen im Endeffekt weder richtige Spannung noch ein anhaltendes Wow-Gefühl auslösen können. Irgendwie langweilt beziehungsweise (um es nicht so hart klingen zu lassen) schleppt man sich von einem digitalen Overkill zum Nächsten.
An dieser Stelle soll jedoch nicht der Eindruck entstehen, dass „Terminator 4“ ausschließlich mies umgesetztes Actionkino ist. Der Streifen ist einfach eine durchschnittliche Aneinanderreihung von gelungenen Effekt-Shots, versehen mit einem Hauch von Story und guten, aber weitgehen farblos bleibenden Darstellern, der die Bezeichnung „Terminator“ jedoch einfach nicht verdient hat.
Das Drehbuch erweckt häufig den Eindruck in übertriebener Tragik versinken zu wollen. Alles ist schlecht, heruntergekommen, trist und ach so schrecklich. Christian Bale versucht seine, schon aus „Batman Begins“ bekannte dauer verdrießliche Mine zu perfektionieren und auch alle anderen Darsteller wissen gekonnt zu vermitteln, dass in dieser nicht zu fernen Zukunft einfach alles im Arsch ist. In dieser postapokalyptischen Untergangsatmosphäre wirken dann aber augenzwinkernde Zitate aus den Vorgängerteilen, wie ein scherzhaft in den Raum geschleudertes I’ll be back und die Ursprungsgeschichte der bekannten Schlaufe um die Pumpgun so fehl am Platz wie ein Scherz über Demenz in einer geriatrischen Abteilung.
Wie bereits angedeutet gönnt McG vor allem seinen Darstellern keinen Spielraum. Jeder Charakter darf sich brav in vorhersehbaren Bahnen bewegen, als Stichwortgeber für neue Kampfszenen mit den Maschinen dienen und dutzende verschiedene Terminator-Abwandlungen beschießen und vernichten. Eine etwas zwanghaft wirkende Rückkopplung zu Teil Eins rundet das Filmerlebnis schließlich nach knapp 115 Minuten etwas unbefriedigend ab.
Fazit
Ein durch und durch durchschnittliches Filmvergnügen, dass mit den Vorgängerteilen leider nur mehr ansatzweise vergleichbar ist. Ein tolles Setting, haufenweise Action und gelungene Effekte reichen einfach nicht aus um einen knapp zweistündigen Film zu rechtfertigen - schon gar nicht wenn der Streifen als neuer „Terminator“ verkauft wird. Alles in allem zeigt McG mit „Terminator - Salvation“ anschaulich, dass er ein guter Handwerker, aber ein äußerst mieser Regisseur ist.
Nachsatz
Objektiv betrachtet stellt der Film trotz allem eine Kinoempfehlung dar, da man sich auf der großen Leinwand noch eventuell von dem dargebotenen Effekt-Feuerwerk mitreißen lassen kann, ohne sich an einigen Logikfehlern oder der nicht vorhandenen Story zu stören und den verlorengegangenen Tiefgang zu bedauern.