Raffiniert aufgebauter Krimi, in subtiler Herangehensweise als gleichzeitiges Psychogramm eines Mörders und der Frage, ob verspätete Änderungen zu einem besseren Leben noch den beabsichtigten Nutzen haben oder nur noch mehr Leere aufwerfen. Dabei gelingt es Drehbuch und Regie eine schöne Symbiose in Sachen Mysterium einzugehen; letztlich wirkt wirklich alles wie aus einem Guss , ein seltenes Vergnügen und ein wirklich stimmiger Film noir.
Der Ingenieur Richard Mason [ Humphrey Bogart ] begeht zwar gerade den fünften Hochzeitstag, doch die scheinbar glückliche Ehe ist nur Fassade; bereits die Einleitung zeigt, dass die vielleicht mal vorhandene Liebe vollkommen zerbröckelt ist, ihre Magie hat sich in Streitigkeiten ums Essen, ums Zuspätkommen, um die Unordnung umgewandelt. Seine Frau Katherine [ Rose Hobart ] spürt auch, dass abseits der Differenzen etwas nicht mit ihrem Gatten stimmt und sollte damit auch Recht behalten: Richard ist in ihre jüngere Schwester Evelyn [ Alexis Smith ] verliebt.
Beide wissen allerdings, dass dieser "plözliche Ausbruch jugendlicher Romantik" keinen fruchtbaren Nährboden hat, erstens wird Katherine nicht von sich aus den Weg freimachen und zweitens wird Evelyn sich auch nicht unloyal gegenüber ihrer Schwester verhalten.
In einem clever aufgebauten Mordplan verschafft er sich gleichzeitig verschiedene sichere Alibis, um in der Zwischenzeit seine Frau umzubringen und sie samt Auto einen Bergabhang hinunterstürzen zu lassen, wo das Wrack unter Baumstämmen begraben wird. Keine Überlebenschancen.
Oder doch ?
Konflikt beruht auf der Geschichte `The Pentacle' von Alfred Neumann und Robert Siodmak, und stellt auf dieser Grundlage verbunden mit einigen psychologischen Theorien ein intensives Verwirrspiel her, dass in ruhig gehandhabter Weise mehrere gescheite Fragen aufwirft und dann auch zu lösen weiss. Liebe und Frustation sind auch hier die schlimmsten Übeltäter für bösartige Gedanken, die sich nach dem pragmatischen Richard auch nicht so einfach entfernen lassen, sobald sie mal da sind, und er sollte in seinem Fall auch Recht behalten.
Nun war die Ausführung der Mordtat bei weitem nicht das grösste Problem. Aus der Bahn geworfen wird er erst, als sowohl die Erinnerungen an den Aktion öfters hervorgerufen wird als ihm wohl lieb ist und auch merkwürdige Zufälle eintreten, die ihn mehr und mehr daran zweifeln lassen, dass seine Frau wirklich tot ist. Sein Zimmer riecht plötzlich nach ihrem Parfüm, der Ehering taucht wieder auf; als er Evelyn trösten will, reicht er ihr ein Taschentuch mit den Initialen der Toten, dass überhaupt nicht an dem Ort anwesend sein dürfte.
Zudem findet die informierte Polizei keinerlei Anhaltspunkte für sowohl ein Verbrechen oder einen Unfall, trotz seiner relativ genauen Wegbeschreibung, auf die er das Opfer vorgeschickt hat.
So ganz wie gedacht klappt auch die Annäherung an Evelyn nicht, diese wird zudem zu seinem Unwillen von dem deutlich mehr zu ihr passenden Prof. Norman Holsworth [ Charels Drake ] umgarnt, was dessen väterlicher Freund Dr. Mark Hamilton [ Sydney Greenstreet ] ganz offensichtlich noch fördert.
Hamilton ist als Psychologe auch die den Narrationsrahmen zusammenhaltende Figur, er spricht in der dritten Person aus, was Richard fühlt und was er für eine Person ist, indem er definiert, was für ein Mensch der Mörder war und wie es ihm jetzt ergehen muss.
Bogart spielt untypisch für ihn einen extremen Egoisten mit Hang zu krankhafter Selbstsucht, der seine eigenen Wünsche über das Leben eines anderen Menschen stellt und wirklich annimmt, er hätte das perfekte Verbrechen verwirklicht.
Sein Lügengeflecht aus inszeniertem Alibi, keinem offensichtlichen Motiv und scheinbar keiner Gelegenheit wird auch nicht durch Reue ins Schwanken gebracht, sondern allein durch die Belastung des Wissens, dass ein Fehler sein Untergang sein könnte. Diese Unsicherheit verstärkt die Regie sowohl bei seiner Figur als auch dem ihm folgenden Zuschauer, der nur das weiss, was auch Mason weiss, und angesichts auftauchender Briefe mit der identischen Handschrift der eigentlichen Toten und sogar Anrufen von ihr genauso den Boden unter den Füssen verliert wie er.
Ein verwirrender Vorfall in einem Pfandhaus, als innerhalb von Minuten die vorher gezeigte Realität komplett verändert und als neue Wirklichkeit gezeigt wird, ist die Krönung: Der Inhaber ist ein anderer, der Pfandschein ist weg, dass Pfandbuch weisst ganz andere Eintragungen auf und das hinterlegte Stück existiert auch nicht mehr.
Nun muss sich Richard von dem Mord selber noch mal überzeugen, zumal sich eher alles verschlechtert hat seitdem.
Die One Man Show von Bogart - mit der formidablen Ergänzung von Sydney Greenstreet aus der zweiten Reihe - ist dabei in sorgfältiger und weitgehend ruhiger Weise inszeniert, die alle Plotelemente gründlich behandelt ohne in Leerlauf oder Wiederholungen zu verfallen. Jede Szene hat ihre zustehende ausfüllende Länge, ohne auszuschweifen, die weiterführenden Komponenten mit ihren Mysterien werden steigend aneinandergereiht und ergänzen sich gegenseitig, woran besonders die Atmosphäre proftiert, die einfach grossartig ist; die durchweg gelungenen Aussenschauplätze tragen auch viel dazu bei.
Die Auflösung ist nicht unbedingt überraschend, da schon als möglich durchexerziert, der Fehler Mason's dürfte allerdings trotzdem auch dem aufmerksamen Betrachter entgangen sein und rundet den Film in seiner gelungenen Mischung aus Das Haus der Lady Alquist [ 1944 ] und Die Zweite Mrs. Carroll [ 1947 ] schliesslich noch passend ab.
Empfohlen.