Mit „The Da Vinci Code“ ward der Blockbuster zum Bestseller geschaffen, also ging es sechs Jahre später unter identischen Bedingungen an die Umsetzung von „Illuminati“.
Dan Brown sei dank sind dann auch Sujets im Mainstream angekommen, die man früher beim Anhören der Prämisse direkt in die Trash-Ecke abgeschoben hätte. So beginnt „Illuminati“ bereits mit der Forschungseinrichtung CERN, der auch ein Priester des Vatikans angehört, die Antimaterie entwickelt, doch direkt mopst jemand eine Probe und säbelt dabei den betreuenden Priester nieder bzw. dessen Auge heraus. Um Realismus geht es hier also kaum, dafür lernen wir die Wissenschaftlerin Vittoria Vetra (Ayelet Zurer) kennen, die nun als weibliche Hauptfigur herhalten darf.
Held ist jedoch immer noch Robert Langdon (Tom Hanks), die weniger sportliche Alternative zu Indiana Jones. Ausgerechnet er wird vom Vatikan zwecks Hilfe in dieser Situation angefragt, denn trotz der Geschehnisse aus „The Da Vinci Code“ (der in der Buchreihe wohl erst nach diesem Teil kommt, aber darauf gibt es im Film quasi keinen Verweis) besitzt er als einziger das nötige Know-How, um hier zu helfen, denn scheinbar sind die Illuminati zurück und wollen sich an der Kirche rächen. Nix mit 23 und so, stattdessen der alte Kampf Religion vs. Wissenschaft mit ganz harten Bandagen ausgetragen.
Die Übelwichte drohen nämlich mit der Antimaterie den Vatikan wegzubomben und haben darüber hinaus noch vier Kardinäle entführt – und gerade soll nach dem Tod des Papstes ein Nachfolger gewählt werden. Langdon hilft bei der Suche nach Vermissten und Tätern...
Auf schauspielerischer wie handwerklicher Ebene kann man hier sagen: Alles beim alten. Tom Hanks spielt sich mal wieder ordentlich als heroischer Forscher durch den Film, diesmal mit anderem Nebendarstellercast, aber wieder mit gut gewählten Schauspielern. Stellan Skarsgard als Chef der Schweizer Garde ist großartig, noch besser Nikolaj Lie Kaas als eiskalter Killer und auch Armin-Müller Stahl überzeugt als Kardinal. Solide, aber recht unauffällig kommt Ayelet Zurer daher, lediglich Ewan McGregor als Stellvertreter von Gottes Stellvertreter auf Erden hat man schon besser gesehen, denn der liefert hier bloß Routine ab.
Im Gegensatz zum Vorgänger, der in den Bereichen Locations und Hintergrund-Klimbim doch etwas überladen daherkam, gibt sich „Illuminati“ erfreulicherweise reduzierter, fokussiert sich auf die Schnitzeljagd in Rom, deren Stationen meist mit dem Fund lädierter Kardinäle gepflastert sind. Gerade dadurch baut „Illuminati“ nach der Exposition ein erfreulich hohes Tempo auf, wobei auch die Tatsache hilft, dass all die Fact-meets-Fiction-Anekdoten deutlich geschickter nebenher eingestreut werden als im Vorgänger.
Überraschend hoch ist die Härte der wenigen Actionszenen, denn nach dem eher familienfreundlichen Vorgänger spart man hier nicht mit durchschnittenen Kehlen und Kopfschüssen, wenn der Killer zuwerke geht. Mit diesen Schauwerten lockert „Illuminati“ das Geschehen auf und sorgt dabei für kleine Spannungshöhepunkte, da auch Langdon auf den Killer trifft; dafür kommt ärgerlich häufig der Rechenknecht zum Einsatz, was bei den Kamerafahrten über den Vatikan noch nicht so stört, im Finale aber ziemlich abnervt.
Es liegt jedoch nicht allein am CGI, dass „Illuminati“ gerade in der Endphase deutlich schwächelt, denn da lässt Ron Howard das Schwachsinnsbarometer noch mal gewaltig klingeln. Im punkto Verräter gibt es nur wenige Verdächtige und eine Person wird dabei dermaßen deutlich präsentiert, dass der Film entweder sehr unsubtil oder auf sehr billige Weise vom eigentlichen Täter ablenken will. Eine der Optionen trifft natürlich zu, also keine Überraschungen hier, danach geht es dann zum abstrusen Finale, welches dann vor der obligatorischen Schlusspointe gefolgt wird. Dass sie noch kommt, ist aber keine große Überraschung, doch die Auflösung ist dermaßen durchkonstruiert und der leicht bräsige Plan des Oberbösewichts baut auf dermaßen viele Zufälle, dass es echt nicht mehr feierlich ist.
Wirklich Kontroverses zum Thema Kirche und Religion hat „Illuminati“ auch nicht zu überbringen, es werden ein paar vergangene Fehltritte der Kirche angeprangert, doch echte Kritik sieht anders aus. Aber war ja auch nicht anders zu erwarten, denn ein derartiger Blockbuster traut sich ja selten Publikum zu vergrätzen.
Die Exposition ist OK, der Mittelteil wirklich spannend, die letzte halbe Stunde dagegen vergessenswert: Ganz einfach macht „Illuminati“ es dem Zuschauer nicht. Er ist handwerklich solide in Szene gesetzt, hat einiges an Schauwerten zu bieten und ist mit dem nötigen Pep erzählt, doch angesichts von nervigen CGI-Tricksereien und eines verquasten Schlusses ist dann doch nicht mehr als putzige, anspruchslose Blockbuster-Unterhaltung drin.