Review

Die Kritik beruht auf der Kinofassung mit einer Laufzeit von 138 Minuten!

Nach "The Da Vinci Code - Sakrileg" inszenierte Ron Howard mit "Illuminati - Angels & Demons" einen zweiten Roman des international bekannten Bestseller-Autors Dan Brown.
Illuminati ist der deutsche Titel des im März 2003 erschienenen Thrillers (englischer Originaltitel: Angels and Demons, 2000) mit einer weltweiten Auflage von acht Millionen Exemplaren.
Die Handlung rankt sich um die Zerstörung der Institution Katholische Kirche aus Rache durch den Illuminatenorden. Das ist ein seit 1785 von der Kirche verbotener Geheimbund, dessen konspirative Fortexistenz der Roman behauptet. Tatsächliches Motiv für das Komplott ist jedoch die ideologische Annäherung der katholischen Kirche an die Wissenschaft durch den verstorbenen Papst.
Ferner geht es um Verschwörung, Verrat, das Konklave und die bis jetzt noch erhaltenen Regeln des Vatikans.
Das Geschehen spielt in der Gegenwart an einem einzigen Tag. Orte der Handlung sind die Schweiz (Forschungsinstitut CERN), Italien (Rom) und vor allem die Vatikanstadt.

Im Gegensatz zur ersten Verfilmung, die sich konsequent an die Romanvorlage hielt, entfernte und kürzte Regisseur Ron Howard einige Inhalte und Nebendarsteller um den Anforderungen eines Kinofilms gerecht zu werden. Akiva Goldsman, der bereits das Drehbuch zu "The Da Vinci Code" verfasst hatte, schrieb auch die Fortsetzung. Das Skript wurde kurz vor Beginn der Dreharbeiten von David Koepp überarbeitet.

Die folgende Kritik bezieht sich lediglich auf den Film, Vergleiche zum Roman werden nicht gezogen.

Während im Vatikan gerade der verstorbene Papst zu Grabe getragen wird, gelingt der Physikerin Vittoria Vetra gemeinsam mit ihrem Kollegen Silvano am CERN ein wissenschaftlicher Durchbruch, indem sie durch eine Kollision im Large Hadron Collider erstmals Antimaterie erschafft. Doch kurz darauf muss sie schockiert feststellen, dass jemand Silvano ermordet und den Antimaterie-Behälter, der eine enorme Sprengkraft besitzt, gestohlen hat. Ein Vertreter des Vatikan berichtet dem Symbologen Robert Langdon von einer Botschaft der Illuminati, die die vier favorisierten Kardinäle der Papstwahl entführt haben und mit der Zerstörung des Vatikans drohen. Langdon und Vittoria kommen nach Rom, um den Vatikan zu retten.Nach einer ersten Lagebesprechung im Hauptquartier der Schweizergarde erhält Langdon von Camerlengo McKenna die Erlaubnis, im Vatikanischen Geheimarchiv Galileo Galileis Werk Diagramma della Verità zu untersuchen. Gemeinsam mit Vittoria entdeckt er eine geheime Botschaft in englischer Sprache, die auf einen „Pfad der Erleuchtung“ hinweist. Auf diesem Pfad, der im Treffpunkt der Illuminati endet, befinden sich die vier „Altäre der Wissenschaft“, auf denen zu jeder vollen Stunde einer der entführten Kardinäle ermordet und mit einem der Ambigramme für die vier Elemente Erde, Luft, Feuer und Wasser gebrandmarkt werden sollen.

Auf dem Papier lesen sich die phantasievollen, gut recherchierten, aber auch teilweise komplexen Stories von Dan Brown sicherlich sehr gut, doch bei der filmischen Umsetzung krankt "Illuminati" wie schon zuvor "The Da Vinci Code" in der ersten Hälfte an einer dialogreichen Inszenierung.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Handlung an einem einzigen Tag stattfindet und Robert Langdon sich einen Wettlauf gegen die Zeit und einen raffinierten Killer liefert, wird die Geschichte um einen rachsüchtigen Geheimorden und eine Verschwörung innerhalb des Vatikan im Schritttempo erzählt.

Dabei fängt "Illuminati" mit einem erfolgreichen Forschungsexperiment und dem Diebstahl der Antimaterie vielverprechend an, wobei Ron Howard gleich zu Beginn den Zuschauer mit einer sehr blutigen Ermordung und einem rausgerissenen Augapfel schockt.
Die Einführung des geheimnisvollen Illuminatenordens als die ausführende Kraft einer blutigen Vergeltung verspricht, den Zuschauer die nächsten zwei Stunden bestens zu unterhalten. Robert Langdon versucht anhand von Symbolen die Tatorte der angekündigten Hinrichtungen zu ermitteln, doch zwischen der Suche nach Hinweisen in alten Schriften und den dramatischen Rettungsversuchen wird zu oft das Tempo durch ruhigere, dialogreiche Szenen gebremst.

Das negativste an "Illuminati" ist vor allem sein Hauptdarsteller Tom Hanks, der den Harvard-Professor und Symbologen Langdon verkörpert. Hanks spielt die Rolle steif, emotions- und ausdruckslos und wurde von seinem deutschen Sprecher Arne Elsholtz wie ein nuschelnder, alter Mann synchronisiert, der keine Zähne mehr im Mund hat. Die Schuld dieser schlechten Synchronisation liegt nicht beim Sprecher, sondern vielmehr daran, dass der Zuschauer dem Schauspieler seine Lustlosigkeit in jeder Szene ansieht, wobei Hanks bei seinen Dialogen die Zähne kaum auseinander bekommt.

Ohne jemals einen Roman von Dan Brown gelesen oder mich mit dem Autoren beschäftigt zu haben, fällt mir bei den beiden werkgetreuen Verfilmungen auf, dass sie sich sehr ähnlich sind. Browns Werke werden von der Literaturkritik mehrheitlich auch als Unterhaltungsliteratur qualifiziert. So heißt es, er schreibe Bücher „mit historischem Laderaum und kleinem Bildungserlebnis“ (Peter Körte, FAZ). Der amerikanische Schriftsteller Jeffrey Eugenides beschreibt in einem Interview die Arbeit von Autoren wie Brown als die Suche nach einem „Grundmuster, nach dem sie alle ihre Bücher aufbauen. Sie stopfen einfach neue Inhalte hinein, aber das Muster bleibt immer gleich.“
Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Verlauf der Handlung um die Entführung und Ermordung der vier Kardinäle ebenso vorhersehbar ist, wie die Enttarnung des Verschwörers innerhalb der Reihen des Vatikan.
Wurde der Zuschauer bei "The Da Vinci Code" noch von einigen Wendungen überrascht, verpufft dieser Effekt bei "Illuminati" voll und ganz, da der Stil Browns - wie von den Kritikern behauptet - nur einem Muster folgt.

Bei allen kritischen Anmerkungen ist aber nicht zu leugnen, dass diese zweite Dan-Brown-Verfilmung trotz aller Kritik etwas besser geworden ist als "The Da Vinci Code".

Das liegt vor allem daran, dass die Handlung trotz einiger Abänderungen noch immer sehr komplex wirkt, bei weitem aber nicht so unübersichtlich ist wie bei der ersten Verfilmung. Der Handlungsstrang um den Auftragskiller der Illuminaten sorgt vor allem ab der zweiten Filmhälfte für einen Anstieg von Tempo und Action, die Szenen gewinnen immer mehr an Dramatik und Intensität. Einen zusätzlichen Reiz erhält der Film durch den Verdacht des Camerlengo McKenna, dass der Papst einem heimtückischen Mordanschlag zum Opfer gefallen sein könnte.

Die wahre Identität des Illuminaten-Verschwörers ist für den geübten Zuschauer schnell ausgemacht, denn sowohl Romanautor Dan Brown als auch die Drehbuchautoren Koepp und Goldsman halten sich an die bewährte Formel, dass die unscheinbarste und unverdächtigste Person stets die meisten schwarzen Flecken auf der vermeintlich weissen Weste hat. Da hilft es auch nicht, das Publikum auf falsche Fährten zu schicken und die Verdachtsmomente auf unzählige Hauptakteure zu lenken.
Die Enttarnung des wahren Täters, die Enthüllung seiner Motive und sein anschließender Selbstmord sind jedoch fesselnd, dramatisch und glaubwürdig inszeniert.
Die von Dan Brown verfasste Verschwörung erscheint trotz aller Fiktion glaubwürdiger und weniger abwegig als die in "The Da Vinci Code" verfilmte These vom letzten lebenden Nachfahren Jesu Christi und der Suche nach dem heiligen Gral.

Ron Howard ist als Regisseur stets bemüht, seine Verfilmung nicht nur werkgetreu, sondern auch authentisch zu inszenieren. Angesichts der heiklen Thematik von "Illuminati" wurden den Produzenten die Dreharbeiten an Originalschauplätzen verweigert.
Als Kulisse für den Vatikan benutzte man den Palast von Caserta, die Biblioteca Angelica diente als Kulisse für das Vatikanische Geheimarchiv. Ein weiterer Drehort war die University of California, Los Angeles. Der Rest des Films entstand in den Sony Studios. Unter anderem wurden das Innere des Petersdoms und die Sixtinische Kapelle nachgebaut. Für den Petersplatz und die Piazza Navona sowie für die Kirchen Santa Maria del Popolo und Santa Maria della Vittoria wurde jeweils das gleiche Set zweimal benutzt.

Unterm Strich bietet der Thriller über zwei Stunden lang der Anhängerschaft von Browns literarischen Ergüssen eine mehr oder weniger würdevolle Verfilmung. Die andere Zielgruppe, all jene Liebhaber gepflegter Thriller, müssen sich erst mit der dialogreichen ersten Hälfte abfinden, um dann im zweiten Teil bestens unterhalten zu werden. Nach anfänglichen Längen entwickelt sich der Film trotz aller Vorhersehbarkeit zu einem spannenden und dramatischen Verschwörungsthriller, bei dem Hans Zimmers Score - er wählte als Titelmusik das Lied Chevaliers de Sangreal, das bereits am Ende von "The Da Vinci Code" verwendet worden war - hier eindeutig besser zur Handlung passt.
Die Verfilmung bleibt dem Zuschauer zwar Antworten auf einige wichtige Fragen schuldig - Woher stammen die finanziellen Mittel des Verschwörers um einen Auftragskiller anzuheuern? Wer hat den Auftragskiller mit einer Autobombe ins Jenseits befördert? - ist aber für einen Thriller sehr gut recherchiert und gibt einen interessanten Einblick in eine der mächtigsten Institutionen der Menschheit und deren Traditionen.

7,5 von 10 Punkte!

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