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Dan Brown ist schon fast so etwas wie ein Unikat unter den Trivial-Literatur-Schreiberlingen. Seine Geschichten sind meist von recht seichter Natur, angereichert mit ein paar kirch-wissenschaftlichen Mythen und Legenden, die sich zudem meist nicht gerade sonderlich mit Logik paaren. Und trotzdem schafft er es Millionen von Lesern in aller Welt zu fesseln und in seinen Bann zu ziehen. Denn so seicht und haarsträubend seine Geschichten auch sein mögen, in Sachen Spannung, Atmosphäre und Adrenalin ist Dan Brown momentan kaum zu schlagen. Logisch, dass seine Romane da auch nach Verfilmungen rufen. Angefangen wurde mit "The Da Vinci Code", dem, ohne Frage, erfolgreichsten Buch des Autors. Die provokative Story um Robert Langdon und seiner Aufdeckung der größten Vertuschungsaktion der Menschheit, wollten mehr als 56 Millionen Menschen Lesen und noch weit mehr im Kino sehen. Jetzt nun verfilmt Ron Howard mit "Angels & Demons" auch das erste Robert Langdon Buch und hofft erneut auf einen Hit. Die Anzeichen dafür stehen gut, zumal "Angels & Demons" erneut eine recht gelungene Verfilmung geworden ist.

Und das obwohl "Iluminati" in der Chronologie eigentlich vor dem "Da Vinci Code" steht und hier als Sequel zum ersten Film gilt. Es geht also erneut um den Harvard-Professor Robert Langdon, der nach seinem ersten Akt in Sachen Vertuschungs-Aufklärung ein recht ruhiges Leben führt. Bis ihn eines Tages der Vatikan höchstselbst, und trotz allem Hass auf Langdon, zur Hilfe ruft. Ein Antimaterie-Kanister wurde aus einem Forschungslabor gestohlen und droht nun den Vatikan zu zerstören. Zudem wurden 4 Kardinäle entführt, die beim gleichzeitig stattfindenden Konklave als Preferitie gelten. Die eingehenden Drohungen deuten auf die "Illuminati" als Täter hin, ein Jahrhunderte alter Geheimbund und schlimmster Gegner des Vatikan. Kann Robert auch diese Verschwörung aufhalten?... Das grobe Storygerüst zeigt eindeutig, dass sich auch "Illuminati" an den zugrunde liegenden Roman hält, zumindest was die Hauptpunkte angeht. Auch hier muss sich Langdon kreuz und quer auf den Weg durch Rom machen, um die Kardinäle zu retten und nebenbei die todbringende und alles zerstörende Antimaterie-Bombe finden. Ohne Frage, allzu stark wird nicht abgewichen vom Buch und doch gibt es hier mehr Änderungen, als es beim "Da Vinci Code" der Fall war.

So sind vor allem zu Beginn und am Ende deutliche Änderungen gegenüber dem Buch zu finden. Der ganze Auftakt im Schweizer Forschungslabor ist nur auf ein Minimum reduziert und Robert Langdon taucht dort gar nicht erst auf. Dieser erscheint erst im Bild, als ihn der Vatikan um Hilfe bittet. Auf einige Charaktere wird verzichtet, andere haben eine abgewandelte Bedeutung als im Buch. Während der Jagd nach den Kardinälen wird Robert zudem nicht von einem Sarg eingeschlossen, als er versucht den dritten Kardinal zu retten, und auch beim vierten Kardinal läuft nicht alles so ab, wie im Roman. Vor allem aber der Showdown und das Ende sind wirklich deutlich abweichend vom Buch, abgesehen vielleicht vom Plottwist, der auch hier vorhanden ist. Wirklich stören tun einem die meisten Änderungen allerdings nicht. Denn wer das Buch kennt der weiß, dass Dan Brown vor allem zum Schluss ein wenig über das Ziel hinausschießt. Hier hingegen muss man sich z. Bsp. nicht fragen, wie Robert Langdon einen sicher todbringenden Fall überleben kann. Insgesamt kann man also durchaus sagen, dass sich hier die Änderungen und Gleichheiten zum Roman auf eine wohlig geratene Art und Weise die Klinke in die Hand geben.

Und auch sonst gelingt es Ron Howard sein Filmwerk von Anfang bis Ende auf einem recht schweißtreibenden Niveau zu halten. Langweilig wird es nicht, einige Längen, welche man vor allem bei "Da Vinci Code" zu beklagen hatte, sind hier nicht vorhanden. Eher im Gegenteil. Howard legt bei "Iluminati" dieses mal wirklich ein mörderisches Tempo vor und läßt kaum eine Verschnaufpause offen. Vor allem die Jagd durch Rom hat es durchaus in sich. Allerdings kann man diese Tatsache im Umkehrschluss auch negativ ankreiden. Denn so temporeich es auch zugeht, wirklich glaubwürdig und nachvollziehbar wirkt diese Schlag auf Schlag-Abhandlung des Romans im Endeffekt eher selten. Vor allem Romanunkundige dürften an nicht wenigen Stellen ein wenig ratlos zurückbleiben, wenn die Protagonisten diese oder jene Handlung durchführen. Es ist stark davon auszugehen, dass es hier einmal mehr eine deutlich längere Extended Version geben wird, in der so manche Lücke noch geschlossen werden muss.

Aber auch so dürften Logik-Puristen die größten Kritiker des Films sein. Denn nicht nur so manches Plot-Hole ist zu beklagen, auch sonst dürfte die Sehnsucht nach einem plausiblen "Warum?" nicht selten auf der Strecke bleiben. Da wäre zum Beispiel die Verbindung zwischen der Handlung und der dafür aufgebrachten Zeit, die ein ums andere Mal für leise "What the F...?"-Rufe bei den Cineasten gut sein dürfte. Was hier alles in nur äußerst wenigen Stunden und Minuten passiert, sprengt in Teilen sogar Jack Bauer und seinen Handlungreichtum in "24" in die Luft. Vor allem bei der Jagd nach dem ersten Kardinal sollte man sich wirklich verkneifen zu überlegen, wie die Figuren das Gezeigte alles in so wenig Zeit schaffen können bzw. wie lang hier manchmal zwei Minuten zu sein scheinen. Dann auch die Verletzungen und Schmerzen der Figuren, die nicht selten schon nach wenigen Sekunden überstanden zu sein scheinen, egal ob man da nun den um Luft ringenden Robert Langdon nach Sauerstoffentzug nimmt, oder den Camerlengo, dem kurz zuvor noch ein Brandmal auf äußerst schmerzvolle Weise hinzugefügt wird. Zudem wird auch der Beweggrund des Hauptbösewichtes eher stiefmütterlich behandelt. Nein, wer die eigene Logik-Sucht für 2 1/2 Stunden nicht mal auf Stand-by oder zumindest auf ein Minimum schalten kann, der wird mit "Illuminati" nicht glücklich werden. Allerdings ist dann das Buch ebenfalls keine geeignete Lektüre.

Wer damit aber leben kann und Bombast-Kino Marke Hollywood mag, der dürfte dennoch zufrieden sein. Denn in dieser Hinsicht trabt "Illuminati" auf durchaus hohem Niveau. Für den visuellen und akustischen Genuss kriegt man so einiges zu erleben, sei es die knackige Action, die guten (aber sparsam eingesetzten) visuellen Effekte und vor allem der Soundtrack, welcher zwar Hans Zimmer-Hasser wohl erneut an den Rand des Wahnsinns treiben wird, im Grunde aber exzellent das Gezeigte unterstreicht, auch wenn vieles, Zimmer-typisch, in schon ähnlicher Weise beim Vorgänger zu finden war. Und trotz aller Ungereimtheiten ist das Treiben vor allem eins: spannend. Wer das Buch noch nicht kennt dürfte sich durchgehend fragen, wie das Ganze wohl zu Ende geht und Buchkenner werden durchgehend wissen wollen, was die Macher wohl beibehalten- und was sie geändert haben. Die gute Auswahl der Locations, sowie die gelungene Nachbildung der Vatikanstadt und der Kirchen von Rom (an Originalschauplätzen durfte nicht gedreht werden) lassen zudem eine gute und knisternde Atmosphäre aufkommen. Und wenn Langdon dann auch noch hier und da um sein Leben ringt, dann hält man auch als Zuschauer den Atem an. Nein, man kann Howard, Brown und Co. sicher vieles vorwerfen, aber in punkto Spannung und Atmosphäre mangelt es, trotz aller Haarsträubereien, nicht.

Genauso was die schauspielerischen Leistungen angeht. Wo Tom Hanks im Vorgänger noch etwas unpassend wirkte und irgendwie auch recht lustlos agierte, geht er hier doch vollkommen in seiner neuen Paraderolle auf. Die Figur des Robert Langdon stellt er mitunter herrlich kauzig da, wenngleich er in vielen Szenen auch mit genügend Ernst bei der Sache ist. Kurzum, nach der Probe beim "Da Vinci Code" ist Hanks hier endlich Robert Langdon. Dazu gesellen sich ein ebenfalls recht guter Ewan McGregor als Camerlengo, Armin Mueller Stahl als Konklave-Leiter Strauss, sowie Stellan Skarsgård als knallharter Vatikanbulle. Und auch das "Langdon-Girl" Vittoria Vetra wird von Ayelet Zurer mit Bravour zur Schau gestellt. Kurzum, man kann zufrieden sein.

Fazit: Teils unlogisch bis ins Mark und doch mörderisch spannend und zutiefst atmosphärisch vom Anfang bis zum Schluss, dass schafft momentan nur Dan Brown. Und Ron Howard hat es mit "Illuminati" erneut geschafft, dass dieser Eindruck auch auf der Leinwand standhält. Auch wenn die Buchänderungen diesesmal spürbar zahlreicher vertreten sind, so sind diese doch klug gewählt worden und stören den Fan des Romans eher wenig. Da sind es dann schon eher das etwas zu heftig gewählte Tempo, sowie die eben nicht gerade selten auftretenden Ungereimtheiten in der Handlung, die einen stören können. Da aber später, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, noch eine verbesserte Extended Version kommen wird und der Film ansonsten soweit alles richtig macht, um einen spannenden und atmosphärischen Filmabend zu bieten, dürfte man als Romankenner trotzdem zufrieden sein. Romanunkundige können es allerdings durchaus schwer haben! Daher also, so oder so, auch mal (wieder) ins Buch schauen!

Wertung: 7/10 Punkte

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