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Die nette Vampirin Viktoria, die der leidigen Blutsaugerei weitestgehend abgeschworen hat, führt ein unauffälliges Leben in einem kleinen Küsten-Städtchen in New Jersey und vertreibt sich die Zeit nun vornehmlich damit, mit ihrer Artgenossin Alicia und ihrem Kumpel Darius abzuhängen. Für Ärger sorgt allenfalls Viktorias gewalttätiger Ex-Lover, der Vampir Charles, der seiner alten Flamme immer noch rabiat nachstellt... wenn er nicht gerade mit seiner untoten Gefolgschaft auf Mordtour unter der einheimischen Bevölkerung geht. Um Viktoria zu terrorisieren, ist ihm kein Trick zu dreckig, und um ihr so richtig zuzusetzen, lässt Charles Alicia unter seinem Einfluss sogar ein Massaker an ein paar harmlosen Badegästen veranstalten. Als sich ihre Freundin daraufhin wie erwartet vor lauter Schuldgefühlen in der prallen Sonne das Leben nimmt, hat Viktoria endgültig die Schnauze voll. Unterstützung im Kampf gegen Charles erhält sie von dem mysteriösen Studenten Seth, der sich mit einigen Verbindungsbrüdern in einem örtlichen Hotel einquartiert hat und sich schnell auf ihre Seite schlägt... "Kalter Kuss - Cold Hearts" ist nicht viel mehr als eine unaufwendige Variante von Joel Schumachers 80er Jahre Vampir-Comedy "The Lost Boys", die im Gegensatz zu dem hochbudgetierten Hollywood-Vorbild allerdings nur als unspektakuläre Independent-Produktion daherkommt und zudem auch arg geschwätzig geraten ist. Der ausgelutschten (sorry) Vampir-Thematik nähert man sich hier zwar von ungewohnter Seite her, indem die Geschichte zur Abwechslung mal aus dem Blickwinkel einer sympathischen (!) Blutsaugerin rekapituliert wird... aber das ist auch gerade mal der einzige originelle Einfall, den die Chose auf Lager hat. Zugutehalten mag man Regie- und Drehbuch-Debütant Robert A. Masciantonio dabei durchaus, dass er die Angelegenheit formal-technisch achtbar gestemmt hat und seine größtenteils unbekannten Darsteller immerhin mit einiger Motivation bei der Sache sind, doch hat er es über die Vielzahl von ausschweifenden Dialog-Passagen schlichtweg nicht gepackt, seinem Streifen auch ein wenig ach so dringend benötigten Drive zu verpassen. Über weite Strecken weiß "Kalter Kuss - Cold Hearts" aufgrund der vorherrschenden Aktionsarmut kaum mehr als schiere Langeweile zu verbreiten. Die sparsam dosierten, aber einigermaßen blutigen Effekte können da eventuell bei ganz beinharten Genre-Fans noch etwas Aufmerksamkeit heischen, doch sollte man sich von diesen trotz der Nennung Tom Savinis in den Abspann-Credits keinesfalls allzu viel erwarten. Der bekannte Make Up-Maestro wird dort nämlich nur als "Supervisor" gelistet und hat den Löwenteil der F/X-Arbeit augenscheinlich seinen Untergebenen überlassen. Neben dem üblichen Kunstblut-Gepansche hat es dann auch gerade mal zu zwei wirklich erinnerungswürdigen Effekt-Szenen gelangt, die allerdings geradezu demonstrativ an den beiden unterschiedlichen Enden des Qualitäts-Spektrums angesiedelt sind. Zum einen gibt es da die oben angesprochene Selbstmord-Sequenz mit einem durchaus ansehnlichen Ganzkörper-Brandwunden-Make Up und der recht eindrucksvollen anschließenden Zerbröselung der Leiche (der abfallende Unterkiefer ist ein netter Touch!)... und zum anderen den finalen Showdown, der einen der beschissensten Masken-Effekte aller Zeiten bereithält, wenn Held Seth sich schließlich doch noch mit dem ollen Charles anlegt und sich (Spoiler voraus!) dazu doch glatt in einen Werwolf verwandelt! Die paar deutlich angeklebten Latex-Applikationen und der zottelige Gesichtspelz wären jedenfalls auch in einem pupigen Amateurfilmchen inakzeptabel. Die inhaltlichen Parallelen zu "The Lost Boys", die sich inmitten des elenden Gelabers immer wieder mal dreist in den Vordergrund drängeln, wirken sich eher ungünstig auf den Gesamt-Eindruck aus, den man letztendlich von Masciantonios Vampir-Heuler gewinnt. Damit ist wohl einfach nicht viel zu reißen gewesen... und da verwundert es im Nachhinein auch nicht wirklich, dass "Kalter Kuss - Cold Hearts" zum Ende der VHS-Ära hierzulande von einem kleinen Video-Label noch schnell mit einer grausigen Synchronisation versehen und billig verramscht wurde.

4/10

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