Review

In den letzten Jahren habe ich eine spontane Abneigung gegen Animationsfilme entwickelt. Das hatte hauptsächlich zum Grund, dass mir das zum Teil lieblose Allerlei sauer aufstieß, dass Disney und Konsorten auf den Markt geworfen hat. Dementsprechend finde ich nur wenige Animationsfilme wirklich gelungen, aber es freut mich zu sagen, dass Ice Age ganz bestimmt dazu zählt.

Die Story präsentiert sich als Darstellung der Eiszeit und der großen Wanderungen. Ein ungewöhnliches Terrian für einen Animationsfilm, wenn man mal bedenkt, dass für die Tiere zumindestens diese Zeit damals alles andere als lustig war; oder ist  aussterben jetzt gerade wieder in Mode? Wie dem auch sei, der Film läuft seine Runden und stellt einige Protagonisten näher ins Licht, und für den normalen Zuschauer ist da für jeden Geschmack was bei.

Sei es nun Sid, dass etwas nervige Faultier, passend synchronisiert von Otto Waalkes. Sid ist eigentlich wieder so eine typische Kreation für kleine Kinder, denn der Humor befindet sich sehr oft auf dieser Ebene. Aber das verzeiht man doch gerne, für 90 Minuten kann man ruhig auch mal wieder ein Kind sein.

Deutlich für die ältere Garde der Zuschauer wurde wohl das Mammut Manfred (Herrlich absurder Name) geschaffen, dass sich mehr oder weniger depressiv und extrem realistisch denkend durch den Film schleppt. Das dass alles noch gespickt wurde mit der weltberühmten Synchronstimme, die auch schon Bill Murray und Tom Hanks hatten, ist hier ein grandioser Schachzug gewesen, denn gerade wegen dieser abwechslungsreichen Stimmfarbe überzeugt das Mammut auf ganzer Linie.

Für den unentschlossenen gibts dann noch den Smilodon Diego (Ich versuche mir seit einiger Zeit zu verkneifen, für diese Gattung den Begriff Säbelzahntiger zu benutzen). Nun für wen ist denn nun diese Figur geschaffen? Der Name lässt zuerst vermuten, dass hier ein Charakter ganz für die spanische Seite der Welt erstellt wurde, aber eigentlich handelt es sich bei Diego um die manifestierte Unentschlossenheit, mit der sich besonders der geneigte Jugendliche zwischen 13 und 16 identifizieren kann. Deswegen hat Diego auch kaum Lacher auf seiner Seite und ist eher für die ernste Facette des Films zuständig (Während er die im zweiten Teil nicht mehr präsentiert, was dem Charakter auch etwas an Tiefe nimmt).

Aber zum Glück stützt sich der Film nicht auf unerfreulich triste Situationskomik, sondern bringt wie schon gesagt auch sehr viele ernste Töne ins Spiel. Tatsächlich sterben hier auch direkt ein paar Personen, was ja inzwischen ein Tabu innerhalb der Animations- und Zeichentrickfilme zu sein scheint. Die Konstellation der Figuren ist dann auch am Anfang dementsprechend nahe liegend: Während Sid einfach nur für die unbeschwerten Lacher zuständig ist, darf Manni sein gleichmütiger Begleiter sein, und je älter der Zuschauer ist, desto sympathischer findet man das Mammut auch. Diego ist hierbei fast sowas wie die Inkarnation des Bösen - eigentlich stellt aber sein ganzes Rudel dieses zweifelhafte Attribut da. Sein Rudel ist dementsprechend dann auch sowas wie der Gegner unserer beiden Freunde.

Erst wenn das manchmal hochmütig gut gelaunte Baby in die Reihen tritt, stellt sich sowas wie ein kleines Drama ein. Besonders Mammut Manfred assoziert mit der jetzigen Situation eine Familie, die er nie hatte. Besonders die lebendig gewordenen Höhlenmalerei an einer Stelle im Film scheint ihn jeden Funken Freude zu nehmen - spätenstens wenn in der Malerei dargestellt wird, wie eine Mammut-Familie von wilden Menschen gejagt wird. Aber auch sonst hat man gerade wegen Mannis fehlendem Familien-Gefühl äußerst viel Einfühlungsvermögen für Ihn.

Das Finale ist dann eine gewohnt gekonnte Mischung aus Action, Spannung und gelegentlichen Witzen. Wenn Sid, Manni und Diego das hungrige Smilodon-Rudel hinters Licht führen, hat der Film einen wahrhaftigen Höhepunkt zu bieten. Als Diego dann ausgerechnet noch schwer verwundet wird, ist man plötzlich erstaunt über die eigene Beziehung zu diesen animierten Kreaturen, denn das geht wirklich ans Herz. Schlussendlich wird aber das Ziel erreicht: Die Herde rund um Manfred findet die Menschen, denen das kleine Kind gehört. Zuerst wird mit deutlichen Misstrauen mitangesehen, wie Manni anscheinend mit dem Rüssel ausholt, wenn er dann aber stattdessen das Kind von seinem Rücken holt, stellt sich bei den Menschen Zufriedenheit ein. Hätte es so ein Verhältnis generell zwischen Mensch und Tier gegeben, wäre dem Tierreich vieles ersparrt geblieben.

Letzendlich ist Ice Age ein Beweis dafür, dass man ein ernstes Thema doch familientauglich verpacken kann, ohne es dabei aber allzu unrealistisch dastehen zu lassen. Die Charaktere wachsen einem äußerst schnell ans Herz, die Gags sind größenteils auch echte Lacher und die leise Dramatik ist wirklich wohltuend. Viele kritisieren nebenbei gesagt aber auch die Animationstechnik des Films an sich: Ich habe früher auch dazu gehört. Die Figuren sind teilweise wirklich eckig gestaltet, aber ein paar Jahre später wird dadurch durchaus ein gewisser Charme gefestigt und hässlich in dem Sinne ist der Film nun wirklich nicht.

Fazit

Unglaublich unterhaltsamer Animationsfilm, der noch zu den besten gehört, selbst nach fast 10 Jahren. Hier ist für jeden was dabei, sei es nun Spannung, Witz oder ein kleines bisschen Dramatik. Hut ab, aber bitte schlachtet den Film nicht aus.

9/10

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