Vorsicht: Das folgende Review enthält Gag- und Handlungsspoiler.
Manni, Sid und Diego retten ein Menschenkind
Das Faultier Sid hat mal wieder den alljährlichen Zug in den Süden verpennt und heftet sich nun an das Mammut Manfred. Der ist von der ewig plappernden Nervensäge schnell gereizt, doch nimmt ihn mit. Während dessen überfällt ein Rudel von Säbelzahntigern eine Gruppe Menschen. In höchster Not springt eine Mutter mit Kind in einen Fluss. Wenig später finden Sid und Manfred das Kind und beschließen es zu der Menschengruppe zurückzubringen. Doch bis dahin haben sie viele Schwierigkeiten zu überstehen.
Im Grunde ist die Geschichte nicht sehr tiefsinnig und geradlinig, denn sie ist nur ein Aufhänger um möglichst viele gute Gags aneinander zu reihen. Nur die Substory um die bösen Säbelzahntiger geben dem Film einen kleinen dramatischen Kniff. So entfaltet sich ein kindgerechter Film, welcher aber universell für Zuschauer jeden Alters geeignet ist. Nur zum Ende wird (erwartend) dick der Sentimentalitätsbrei aufgetragen. Aber das verzeihe ich dem ansonsten gelungen Werk schon.
Die Musik fällt über den gesamten Film eigentlich nicht auf. Ein Anzeichen dafür wie gut sie zu den Bildern passt. Ob bedrohlich, gehetzt oder auch mal kämpferisch. Der musikalische Part wird lückenlos mit den vorgegeben Bildern verknüpft und wertet sie noch mal auf. Probleme und Schwächen gab es dabei keine.
Ich erwartete nur einen weiteren „In einem Land aus unserer Zeit“ Verschnitt und wurde doch stark überrascht, denn dieser Film ist nicht nur für 6 bis 12jährige konzipiert. Das aus dem Trailer bekannte Wesen macht zwar den Anfang und das Ende des Films aus, ist aber eigentlich nur ein leibhaftiger Running Gag. Das knuddelige Eichhörnchen (oder was auch immer das ist :-)), taucht an den unmöglichsten Stellen im Film auf, um seine Nuss zu knacken und scheitert immer wieder kläglich. Nebenbei löst es immer ganz gern kleine Katastrophen aus (Eisabbruch, Vulkanausbruch) oder wird vom Blitz getroffen. Am besten gefiel mir aber der Gag mit der Popcornverwandlung (Jaja, selber ansehen!;-))
Nun aber zu den drei Hauptfiguren:
Manfred, Das Mammut ist ein liebenswürdiges Mammut, welches ein schweres Trauma mit sich rumschleppt. Man erfährt auch erst am Ende warum es nicht mit den anderen Tieren gen Süden zog. Auch wenn er oft ärgerlich bezüglich Sid wird, ist es doch ein herzensgutes Wesen mit viel Geduld.
Hinzu kommt das plappernde Faultier Sid, welches von Otto gesprochen wird. So stellt man sich diesen Komiker wohl auch als Tier vor. Große Schnauze, aber unfähig und nichts dahinter. Dafür aber sehr herzlich und liebenswürdig.
Das Trio komplettiert der böse Säbelzahntiger Diego, welcher die Reise nur antritt um die beiden und das Baby zu seinem Rudel zu locken.
Die Reise fängt chaotisch an, was sie auch bis kurz vor Schluss bleibt. Die Macher von „Ice Age“ lassen hier ein Gagfeuerwerk abbrennen, welches Filme wie „Shrek“ locker in den Schatten stellt. So wird auch mal die Evolution durch den Kakao gezogen, wenn Gürteltier glauben fliegen zu können oder man erklärt wie die Dodos ausgestorben sind und das dann noch mit einem Footballspiel paart, indem Sid die letzte Nahrung der Dodos mit einem Touchdown zerstört. Letztere Szene gehört zu den Höhepunkten des Films. Oft wird dabei auf die Dummheit der Tiere gebaut und angeborene Naivität gesetzt..
Für völlig unvorbereitende Gags, die so gar nicht in den Film passen ist aber auch Platz geblieben. So läuft Sid durch eine Gletscherhöhle in der Fische und urplötzlich eine riesige Untertasse eingefroren sind.
Der meiste Spaß ergibt sich aber aus den unterschiedlichen Charakteren der Tiere. Leider fällt dabei auf, dass das Mammut doch stark an „Shrek“ erinnert, während Sid locker als „Esel“ durchgehen könnte. Die Parallelen sind viel zu offensichtlich, als dass das Zufall sein kann, denn auch das erste Zusammentreffen von Sid und Manfred ähnelt dem in „Shrek“ sehr. Ein wenig zu stark hat man sich für meinen Geschmack wohl doch beim Vorbild bedienen müssen. So sind die beiden Hauptfiguren sind daher für mich schlicht und einfach kopiert.
Trotzdem machen die Streitereien immer wieder Spaß, denn der vorwitzige Sid kann einfach keine Möglichkeit auslassen, Manfred und Diego auf den Wecker zu fallen. Ob er sie nun mit Schneebällen bewirft und die Schuld dem Baby gibt oder versucht sich in einem Stein zu verewigen und dabei aus Versehen Feuer entfacht, was er den anderen beiden Begleitern sofort unter die Nase reibt. Ein Wunder, dass die beiden nie die Geduld mit ihm verlieren.
Am Ende wird leider tüchtig auf der berüchtigten Disneyscheine gefahren, die leider zu kitschig ist. Da muss erst noch ein Charakter sterben (oder doch nicht?), damit die kleinsten was zum Weinen haben und mit der Moralkeule (Rudel hält zusammen) geschwungen werden. Ganz so dick hätte man dann doch nicht auftragen müssen.
Die Animationen sind übrigens klasse und fehlerlos. Nur bei den Menschen bleibt offen, wie man ohne Rasierer keinen Bart trägt und wie man sich so einwandfreie Frisuren zulegen kann.
Bei den Tieren hat man entweder witzig übertrieben (Sid) oder die Figur dem Charakter entsprechend gestaltet (Manfred, Diego)
Die Synchronisation ist über jeden Zweifel erhaben und ungeheuer witzig. Otto Waalkes trägt einen Großteil dazu bei, denn in Sid kann sich der Ostfriese so richtig austoben.
Fazit:
Unterhaltsames, freches Gagfeuerwerk für die ganze Familie. Abzüge gibt es für das kitschige Ende und die offensichtlichen Klauereien von „Shrek“. 80 Minuten pure Unterhaltung, die einen fast aus dem Sitz fallen lässt. Vorsicht, am nächsten Tag hat man unter Garantie Muskelkater im Zwerchfell.