Richard O`Barry, einst Delfin-Trainer bei der Serie "Flipper", wandelte sich zum Tierschützer, als ein Delfin in seinen Armen starb, indem er das Atmen bewusst einstellte. Im japanischen Taiji geht er den Fragen nach, unter welchen Umständen die Delfine durch japanische Fischer ums Leben kommen, warum Delfin-Fleisch überhaupt nicht in den Ladentheken landen darf und weswegen die internationale Walfangkommission dem Treiben kein Ende setzt.
Nun haben viele engagierte Dokumentarfilme oftmals mit zwei zentralen Problemen zu kämpfen. Zum Einen müssen sie Informationen liefern, die nicht sowieso schon hinlänglich bekannt sind, wobei sie keinesfalls auf allzu plakative Hinweise zur Rettung der Welt zurückgreifen dürfen, zum anderen laufen die Macher oftmals Gefahr sich in allzu überzogenen Selbstdarstellungen zu verlieren, wovon beispielsweise Al Gore vermutlich ein Lied singen kann. O`Barry macht bei seinem Dokumentarfilm "Die Bucht" dagegen vieles richtig, aber ebenfalls durchaus Fehler.
O`Barry zeichnet in seinem Film das Bild der Walfangnation Japan, die grundlos Delfine jagt und barbarisch abschlachtet. Obwohl man sich auf die japanische Kultur und Vergangenheit beruft, in der nun einmal Delfinfleisch gegessen wird, findet der Tierschützer kaum Japaner, die sich dieser Tradition bewusst sind. Zu allem Überfluss kann er auch noch nachweisen, dass das Delfinfleisch absolut ungesund ist, weil es mit Quecksilber belastet ist. Außerdem wird es oftmals als Walfleisch verkauft, obwohl es nicht so gesund und hochwertig ist. Am Ende, nachdem er alle plausiblen Gründe ausgeräumt hat, stellt er die These auf, Japan würde nur deshalb nicht auf das Delfintöten verzichten, um sich dem Westen nicht fügen zu müssen, rein aus Prinzip also. Und dies klingt gar nicht mal so weit hergeholt, wenn man sich seine überzeugende Argumentation ansieht.
Des Weiteren wagt O`Barry einen Blick hinter die Kulissen der Walfangkommission, in der sich zahlreiche Länder, meist Karibikstaaten mit wenigen Einwohnern und noch weniger finanziellen Mitteln, auf die Seite der Japaner schlagen, weil sie korrumpiert werden. Spätestens hier gewinnt sein Film eine hohe politische Brisanz.
Immer wieder wird angeführt, wie brutal das Delfinschlachten abläuft, welche Qualen die Tiere erdulden müssen, wobei er auch Zoos und Delfinshows kritisiert, weil die Tiere nicht für ein Leben in Gefangenschaft geeignet sind. Hier können seinen Kritikern durchaus Zweifel kommen, doch die vergehen spätestens dann, wenn man am Ende sieht, wie sich eine ganze Bucht rot verfärbt, während das Delfinschlachten seinen Lauf nimmt. Die Aufnahmen entstanden selbstverständlich heimlich und haben mehr Überzeugungskraft als alle Argumente der Gegenseite, die zumindest dann und wann mal zu Wort kommt.
So hätte "Die Bucht" mit guten Argumenten und brisanten Bildern ein hervorragender Dokumentarfilm werden können, ein Musterbeispiel dafür, wie man ein Publikum überzeugt und effektiv für seine Sache wirbt. Doch O`Barry macht auch Fehler. Zum einen überspannt er den Bogen, wenn er uns den Delfin als ein Tier vorstellt, das hochintelligent ist, vielleicht sogar intelligenter als der Mensch, das uns etwas sagen, uns helfen könnte, wobei auch immer. Zum anderen verzichtet auch er nicht ganz auf ein gewisses Maß an Selbstdarstellung und zeichnet ein allzu heroisches Bild von sich und seinen Kollegen bei den Tierschützern. Angesichts seiner stringenten Argumentation hätte er beides nicht nötig gehabt.
Fazit:
Zwar rücken die Macher sich selbst und auch die Delfine in ein allzu positives Licht, was jedoch nichts an der Tatsache ändert, dass "Die Bucht" ein ausgezeichneter Dokumentarfilm geworden ist, der mit überzeugenden Argumenten und schauerlichen Bildern rund um das Halten und Töten von Delfinen zu Denken gibt.
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