Review

Von einem bösen Mädchen…26.02.2011

Im Leben der Familie von John und Kate fehlt nur noch eines: ein drittes Kind. Als dieses tot geboren wird, muß nach einiger Trauerzeit ein Adoptivkind aus dem Waisenhaus her. Das, lieber Leser, ist für mich unverständlich, zumal die beiden schon zwei wohlgeratene eigene Kinder haben, dazu noch Geld, ein schönes Haus, alles, was man braucht. Und siehe: wer den Hals nicht voll bekommt, halst sich große Probleme auf. Denn das Waisenmädchen Esther sieht nicht nur ein wenig altmodisch aus, sondern hat, wie sich im laufe des Films zeigt, auch nicht alle Latten am Zaun. Doch es dauert her lange, bis die neuen Eltern das böse Spiel des Mädchens durchschauen, und erst, als es schon fast zu spät ist, lernt Kate, wie es ist, mit einem Monster unter einem Dach zu leben – denn Esther ist keinesfalls das, was sie zu sein vorgibt.

Und schon kommen wir zum großen Knackpunkt des an sich hervorragenden Films, der bis etwa zehn Minuten vor Schluß alles richtig macht. Denn nach dem großen Finale, welches mit unerfreulichen Opfern einhergeht, erleben wir ihn wieder, den Moment der Auferstehung des vermeintlich toten Mörders, den Bruch zwischen Thriller und Action, den Umschwung, der den Gewohnheiten des abgestumpften amerikanischen Publikums geschuldet ist. Welch Vergeudung! Der Film hätte zehn Minuten kürzer sein müssen, dann hätte ich ohne Einschränkung Beifall gespendet. Denn der Streifen ist von Anfang an äußerst unbehaglich, erzeugt mit wenigen Mitteln und fast ohne Einsatz graphischer Gewalt eine sehr unheilvolle Atmosphäre, die den Zuseher nagelkauend in den Sessel preßt.

Dies ist neben der famosen Regie auch der Auswahl der Darsteller geschuldet, denn wir haben es hier mir recht unverbrauchten Gesichtern zu tun, die eben dadurch nicht von der intelligent gesponnen Geschichte ablenken. Großes Lob natürlich für die schon fast dämonisch wirkende Isabelle Fuhrman, der man alle Facetten des bösen Mädchens voll und ganz abkauft, samt der Auflösung des bunten Treibens. Schön auch sind die zahlreichen vermeintlichen Buh-Momente, die Kamera hinter der Schulter des Akteurs beim Blick in den Spiegel – und nie geschieht wirklich etwas grausiges, obwohl man das jedesmal, auch durch die Musik befördert, erwartet. Kurzum, intelligente Unterhaltung geht so wie dieser Film hier, und wäre nicht das völlig übertriebene Ende, dann wäre mehr drin gewesen als 8/10.

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