Review

kurz angerissen*


Christian Anders untermauert die einstmals mit Ed Wood gewonnene Erkenntnis, dass es sich mit gutem Trash wie mit gutem Wein verhält: Selbst wenn der Winzer kein Talent für seinen Beruf hat, muss er seine ganze Leidenschaft in die Rebfläche investieren, um nach Gärung einen Tropfen zu gewinnen, der es wert ist, dass man über ihn spricht. In seiner Multifunktion als Regisseur, Drehbuchautor, Komponist und Hauptdarsteller spiegelt sich bereits der bedingungslose Autoren-Anspruch des deutschen Barden, der bei der Realisation seiner Vision eines europäischen Martial-Arts-Epos unübersehbar vollständige Kontrolle anstrebt. Der hiermit demonstrierte Drang ist vielleicht schon einer der größten Nachweise von Leidenschaft.

Es sind somit nicht nur die Momente, in denen Anders den armen Irren in sich entdeckt, mit denen sein überambitioniertes Kampfsport-Debakel so sehenswert gerät, sondern auch und vor allem jene Situationen, in denen er Maß walten lässt. Das Bruce-Lee-Gejaule und die wahnwitzigen Trainingssequenzen (diese Bauchwelle...) beiseite geschoben, agiert seine Figur Frank Mertens hauptsächlich besonnen und mit vornehmer Zurückhaltung - so, wie man eine glaubwürdige Figur eben anlegen würde. Dass seine Gegner aus Karikaturen Spencer/Hill'scher Prägung bestehen, die anatomisch keinerlei Norm entsprechen, idolisiert den eigentlichen Helden der Geschichte nur noch mehr. In der Folge kann dieser problemlos zwischen zwei potenziellen Liebschaften hüpfen und sich Anfälle von Selbstmitleid oder körperlicher Schwäche erlauben, ohne dass sein Vorbildstatus darunter leiden würde.

Dass die seinerzeit auch im Westen erfolgreichen Kampfsportfilme dabei lediglich blass kopiert und mit Superlativen aufgeblasen werden (alleine der Titel ist eine Übertreibung sondergleichen), soll den Elan des Machers nicht stören, während er an der Statue seines blonden Engels feilt. Uns könnten allenfalls ein paar Längen stören, die sich daraus ergeben, dass ein echtes Epos eben nicht nur aus fliegenden Fäusten bestehen kann, sondern auch die Tiefe im Inhalt sucht. Diesbezüglich fischt Anders erwartungsgemäß völlig im Dunkeln. Ihm bei dem hoffnungslosen Versuch zuzusehen, Erleuchtung zu finden, ist aber eine Qualität von ganz eigener Güte, die selbst der beste Wein vom besten Winzer nicht abzudecken vermag.


*weitere Informationen: siehe Profil

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