Wenn man sich vorher über den Film "The Hangover" schlau gemacht hat, dann wird die Erwartungshaltung schon enorm nach oben geschraubt. Auf der einen Seite, wird der Film im Moment noch in der Hitliste der 250 besten Filmen aller Zeiten auf der Internetseite
imdb gelistet und auf der Anderen wird die Komödie schon als Kultfilm gehandelt. Der Kinogänger darf also einiges erwarten, wenn man solche Informationen serviert bekommt. Nicht zuletzt kommt noch hinzu, dass der Film schon über 200 Millionen US Dollar eingenommen hat. Da bleibt also nur noch eine Frage offen: Ob denn dieser Film diese ganzen Lorbeeren überhaupt verdient hat?
Zwei Tage vor seiner Hochzeit fährt Doug mit seinen Freunden Phil und Stu und seinem zukünftigen Schwager Alan nach Las Vegas, um richtig einen draufzumachen: Diese Junggesellenparty wollen sie ihr Leben lang nicht vergessen. Doch als die drei Trauzeugen am nächsten Morgen mit dröhnenden Schädeln aufwachen, erinnern sie sich an nichts mehr. Ihre Luxushotelsuite ist ein Trümmerfeld, der Bräutigam spurlos verschwunden und zu guter Letzt haben alle noch einen mächtigen Filmriss und können sich an nichts mehr von der großen Sause erinnern.
Zugegeben, die Story hört sich nach einer x-beliebigen Klamotte an, wie sie jedes Jahr mehrfach ins Kino geschickt wird. Die beiden zuständigen Drehbuchautoren
Jon Lucas und
Scott Moore, die beide schon das Drehbuch zu einigen Filmprojekten geschrieben haben, waren bisher noch nicht wirklich in Erscheinung getreten, da Ihre Filme nun wirklich nicht der große Bringer waren. Weder der "
Womanizer" noch das alberne
Martin Lawrence Vehikel "
Rebound" gelten als gute Genreunterhaltung. Aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben und siehe da, hauen die beiden Komödienspezialisten ein Skript aus dem Ärmel wo ein hohe Gagdichte besteht.
Der Handlungsstrang ist wirklich gut aufgebaut. Die meisten Filme würden zeigen wie die vier Kerle die Nacht zum Tag machen und sich dann in aberwitzige Situationen stürzen. In diesem Fall wird klugerweise nicht nach Schema F vorgegangen sondern der Film beginnt damit, dass ein verwüstes Hotelzimmer als Ausgangsort dient und keiner der Beteiligten sich an das Geschehen von letzter Nacht erinnern kann. Zudem kommt noch dass der Bräutigam fehlt. Also wird sich auf eine aberwitzige Suche nach der vermissten Person gemacht. Erst ganz zum Schluss wird dem Zuschauer in Form von Fotos die Geschehnisse der Nacht näher gebracht und allein deswegen ist der Film schon sehenswert und übetrifft solche Gülle wie "
Date Movie" und Co.
Der Humor ist immer präsent und die Sprüche und Aktionen wissen zu unterhalten. Es sind wirklich viele neue Ideen dabei und auch das Tempo wird hochzuhalten versucht. Die Humor variiert zwischen Themen über Sex, menschliche Dummheit und Drogen. Manchmal sind die gesprochenen Wörter ziemlich hart aber diese werden so sympathisch rüber getragen, dass man einfach lachen muss. Das Ganze wirkt auch sehr unverbraucht und kommt nicht so verblödet daher wie beispielsweise "
Dude, where's my car?"
Für viele ist es endlich auch mal eine Abwechslung zu den sich häufenden
Seth Rogen Filme wie "
Knocked Up" oder den Filmen von
Adam Sandler ("
Klick"). Endlich bringt die Hollywoodschmiede auch noch andere Hits hervor. Einen Wehrmutstropfen hat der Film aber doch, denn größere Lacher bleiben doch eher eine Seltenheit. Ein bis zwei Schenkelklopfer sind dann doch zu wenig.
Dazu kommt noch, dass dem Film im letzten Drittel ein wenig die Puste ausgeht und die hohe Gagdichte nicht mehr ganz halten kann. Jedoch hat "The Hangover" noch ein Ass im Ärmel denn die Geschichte wird spannend herunter gekurbelt und der Zuschauer weiß bis zum Ende hin nicht, wo der Vermisste geblieben ist. Man sollte jetzt aber auch keine Thrillerspannung à la "
Breakdown" oder ähnlichem erwarten.
Dass der Film so gut weggekommen ist, liegt zum Einen auch daran, dass mit
Todd Phillips ein Genreerprobter Regisseur hinter dem Projekt stand. Phillips hatte erstmals mit der Teenie-Komödie "
Road Trip" auf sich aufmerksam gemacht und mit "
Starsky & Hutch" einen weiteren Hit gelandet. Der auch als Pokerspieler erfolgreiche Dirigent musste jedoch mit dem miesen "School for Scroundels" eine Bauchlandung hinnehmen und wurde erstmal nur für das Fernsehen engagiert, ehe er den Bombenhit "The Hangover" raushaute. Dieser kommt allerdings nicht so lustig daher wie "
Old School", der weiterhin Phillips bester Film bleibt.
Das Budget wurde mit ca 35 Millionen Dollar relativ knapp gehalten und auch die Darstellerriege sieht auf dem ersten Blick sehr unbekannt aus. Einzig allein
Heather Graham ("
Boogie Nights") wird dem Ottonormalverbraucher ein Begriff sein. Die Rolle des Bräutigams wurde
Justin Bartha übertragen, der schon in den Schatzsucher Filmen "
Vermächtnis der Tempelritter" und dessen Nachfolger als Sidekick von
Nicolas Cage ("
Face/Off") agieren durfte. Leider ist seine Rolle nur am Anfang und am Ende präsent, da seine Person von den Kumpels gesucht wird. Einer dieser Freunde ist der zynische Draufgänger Phil, gespielt von Shooting Star
Bradley Cooper ("
Yes Man"), der schon in dem Horror Erfolg "
Midnight Meat Train" in eine Hauptrolle schlüpfen durfte. Außerdem wird er in der Neuverfilmung vom "
A-Team" zu sehen sein. Dazu gesellt sich das Weichei Stu, welcher von
Ed Helms verkörpert wird. Dieser war unter anderem in den Serie "The Office" oder in Nebenrollen von "Evan Almighty" und "Semi-Pro" zu sehen. Zu guter letzt haben wir noch Allan übrig, der sich durch seine Schusseligkeit und Naivität zu einem wahren Gagbomber entfaltet.
Zach Galifianakis verkörpert diese etwas weltfremde Person par Excellence. Der Serienspezialist ( u.a. "
Reno 911") hatte sich auch schon in "
Out Cold" seine Sporen verdient.
Alles in allem haben wir zwar einen unbekannten Cast aber dieser geht in seinen Rollen wunderbar auf und leistet gute Arbeit. Allen voran Zach Galifianakis!
Jedoch vermisst man eine Identifikationsfigur, die einem nachhaltig im Gedächtnis bleibt wie etwa
Will Ferrell alias Frank the Tank.
Getragen werden die 100 Minuten Filmspaß von einem guten Soundtrack der sich aus Rockhits von den "Donnas" oder "Wolfmother" bis hin zu RnB Hits von Kanye West oder Rihanna zusammen stellt. Auch die Hauptdarsteller selber dürfen mal den oder anderen Song zum Besten geben.
Fazit: Sicherlich gehört der Film nicht zu den 250 besten Filmen der Welt aber Sympathie und Ideenreichtum kann man dem Film auch nicht abstreiten. Der Film ist spannend, hat gute Darsteller und der Kinogänger hat einiges zu lachen. Er ist wirklich mal eine gelungene Abwechslung zu den ganzen Teenie Filmen à la "
Miss March" oder Komödien aus dem Hause Happy Madison oder des Herrn Apatow. Jedoch schleichen sich im letzten Drittel ein paar Längen ein und auch größere Schenkelklopfer bleiben eher aus. Gegen ein gelöstes Kinoticket ist aber dennoch nichts einzuwenden.