Ins gleiche Horn zu blasen ist eigentlich immer langweilig. Gerade, wenn man eine Filmrezension verfasst zu einem Film, auf den man sich geeinigt hat. Es gibt solche Filme, da sind sich die Kritiker (und auch die breite Masse) einig, dass er einfach nur schlecht ist. Uwe Boll unterliegt solch einem Massenphänomen. Andersartige Meinungen werden mit einem Stirnrunzeln oder Schlimmeren abgetan. Allerdings gibt es auch Filme, die die breite Masse als positiv goutiert. Zu solch einem Phänomen gehört zur Zeit auch "The Hangover". Wie auch immer der Fall gelagert ist: am Besten einfach mal anschauen und eine eigene Meinung bilden. Und genau das habe ich gerade eben getan. Auch wenn das natürlich langweilig ist, komme ich nicht umhin in das gleiche Horn zu stoßen (und das ist natürlich überhaupt nicht sexuell gemeint), wie die meisten Kritiker vor mir. "The Hangover" ist eine großartige Komödie, die mit unverbrauchten Gesichtern, einem tollen Setting und einer originellen Prämisse aufwarten kann. Wenn die ganze Chose dann noch gut inszeniert und mit tollen Gags gespickt ist, kann man nicht umhin, von einem Anwärter auf den Titel "Komödie des Jahres" zu sprechen. Aber der Reihe nach... Aber, moment... Eben nicht!
"The Hangover" verfügt über eine enorm clevere Struktur. Der Film beginnt mit den Auswirkungen einer legendären (um Barney Stinson zu zitieren, der wohl seine helle Freude gehabt hätte) Nacht in Las Vegas, die so legendär gewesen ist, dass sich die Protagonisten an nichts mehr erinnern. Der Bräutigam in spe ist verschwunden und die körperlichen und materiellen Schäden geben den Beteiligten eine Menge an Rätseln auf. Mit dieser Ausgangslage werden die 3 Freunde alleingelassen und der Zuschauer deckt nach und nach auf, was in dieser Nacht denn so alles passiert ist.
Und diese Entdeckungsreise macht eine Menge Spaß. Der Humor ist an den passenden Stellen zotig, albern, aber auch auf cleverem Wortwitz basierend. Dass diese Zusammenstellung nicht selbstverständlich ist, beweist der Trailer zu "Dance Flick", der in meiner Vorstellung vor "The Hangover" gezeigt wurde. Die Wayans-Brüder haben sich nach den ersten beiden unsäglichen "Scary Movie"-Filmen das Genre des Tanzfilms zum Verarschen ausgesucht. Dass der Trailer nicht einen einzigen Lacher verursacht ist traurig und rückt die Leistung von Regisseur Todd Phillips ("Old School", "Starsky and Hutch") und seinem Team in das rechte Licht! Kein Wunder also, dass die breite Masse (sprich das amerikanische Publikum) aus "The Hangover" einen Überraschungshit gemacht hat. Qualität setzt sich eben doch manchmal durch!
Neben der frischen und temporeichen Inszenierung mit originellen Plot-Twists (ja, ihr Wayans, hier gibt es einen Plot) liegt der Erfolg auch an den Darstellern, die zum größten Teil noch nicht breitenwirksam in Erscheinung getreten sind. Bradley Cooper, Ed Helms, Justin Bartha (der allerdings über einen Großteil der Laufzeit verschwunden ist) und vor allem Zach Galifianakis spielen ihre Rollen als ungleiche aber dennoch verschworene Gruppe partywütiger Las Vegas - Touristen sehr gut. Gerade Galifianakis als merkwürdiger Zausel hat viele der Lacher auf seiner Seite und wird nach dem Erfolg des Filmes wohl eine Seth Rogen-mäßige Karriere feiern können. Heather Graham ist noch das bekannteste Gesicht auf der Leinwand und dazu auch ein äußerst bezauberndes. Gerade ihre Rolle wäre in einem Wayans-Filmchen wohl auf ein unwürdiges wie unvollständiges Frauen(abzieh-)bild verkommen, doch hier entsteht die Stripperin mit Kind und Herz, die zwar nicht die Hellste, aber dennoch ganz sicher nicht dumm ist! Auch die Nebenrollen sind hervorragend besetzt, dies trägt zum sympathischen, wie schrägen Gesamteindruck angenehm bei.
Das Problem von Komödien ist oft, dass die witzigsten Szenen im Trailer verbraten werden, doch der fertige Film nichts zusätzlich her gibt. Dies ist hier eindeutig nicht der Fall! Zwar sind einige der Highlights in dem großartigen Trailer zu sehen, doch der gesamte Film hält noch genügend Zwerchfelleruptionen bereit.
Auch, wenn es langweilig ist, ins gleiche Horn zu blasen und diesen Überraschungserfolg abzufeiern, bleibt mir hier gar nichts anderes übrig! Leichte Bauchschmerzen vom Lachen sprechen da eine eindeutige Sprache (ein Gefühl, dass ich seit "Verrückt nach Mary" nicht mehr hatte, denke ich). "The Hangover" ist bisher die Komödie des Jahres und ein Herausforderer um diesen Titel ist weit und breit nicht in Sicht...
Fazit:
9 / 10