Dies ist für mich einer der schönsten Filme aller Zeiten (und steht für mich auf einer Stufe mit "Vertigo" und die "Die Brücken am Fluss"). Er zeigt nicht nur die Virtuosität, mit der Pixar Geschichten zu erzählen versteht, nein, er zeigt generell, dass nur Pixar es zurzeit versteht, Geschichten allein mit Bildern und nicht nur über Dialoge oder gar Qequassel zu erzählen.
Schon bei "Wall-E" vollbrachten sie die Meisterleistung, die ersten 20 Minuten des Films vollkommen ohne Sprache fühl- und erlebbar zu machen. Bei "Oben" nun ist es die grandiose Anfangs-Sequenz, die in 5 Minuten ein ganzes Eheleben mit all seinen Freuden, Enttäuschungen und Widrigkeiten des Alltags zeigt. Ich schäme mich nicht, zuzugeben, dass ich im Kino von dieser Szene so ergriffen war, dass ich aus dem Weinen gar nicht mehr herauskam - und das hat mich ebenso sehr überrascht. Doch nie zuvor habe ich in einer anmutigeren Art erzählt bekommen, wie sich Träume zerschlagen können, nicht, weil sie vom Alltag emotional verdrängt werden, sondern weil im Alltag Rechnungen bezahlt werden müssen, um Dächer auszubessern, Krankenhausaufenthalte zu bezahlen oder Ähnliches.
Diese Sequenz legt die Stimmung der folgenden Filmhandlung fest. Und dementsprechend folgt die weitere Geschichte dem Finden von Träumen mit einer stark melancholischen Note. Schon alleine das und die Beschäftigung mit dem Tod ist für einen Trickfilm äußerst mutig. Zu welchem Schluss der Film dann kommt, ist ebenso emotional erzählt, wie die Charaktere liebevoll mit all ihren Macken gezeichnet sind.
Wer kann, sollte sich den Film übrigens im Original anhören, denn nur dort ist die Stimme von Russell und den Kinderfiguren wirklich zuckersüß. Zumindest die österreichische (!) Synchronfassung kann bei Carls noch mit dem Original mithalten.
15 von 10 Punkten.