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Ähnlich wie auch das kantonesische Kino, dass seine Gangstergrößen der vergangenen oder auch kurz zurückliegenden Zeiten Anfang der Neunziger in entsprechenden filmischen Beigaben porträtierte, so waren auch die Nachbarn und Kollegen aus Philippinen nicht verlegen, dies dem mit lokaler Prominenz ebenso bei zutun. Pflichten wollte man dabei zuallererst zwar doch den Polizisten in ihrem Dienst, deren Biographien vermehrt auf der Leinwand erschienen, den Gegenstücken in Form der Kriminellen wurde dennoch genug Raum und Zeit für ihre Betrachtung und die der Taten geboten. Contreras Gang dabei als ein Beispiel für Viele, angelegt als To Be Number One - Epos und auch von der Hauptfigur, die sich anfangs mit Lucky Luciano und Al Capone auf eine Stufe stellen will, mit derlei Höhenflug im Ansinnen:

Als dem eigentlich von Eltern aus gutsituierten Studenten Mario Contreras [ Edu Manzano ] nach einem weiteren Zwischenfall in der Freizeit auch der Zugang zur Universität verweigert wird, beschließt er, zusammen mit seinen Freunden Tony [ Rez Cortez ], Albert [ Dindo Arroyo ], Ricky [ Kevin Delgado ], Bong [ Willie Revillame ] und Edwin [ Eric Francisco ], den Lebensunterhalt auf andere und schnellere Art und Weise zu verdienen. Ein scheinbares Kidnapping von Ricky und der Anruf bei dessen Eltern bringt mit dem so ergaunerten Lösegeld das Startkapital, bald stehen Überfälle auf Geldtransporter, weitere und dann tatsächliche Entführungen und andere Untaten auf dem Plan. Dabei erregt man schnell die Aufmerksamkeit der Polizei, angeführt von Tenyente Lazaro [ Monsour Del Rosario ], mit dem sich auch eine private Fehde ergeht. Schwachpunkt von Contreras, der seine Unternehmungen ansonsten minutiös, mit langer Vorbereitung und Ausweichalternativen plant, sind besonders seine Freundin Nanette [ Christina Gonzales ] und die zerstörte Beziehung zur eigenen Familie, gerade dem Vater [ Romeo Rivera ], Oberhaupt, bisherigem Geldgeber und auch mächtigem Widersprecher der verbrecherischen Karriere.

Immer wieder schön zu sehen ist dabei, dass im Pinoy Action Cinema zwar theoretisch auch den Grundzügen einer Erzählung, dem Dreier- oder auch Fünferaufbau des Dramas gefolgt und schon der rote Faden problemlos zu erkennen ist. Die Dramaturgie selber in seiner Reihenfolge oder auch den Erläuterungen dazu nicht ständig auf Schritt und Tritt folgt. So wird hier der Anfang der Gangsterkarriere nur dem Zufall und dem Ex und Hopp geschuldet, und ist nach der ersten Tat, die im Grunde nur ein (nicht ganz) harmloser Streich im spätpubertären Größenwahn ist, der zweite Schritt schon direkt mittendrin im Geschehen. Zuerst nur eine schlechtere Gaukelei, ein Vortäuschen von Tatsachen, die so nicht existieren, aber trotzdem zum Ausnutzen von Angst und dem Ertrag des schnellen Geldes dienen. Dann schon das Großaufgebot einer beinahe militärischen Einheit, eine Klein- und gleichzeitig Privatarmee, die mit genug Mann und Munition und schusswütig im freien Felde agiert.

Auch später wird das Budget und der gebotene Aufwand damit gut angelegt, in der Hetzjagd und dem Kesseltreiben oft mehr geklotzt als gekleckert, Autos und ganze Häuser gesprengt, eine Verfolgungsjagd im Feierabendverkehr in die Einbahnstraße gelenkt, der Dienstwagen eines zu nah kommenden Polizisten kurzerhand vom Dach eines Parkhauses geschubst und das Gerichtsgebäude von innen heraus unter Beschuss genommen. Hier noch zur Hochzeit des Actionkinos und so auch des verantwortlichen Regisseurs Pepe Marcos, der nur wenig später nur noch mit einem Bruchteil der Finanzen, demzufolge viel verbalem Drama statt dem kinetischen Aufruhr und teils gar seltsamen erzählerischen Anwandlungen, die eher Fragezeichen als Verzücken auslösen auskommen muss.

Das Drehteam ist im Grunde hier schon dasselbe, nur die Möglichkeiten noch besser und mehr, sorgt Vielschreiber Humilde 'Meek' Roxas für die diverse Szenarien des kriminellen Tuns, die vereinzelten Konfrontationen mit der Polizei, ob nun korrumpiert oder doch edel im Sinn, und die folgerechten Scharmützel zwischen den schwerbewaffneten Gaunern und der dann doch einmal motivierten, aber eindeutig die zweite Geige spielenden Ordnungshütereinheit. Eskorten werden überfallen, der Staatsfeind Nummer Eins beim nachlässigen Einkaufsbummel im vollgepfropften Shoppingcenter versucht zu stellen; allesamt eher aufwändiger angelegte Aktionen und Stuntszenen, vom gewohnten Choreographen Baldo Marro überwacht und etwas erwachsenen als üblich, dass heißt aber auch: ohne die Extreme im Abschluss montiert.

Denn begrifflich, (nicht immer graphisch) ist das hier eher der Mainstream, mit dauernder Charakterisierung der gespaltenen, um Empathie heischenden Hauptfigur, die zwischen zwei Leben zerrissen und für beide so richtig nicht geschaffen ist. Die Familie wurde im Streit und Zorn aufgegeben, dennoch zieht es ihn mehrmals, dann aber permanent zum Streit mit dem Vater, der das schlechte Gewissen und die Moral personifiziert, zurück. Das Gangstertum selber erreicht zwar bald gar terroristische Auswüchse – eine ausgeführte Bombendrohung und die prompt folgende Sprengung entstand aus bloßer verletzter Eitelkeit –, und erfährt auch viel Öffentlichkeit in der Gesellschaft, ist aber doch fern vom angestrebten Ruhm und schließt sowohl die Rückkehr zu eigenen als auch die Bildung einer neuen Familie mit der Freundin aus. Die Mär ist nicht neu, formuliert und dargestellt hier überaus solide – [Manzano und Del Rosario haben anschließend in Magkasangga sa batas (1993), der originalen philipinischen Fassung der international als Lethal Panther 2 vermarkteten HK-Fassung noch einmal die Klingen gekreuzt] –, mit vielleicht ein wenig Zurückhaltung und so nicht dem komplett durchschlagenden Gewinn.

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