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Neben "Die drei Musketiere" oder "Der Mann in der eisernen Maske" zählt auch "Der Graf von Monte Christo" zu den Aushängeschildern von Alexandre Dumas. Es folgten etliche Verfilmungen, hier nahm sich Jay Wolpert (The Lot, Fluch der Karbik) der berühmten Geschichte an. Um Regisseur Kevin Reynolds (Rapa Nui, Robin Hood) war es seit dem großen Krach mit Kevin Costner um "Waterworld" sehr ruhig geworden, fünf Jahre ließ er sich nach "187" Zeit, bis er sich schließlich bei "Monte Cristo" auf den Regiestuhl setzte. Herausgekommen ist eine im jeden Fall brauchbare Verfilmung, auch wenn man aufgrund der recht kurzen Laufzeit (in Relation zur Geschichte) nicht ins Detail gehen kann.

1814: Gerade wurde Edmond Dantes (Jim Caviezel) von seinem Vorgesetzten zum Captain befördert, da wird er von Staatsdiener Villefort (James Frain) des Hochverrats bezichtigt. Und zwar bekam Edmond auf Elba einen Brief von Napoleon Bonaparte, welcher an einen französischen Spion gerichtet ist. Da es sich hierbei um ein Familienmitglied von Villefort handelt, spinnt er zusammen mit Edmonds bestem Freund Fernand Mondego (Guy Pearce) ein Komplott. Edmond landet auf Chateau d´If, während Mondego seine Geliebte Mercedès (Dagmara Dominczyk) heiratet. Dreizehn Jahre verbringt Edmond in Gefangenschaft, die er nur dank des gelehrten Abbé Faria (Richard Harris) überlebt. Abbé lehrt Edmond alles was er weiß, währenddessen graben sie einen Tunnel in die Freiheit. Schließlich kann Edmond entkommen und rettet dem Plünderer Jacopo (Luiz Guzmán) das Leben. Der ist ihm somit auf ewig verpflichtet und hilft Edmond bei seinem Rachefeldzug. Durch Abbés Schatzkarte ist er bald ein reicher Mann und tritt als der Graf von Monte Cristo auf.

Jeder kennt diese Geschichte und somit ist es auch teilweise zu verschmerzen, wenn Wolpert gewisse Phasen ziemlich abgekürzt hat. Aber erfreulicherweise haben wir es hier mit einem altmodischen Genrevertreter zu tun, der wesentlich teurer aussieht, als er war. 35 Millionen Dollar ist für solch einen Film keine Summe, gedreht wurde auf Malta und in Irland, was uns Reynolds dank der üppigen Ausstattung gut als Frankreich verkaufen kann. Für authentische Sets ist also schon mal gesorgt und auch die einzelnen Stationen von Edmond arbeitet Reynolds gut ab. Dabei liegt der Fokus nicht auf irgendwelchen Actionszenen, schon der Auftakt mit der Konfrontation zwischen Edmond, Mondego und Napoleons Wachen ist sehr kurz gehalten. Dafür dauert es auch nicht lange, bis Edmond von seinem eigenen Freund verraten wird, der besonders hinter Mercedès her ist. Villefort dagegen will durch ein Familienmitglied, welches als Spion für Napoleon tätig ist, nicht an den Pranger geraten. Auch der neidische Danglars (Albie Woodington), welcher nicht unter Edmond als Captain dienen will, ist an dem Komplott maßgeblich beteiligt. Edmond wird unschuldig auf Chateau d´If verbannt, für diese Schlüsselpassage nimmt man sich erstaunlich viel Zeit. Der ungebildete Edmond lässt sich hier vom Mithäftling Abbé Faria ausbilden, zusammen versuchen sie auch einen unterirdischen Tunnel Richtung Freiheit zu graben. Bis Edmond hier in einer spektakulären Aktion die Flucht gelingt, ist schon fast die erste Halbzeit rum.

Dafür muss Reynolds jetzt ein bisschen Tempo machen, somit gibt es den Fund des Schatzes und die Einführung des neuen Grafen von Monte Cristo im Schnelldurchlauf. Auch der Teil mit Edmonds Rache musste darunter ein wenig leiden und trotzdem schleichen sich gelegentlich kleine Längen ein. Trotzdem ist die Verwandlung von Edmond in einen Racheengel, der sogar ein Kind dazu quasi missbraucht, recht gelungen. Doch man merkt deutlich, dass hier einige Details fehlen, welche Reynolds durch kleinere Kämpfe wieder kaschieren möchte. So widmet man der Überführung von Danglars und Villefort zu wenig Zeit, während die Lovestory zwischen Edmond und Mercedès zuviel Aufmerksamkeit erhält. Der Überraschungseffekt in gewissen Szenen fehlt natürlich, da man die Geschichte schon kennt, beispielsweise dass Albert (Henry Cavill) eigentlich Edmonds Sohn ist. im zu versöhnlichen Happy End übertreibt man es dann ein wenig, während der finale Zweikampf zwischen Edmond und Mondego gelungen ist. Jim Caviezel (Unknown, Highwaymen) ist als Monte Cristo eine gute Wahl, aber dennoch gelingt es Guy Pearce (Memento, L.A. Confindential) mit einer herrlich fiesen Performance dies zu toppen. Richard Harris, Luiz Guzmán und Michael Wincott aind ebenfalls sehr gut gewählt.

Für manche mögen einige Kürzungen negativ aufstoßen, auch die Gewichtung gewisser Phasen hätte man teilweise besser lösen können, besonders um kleinere Längen ganz zu vermeiden. Aber insgesamt gesehen hat Reynolds einen guten Job gemacht und lässt die kurzen Kampfszenen nie zu Gunsten der Unterhaltung ausarten. Ausstattung, Score und Darsteller sind erste Sahne.

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