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Zac Efron, bekannt geworden als singender und tanzender "Highschool-Musical" Boy, mimt in Richard Linklaters "Me and Orson Welles" das "Me" - und nimmt damit die zentrale Stelle ein, aus der der Film die Theaterszene im New York 1937 beschreibt. Auch hier ist er ein Highschool-Boy, der sich im Shakespeare-Unterricht langweilt, heimlich mit dem Vorortzug in das New Yorker Zentrum fährt und dort zufällig eine kleine Rolle in Orson Welles' Inszenierung des "Julius Cäsar" ergattert.

Angesichts des jugendlich glatten Gesichts Zac Efrons, scheint dieser als Ausgangspunkt gewagt, um eine Figur wie Orson Welles (Christian McKay) und seine revolutionäre Shakespeare-Umsetzung am Mercury-Theatre filmisch näher zu bringen, aber dieser Schachzug erweist sich als richtig. So genau diese Aufbruch-Phase 1937 auch dokumentiert sein mag, so spekulativ bleiben die inneren Abläufe einer solchen Inszenierung und so bekannt Orson Welles auch bis heute ist, so interpretierbar bleiben seine Verhaltensmuster.

Linklater verbindet die bekannten Fakten - Welles sehr freier Umgang mit dem weiblichen Geschlecht, von dem er sich auch nicht durch die Schwangerschaft seiner damaligen Frau abhalten ließ, seine diktatorisches Verhalten als Regisseur und seine Nebenfunktion als Hauptdarsteller einer Hörspielreihe - mit dem, was schon seit "Dazed and confused" 1993, seine größte Stärke war - dem Vermitteln eines Lebensgefühls. Der naive Richard Samuels (Zac Efrons) stolpert staunend in eine Welt, in der sich alles um Kunst zu drehen scheint. Die erste intensive Begegnung - neben Orson Welles - ist entsprechend prägend, denn die Regieassistentin Sonja Jones (Claire Danes) wirkt nicht nur cool, sondern ist auch sehr freundlich, weshalb der 17jährige sich gleich in sie verliebt.

Die Realität in seinem Vorort scheint angesichts der Ereignisse im hippen New York ewig weit weg zu sein, womit Richard genau die Bewunderungshaltung einnimmt, die Orson Welles ganz selbstverständlich für sich erwartet. Dass hinter den Kulissen mit harten Bandagen gekämpft wird, dass Orson Welles vor allem sein Ego und damit seine Inszenierung im Blickpunkt hat, und das auch die anderen Beteiligten - selbst die Richard zugeneigte Sonja - ihren eigenen Vorteil suchen, muss der junge Mann teils schmerzlich erfahren, aber gerade seine Figur und die Leichtigkeit, mit der Linklater die Ereignisse bis zur Aufführung erzählt, nehmen dem Ganzen auch wieder eine zu kritische Sichtweise.

Denn daran ist Linklater keineswegs gelegen, der in einem fulminanten Ende Teile der Aufführung des "Julius Cäsar" nachempfindet - und dem die Bewunderung für Orson Welles und für diese Leistung jeder Zeit anzumerken ist. Hinter diesen letzten, beeindruckenden Szenen, scheint die Geschichte um Richard zu verblassen. Beinahe bekommt man den Eindruck, es wäre nichts wirklich Wesentliches in der Phase zuvor geschehen. Aber das ist so gewollt, denn "Me and Orson Welles" wird zu einer fließenden Bewegung, einem Zeitbild, in dem sich realistische Fakten und Fantasie zu einem Konglomerat verbinden, dass ein genaues Gefühl für diese Phase in New York vermittelt - man wäre gerne mit dabei gewesen, so wie Richard (8/10).

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