Weltklasse Asiatisches Kino!
Bei "My Sassy Girl" geht es um den lausigen Studenten Gyeon-Woo, der abends auf dem Heimweg einer betrunkenen jungen Frau das Leben rettet. Was er bis dahin noch nicht weiß: sie ist so etwas wie eine Cholerikerin - und er wird sie so schnell nicht mehr loswerden. Ständig wird er von ihr geschlagen, gedemütigt und ausgenutzt. Doch da sie optisch sein Typ ist, lässt er all das über sich ergehen – tatsächlich entwickelt sich zwischen den beiden so eine Art platonische Beziehung. Vor allem aber wittert er, dass unter ihrer harten Schale ein verletzlicher und sehr verletzter Kern steckt. Diese tief in ihr sitzende Trauer zu lindern, macht er sich zur Aufgabe. Genau diese Trauer aber, wird relativ schnell zu einer schweren Bewährungsprobe für die Beziehung zwischen den beiden.
My Sassy Girl ist ein Mix aus Lovestory, Comedy, Romanze, Drama, ein klein bisschen Action und einer Prise Science Fiction. Unglaublich aber wahr, dass dieser Genre-Mix funktioniert. Und zwar viel besser, als jeder Meg-Ryan-, Sandra-Bullock- oder Julia Roberts-Streifen, den ich bislang gesehen habe. Aber überzeugt euch selbst. Dieser Film wird euch fesseln, von der ersten bis zur letzten Minute (abgesehen von einer Stelle mittendrin, dazu s.u.), und das bei einer Gesamtlänge von 137 Minuten (Directors Cut).
Dies ist in erster Linie den liebenswerten Darstellern zu verdanken. Ich muss zugeben, dass ich anfangs nicht wirklich etwas mit Cha Tae-Hyun (spielt Gyeon-Woo) anfangen konnte, zu übertrieben wirkten seine Mimiken zunächst auf mich, fasst schon comichaft, aber nach einer Weile merkte ich, dass es zu dem Film passt, und ziemlich schnell wurde er für mich dann doch zum Sympathieträger; gerade dadurch, dass er immer und immer wieder unter den Sticheleien des Mädchens, dass übrigens den ganzen Film über nicht einmal beim Namen genannt wird, zu leiden hat, und das Alles mit engelsgleicher Geduld hinnimmt.
Sehr schön gelungen sind auch die plötzlich eintretenden Wendungen in der Handlung. Diese sind zwar teilweise recht ungewöhnlich, wirken aber nie gekünstelt oder unglaubwürdig. Dies ist vermutlich z.T. dem Umstand zu verdanken, dass die ganze Handlung auf einer wahren Begebenheit beruhen soll, die von einem Jungen im Internet veröffentlich wurde, und dadurch erstmals die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich zog.
Das einzige Manko des Films ist die Szene mit dem Soldaten. Sie ist meiner Meinung nach zu lang. Als Abhilfe dient hier die Kinofassung (ca. 124 min.), die aber einige andere Nachteile gegenüber dem Directors Cut hat.
Abgesehen davon aber ist der Film uneingeschränkt zu empfehlen, nicht nur den Fans des asiatischen Kinos. Dieser Meinung ist man in Hollywood auch, weshalb es in Zukunft ein Remake dieses Films geben soll. Dass dieses aber auch nur annähernd an das Original heranreichen wird, möchte ich doch stark bezweifeln.
10/10