Review

Über zwei Stunden Spielzeit sind für einen Romantikfilm ziemlich lang. Doch bei "My Sassy girl" (mein freches Mädchen) langweilt man sich keine Sekunde. Zu interessant ist der Umgang zwischen dem so ungleichen Paar, zu spaßig die Einfälle, zu unvorhersehbar die Ereignisse.

Auch wenn dieser Film nicht nur den Koreanern sondern auch uns Europäern erstklassige Unterhaltung bietet, bleibt doch nicht zu leugnen, dass Menschen, für die das asiatische Kino eine neue Erfahrung ist und die im Bereich der Romantikkommödien vorrangig Exemplare aus Hollywood zu Gesicht bekamen - dass diese Menschen sich an den Film gewöhnen müssen. Das liegt vor allem daran, dass die Verhaltensweisen einiger Charaktere etwas befremdlich wirken und der Film eine eigentümliche Art hat, seine Geschichte zu erzählen.

Zum Inhalt selbst ist es denke ich nicht nötig, Worte zu verlieren - eine richtige Geschichte im eigentlichen Sinne gibt es sowieso nicht, der Film basiert vielmehr aus aneinander gereihten Szenen, die aber durchaus einen Bezug zu einander haben. Langweilig wird es dadurch also in keinster Weise, ganz im Gegenteil.

"My Sassy girl" hat eine reale Vorlage. Das merkt man auch sofort, denn alles wirkt unglaublich echt. Die schauspielerische Leistung der beiden Hauptdarsteller ist brilliant. Man möchte ständig wissen, wie sich das Verhältnis der beiden entwickeln und welches Hindernis sich als nächstes zwischen sie stellt. Die hohe Realitätsnähe ist ein großer Pluspunkt, denn jegliche Aufgesetztheit oder Künstlichkeit und übertriebenes Verhalten wird dadurch schon von vornherein ausgeschlossen.

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass es (fast) nie kitschig wird. Die sonderbare Beziehung der beiden basiert nämlich nicht auf Zärtlichkeiten und Liebkosungen sondern auf Schlägen und Morddrohungen (die natürlich nicht wirklich ernst zu nehmen sind). Das hört sich nicht nur sehr schräg an, es IST schräg. Das Mädel ist auf der einen Seite also ein richtiges, sehr schwer umgängliches Biest, auf der anderen Seite aber wieder zuckersüß und lieb. Diese Mischung und die im Laufe der Zeit immer deutlicher werdene Zuneigung der beiden zueinander, macht den Hauptreiz dieses Filmes aus. Es gibt viele Stellen an denen man meinen möchte, das Eis wäre nun entgültig gebrochen, doch stets täuscht man sich.

Es gibt einen weiteren Pluspunkt in diesem Film: die eingestreuten Action-/Fantasysequenzen. Das Mädel ist nämlich nicht nur durchgeknallt und schlagfertig im wahrsten Sinne des Wortes, sondern schreibt auch Geschichten, die von blühender Fantasie nur so strotzen und die in kurzen Szenen visuell untermalt werden. Diese Szenen sind kurz aber knackig und zudem noch gut choreographiert. Erwartungsgemäß geht es darin auch nicht um romantisches Geschnulze sondern um zünftige Action.

Nach all diesen Lobpreisungen gibt es natürlich auch einen kleinen Minuspunkt. Die Art und Weise, wie die Eltern von Gyeon Woo ihn behandeln ist schon etwas seltsam, insbesondere die Mutter die in ständig mit dem nächstbesten Gegenstand aufgrund von Lappalien verprügelt - aber wer weiß, vielleich ist das auch der Grund, warum er sich die Schäge von seinem Mädchen so ausdauernd gefallen lässt, ohne völlig durchzudrehen. Zudem ist im Director's Cut die Szene mit dem Soldaten etwas zu langatmig und uninteressant. Und auch ein wenig unglaubwürdig, denn der Soldat wirkt sehr unreif.
Das ist aber auch schon alles was es von meiner Seite aus zu bemängeln gibt.

Fazit:
Ich habe mir den Film aufgrund von den sehr positiven Reviews auf dieser Seite angesehen und muß feststellen es hat sich voll und ganz gelohnt. Eine sehr realitätsnahe, natürliche Kommödie, die erfrischend anders ist und der es trotz vieler Schläge und Gemeinheiten nie an Gefühl fehlt und die die innige Bindung der beiden Hauptprotagonisten vortrefflich darstellen kann. Und dass, obwohl sich die beiden körperlich im ganzen Film nicht näher kommen, keinen Sex haben, ja sich nicht einmal küssen. Grandios!

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