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Italien. Giulio Andreotti. Er war 25 Mal Minister. Er war 7 Mal Premierminister. Er wurde 29 Mal angeklagt wegen diverser Dinge und er wurde 29 mal freigesprochen! Ihm wurde unterstellt Kontakte zur Mafia gehabt zu haben, und diese auch ausgiebig genutzt zu haben. Man vermutet er habe die Ermordung von über 200 Menschen befohlen, weil sie seiner Karriere, oder seinem Tun, im Weg standen, dabei wurden obendrein über 800 Menschen verletzt. Er ist klein, unscheinbar und hat einen Buckel, aber Italien hasst und liebt ihn zugleich ? und das über ganze vier Jahrzehnte.

Der Film "IL DIVO" zeigt uns eine wahre Geschichte, gespickt mit Vermutungen und Mutmaßungen, die sich aber im Laufe der Story für den Zuseher als unangenehme Wahrheit entpuppen. Bewiesen ist von alldem bis heute nichts, aber wenn man sich den italienischen Machtapparat der damaligen (teils auch der heutigen) Zeit so ansieht, kann man sich denken, dass es sicher nicht viel anders abgelaufen ist, als Regisseur Paolo Sorrentino aufzeigen möchte. Und man muss sagen, dies ist ihm sagenhaft gelungen!

Die komplette Inszenierung dieses Polit-Thrillers ist gänzlich untypisch aufgezogen. Die Kameraarbeit ist herausragend, und spielt geradezu mit Stilmitteln wie Zeitlupe, Nahaufnahmen von Gesichtern, eingeworfenen Textzeilen und langen Kamerafahrten. Dazu ist alles weitgehend in Brauntönen gehalten, was lediglich in Rückblenden der Morde oder anderen Szenen unterbrochen wird. Die Auswahl der Musik ist so passend wie sie unpassend ist. Von klassischen Stücken, über englische Pop-Stücke bis hin zu Trios "Da Da Da" im Abspann ist alles vorhanden, und fügt sich ein wie in einem Guss.

Die Darsteller sind spitze gewählt und agieren ebenso fabulös. Allen voran Hauptdarsteller Toni Servillo (uns bekannt aus "Gomorrha"), der Andreotti nicht spielt, denn er IST Andreotti! Sein Aussehen, seine Bewegungen, alles spiegelt die Macht, den Feinsinn und den Humor des "schwarzen Papstes" wieder. Und das führt uns auch schon zu dem Punkt, der die Inszenierung perfektioniert: Der Film ist kein lahmes Politschauspiel. Humoristische Untertöne sind ebenso zu vernehmen wie die Anklagenden, welche die eigentliche Ungeheuerlichkeit der ganzen Szenerie verdeutlichen!

Der fehlende Punkt zur vollen Wertung resultieren lediglich daraus, dass es in diesem Werk bei einem zweiten und dritten Ansehen sicher noch einiges zu entdecken gibt. Durch die Fülle an Namen, Aktionen und Verwicklungen ist es schier unmöglich, dies alles beim ersten Mal zu realisieren. Einer der besten politischen Thriller, die ich je gesehen habe.

Noch ein paar Worte zur Blu-Ray:
Das Bild bewegt sich nahezu durchgehend auf sehr gutem Niveau! Die Farben sind satt, der Kontrast genau richtig und es taucht lediglich in ein paar Szenen eine gewisse Körnung auf, die ich aber auf das da verwendete Material zurückführe.
Der Ton ist ebenso gut gelungen und bietet in allen Bereichen was auf die Ohren. Sei es vom dumpfen und brummenden Sub oder aus den Rear-Boxen. Satt und sauber abgemischt.

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