Review

Nanu? Mutiert Steven Seagal plötzlich zum Sportsmann und verkörpert einen Torwart?
Selbstverständlich nicht, denn er bleibt seinem Steckenpferd treu und mimt einen ehemaligen Cop mit viel Herz, - mit so viel Mimik, wie ihm in den letzten zehn Streifen zusammen nicht abverlangt wurde. Wollen wir mal nicht hoffen, dass er noch zum Charakterdarsteller mutiert, wie beispielsweise Jean-Claude van Damme…

Der Einstieg macht Seagal-Fans allerdings stutzig: Der Held wird in seiner ersten Szene vom korrupten Kollegen während eines Einsatzes niedergeballert, - folgt nun nach den unsäglichen Body-Doubles der vorzeitige Rückzug als Schauspieler mit minimalen Fünf-Minuten-Einsätzen? Nö, Glück gehabt, Roland (Seagal) überlebt wie durch ein Wunder, doch nach langem Aufbautraining mit Pillen und Messerwerfen wird er aufs Undankbarste aus dem Polizeidienst geworfen.
Auch kein Problem, denn es folgt der Umzug von L.A. nach Texas, denn ein alter Freund benötigt Roland dringend als Leibwächter für Töchterchen Nikita, während die Entführer bereits sinistre Pläne schmieden…

Die schlichte, aber stringent aufgezogene Story widmet sich primär der Hauptfigur, mit der Seagal auch mal seine zwischenmenschlichen Nuancen einbringen darf. Freundschaft, Vertrauen, aber auch familiärer Halt sind Werte, die am Rande vermittelt werden und streng betrachtet, wird sogar dem soziokulturellen Anspruch Genüge getan, denn die Guten integrieren und mögen Mexikaner, während die Bösen selbige erschießen wollen.
Auf der anderen Seite lernen wir, dass aufstrebende Boxer mit ihrem Ruhm nicht umzugehen wissen und käuflich sind und dass Polizisten in Texas doch nicht durchweg aus Rednecks mit Cowboyhüten bestehen.
Auf den ersten Blick mischen eine Menge Leute mit, doch die Simplizität des Storygerüsts behält sich etwaige Twists vor, - wer also auf Anhieb eine Figur mag, wird sich in dieser kaum täuschen, denn über ordentlich kalkulierte Routine kommt das Skript wiederum nicht hinaus.

Anderweitig ist es annähernd optimal auf Seagal zugeschnitten, lediglich ein Quäntchen Humor fehlt dem Ganzen.
Super unterhaltsam gestalten sich natürlich diese Interventionen des Helden, sobald er ein Unrecht wahrnimmt: Kurz dazwischen gegangen, einen coolen Spruch eingebracht und mit wenigen Handgriffen sind die Gegner schachmatt gesetzt, sei es im Club, in dem die zu Bewachende schräg angemacht wird oder bei der hübschen Verwandten des mexikanischen Fahrers. Seagal stolziert, brabbelt kurz und handelt, - legt auch selbst wieder Hand an und wirkt innerhalb des ansonsten eher nicht so körperbetonten Treibens durchaus glaubhaft.

Im Gesamtbild kommt die Action allerdings ein wenig zu kurz, welche zwar einige blutige Schießereien verfeindeter Lager einbindet und auch mal eine Autoverfolgung liefert, doch zwischenzeitlich mangelt es ein wenig an visuellen Highlights, da auf handwerklicher Ebene ein solides, aber unauffälliges Programm abgespult wird.
Immerhin: Einige blutige Schussverletzungen und das Andeuten diverser Brüche sind zu verzeichnen.

Es geht also um einen Leibwächter, einen Verräter in den eigenen Reihen, eine Entführung, einen nicht immer hilfreichen Transponder, um ein an Paris Hilton angelehntes Partyleben, den finalen Austausch zwischen Entführter und bestimmten Werten und einen Fels in der Brandung, der in Form des Bodyguards Roland durchaus Sympathien auf sich zu ziehen weiß.

Als reiner Actioner ein wenig lahm und altbacken in Szene gesetzt, vermag der Streifen für eingefleischte Fans des Actionhelden mit Sicherheit zu punkten, denn auch wenn der Storyverlauf kaum überraschen kann, ist die Figurenkonstellation, nicht zuletzt aufgrund tauglicher Mimen, halbwegs beschaulich angelegt. Ohne jeglichen Anspruch herangegangen (was Seagal-Filme grundlegend voraussetzen), ein recht unterhaltsamer Zeitvertreib.
Knapp
7 von 10

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