Der Dicke Mann schlägt wieder zu...16.01.2010
Schon wieder ein Film mit Steven Seagal...das Cover der Deutschen Ausgabe ist schlimm, viel schlimmer aber noch, daß der Streifen in England in einem Triple-Pack erschienen ist, zusammen mit dem Vorläufer Driven to Kill und dem Nachfolger A Dangerous Man. Dieses Triple-Pack auch noch zu einem unglaublich günstigen Preis...das kann doch nichts sein, zumal ich den Vorläufer auch nicht so gut fand. Aber man gibt ja allen eine Chance, und dem dicken Mann sowieso, denn der erinnert einen an die seligen Blütezeiten des Actionfilms. Und siehe da, es lohnt sich - denn dieser Film ist in meinen Augen das bisher beste seiner zahllosen Werke aus der Spätphase seines Schaffens. Sicher ist die Handlung weder neu noch wirklich packend, sicher ist die darstellerische Leistung aller Beteiligten irgendwo im Mittelmaß angesiedelt, aber Seagal macht hier eines richtig - er versucht gar nicht erst, wieder den flinken Aikidomann der Jugend zu geben, sondern paßt sich seinem einfach mit den Jahren gestiegenem Leibesumfang an.
Hier sehen wir ihn als Expolizisten Roland Ballinger, der im Intro des Films zunächst von einem korrupten Kollegen ins Krankenhaus geschossen wird, dort aber den Kollegen en passant bestraft...endgültig. Da Roland aber für den Polizeidienst zu krank ist, wird er entlassen und verdingt sich, so will es die Geschichte, nun als Leibwächter in Texas, denn dort ist ein ehemaliger Polizeikollege aufgrund von Öl zu Geld gekommen, sieht aber seine knapp erwachsene Tochter als Zielscheibe für böse Konkurrenten. Da hilft man doch gerne, zumal man die Tochter schon seit klein auf kennt. Roland macht auch alles richtig, kann aber nichts gegen einen Informanten in den eigenen Reihen tun und sieht seinen Schützling doch entführt werden. Macht aber nichts, denn er tut dann halt das, was ein Mann tun muß, befreit die Tochter, tötet die Fieslinge und übergibt den Anführer der Polizei. Dabei helfen ihm einige Mexikaner, die über den Fahrer der Tochter mit ins Spiel gebracht werden.
Klingt bekannt und ist es auch, denn die Story lehnt sich stark an den Denzel-Washington-Film Man on Fire an. Der Regiestab ist nun nicht mehr bei Jeff King, sondern bei dem mir unbekannten Keonie Waxman gelandet, und das tut dem Film, Herrn Seagal und mir gut, denn Waxman verzichtet auf jegliche Art von hektischen, modernen Stilmitteln und konzentriert sich lieber darauf, seine Story binnen neunzig Minuten straff und gut auf die Leinwand zu bringen. Zudem hat man wohl ein wenig mehr Geld zur Verfügung, dreht man doch in sonnigen Gegenden und nicht mehr im öden Ostblock. Soweit, so gut. Wie steht es nun mit all den gravierenden Problemen aus den früheren Filmen ab 2002 wie Stock Footage, Doubles etc.? Nun, aus meiner Warte sieht das gut aus, denn soweit ich es beurteilen kann, gibt es diesen Unfug einfach nicht - und wenn Steven mal gedoubelt werden sollte, so fällt das nicht auf.
Man darf aber natürlich auch keine Actiongranate wie beispielsweise Under Siege erwarten, denn dafür sind das Budget zu klein und Seagal einfach auch zu alt. Natürlich gibt es hier auch Actionszenen, darunter auch kleine Kämpfe Mann gegen Mann, bei denen Seagal eine gute Figur macht, denn er wirkt, nun, dem Alter angemessen realistisch und nutzt lieber Feuerwaffen oder Messer, als sich auf seine Körperkraft zu verlassen. Eine gute Entscheidung, auch wenn der eine oder andere jetzt wieder aufheulen wird und nach Under Siege 3 schreit. Den wird es nicht geben, und ganz ehrlich, den will ich auch nicht sehen. Wenn Seagal allerdings in diesem Stil weitermacht, dann kann er auch noch ein paar Jahre lang gute Filme schaffen, die mehr Krimis und Thriller als Actionkracher sind - warum denn nicht? Ich war mit diesem hier sehr zufrieden, bin auf den Nachfolger gespannt, daher 7/10.