Walter Ross [ Giorgio Ardisson ] verabredet sich mit seinem altem Freund, dem Wissenschaftler Dwight Dempsey [ Hans von Borsody ] in ein paar Tagen in Rom und sieht noch, wie zwei Norwegerinnen und ein junger Mann zusätzlich zu Dempsey ins Auto steigen. Dieser kommt auch nicht zum ausgemachten Treffpunkt an, sondern verschwindet wie vom Erdboden verschluckt; adafür werden die beiden Mädchen tot aufgefunden. Ross nimmt die Suche auf und arbeitet sich vor; während er gleichzeitig den Auftrag bekommt, die Beatnik Fidelia Forrester [ Ella Karin ] zu beschützen…
Agent 3S3 unterläuft gleich dreimal die Erwartungen; zweimal zum Positiven hin und ab dem Punkt dann komplett ins Negative, wobei der eigentlich langfristig gut gemachte Boden sofort wieder verloren wird. Und noch viel mehr.
Zum einen hat man bei dem Titel sowie den filmhistorischen Umständen eine Bond – Kopie hinter dem Werk vermutet; fängt auch gar nicht so untypisch an und stellt dann aber nach guten 10min bereits die Weichen zu etwas Neuem. Dies wird auch freudig überraschend aufgenommen, da es nun genug Geheimagenten - Klone gab und nun sich die Möglichkeiten für einen gelungeneren Film doch eigentlich so viel mehr potenziert haben.
Damit ist es dann aber schnell Sense, da der Regisseur zwar mit allem Möglichen während der Inszenierung inspiriert war und dementsprechend rumspielt, aber den Antrieb anscheinend nicht aus dem Drehbuch hatte. Es gibt nämlich keines.
Oder trotz Novelle [ Franco Ennas „Tempo di Massacro“ ] und Skript von Fernando di Leo kein Gescheites; denn so etwas langatmiges und langsames hat man in dem Genre dann doch nicht erwartet und auch nicht verdient.
Überraschenderweise soll das bereits der dritte Auftrag des Geheimagenten sein, der unter dem Kürzel 3S3 für den CIA tätig ist, und dann nach dem Aufstehen auch gleich das Ausweichen von Kugeln trainiert. Mit seiner Identität hält er auch nicht grossartig vor dem Berg, dafür verschweigt er aber, warum er eigentlich als Irving Dreyser gelistet ist, aber zumindest in der Synchro ständig mit „Walter Ross“ angeredet wird. Die Auflösung des Rätsels ergibt sich dann höchstwahrscheinlich mit rein marketingtechnischen Gutdünken: Die beiden Sergio Sollima – „Vorgänger“ Agent 3S3 kennt kein Erbarmen [ 1965 ] und Agent 3S3 pokert mit Moskau [ 1966 ] haben ausser der Besetzung mit Giorgio Ardisson nämlich nichts hiermit zu tun; da hat man sich im Deutschen wieder krampfhaft an einen finanziell vielversprechenderes Kalkül drangehängt.
Kein Wunder, dass das Endergebnis nur verwirren musste; man bekommt ja eine Mogelpackung vorgesetzt.
Der Agent hier – falls er überhaupt einer sein sollte – tut dann auch nichts Derartiges, bekommt keinen Auftrag von oben und rettet auch nicht die Welt – ausser seiner eigenen kleinen vielleicht -, sondern vollzieht einen Alleingang wie später Jack Carter. Sprich: Er handelt auf eigene Faust und sucht die gesamte Zeit nach Hintergründen. Mehr passiert auch nicht; es werden die anfangs bekannten zwielichtigen Gestalten abgeklappert und sich so langsam, aber ‚stetig‘ irgendwie vorgearbeitet. Wobei der Weg dann von A nach B nach C und so weiter erfolgt, aber immer wieder mal zu den bereits abgeschrittenen Punkten zurückläuft.
Man bekommt also genug schmutzige Figuren vors Gesicht und nach ihrem Tode später auch noch mal die jeweiligen Wohnungen; aber so zeitziehend will man sich die Angelegenheit nicht ewig geben. Weder deren Funktionen noch die Auftritte sind nämlich auch wichtig; interessiert das Ableben – mal erschossen, mal vergast und mal vom Dach gestürzt – dann auch nicht mehr. Erklärt wird erst irgendwann; Desorientierung wandelt sich zu Desinteresse um, der konkrete „Fall“ ist denkbar banal. Irgendwann nützen da auch die ganzen Mätzchen von Regisseur Guerrini nichts mehr.
Dieser weiss nämlich offensichtlich, wo man die Kamera positioniert und damit eine gewisse Atmosphäre transportiert; hat in seinem DoP Franco Delli Colli auch einen fähigen Mann an Bord, aber schnieke Bilder allein machen noch lange keinen wirkungsvollen Film aus. Eine Besichtigungstour im Aufsuchen von personell unstrukturierten Leuten allein sowie das Betutteln einer dem Zuschauer in ihrer Funktion vollkommen suspekten 20jährigen wird auch durch extreme Weitwinkel- und Handkamera-Aufnahmen nur zeitweilig raffiniert und dann auch nur visuell. Zumal das rein äusserliche Interesse nicht massiviert, nicht mit einander steigenden Mitteln aufrechterhalten wird.
Kein übertrumpfender Genuss, sondern bloss Impulskriminalität aus Langeweile. Und dann noch unter falschen Namen.