Fader Historienschinken
Was um Himmels Willen bewegt deutsche Produzenten zu derartigen Projekten? Sicherlich verdient die Romanvorlage des in Vergessenheit zu geraten drohenden Heinrich Mann eine Würdigung, doch ist dies hier keine. Ambitioniert ist noch das Beste, was man zu ihr sagen kann. Und das liegt nicht zuletzt an der Besetzung der Hauptdarsteller, die den Charme von Castinggewinnern verbreiten - hübsch, gebleechte Zähne, modische Intimfrisur und bemühtes Spiel...
Was hat das nun mit der historischen Vorlage zu tun, die zum Biopic des guten König Heinrich verkam? Das brutale Massaker an über 30000 Menschen, die anschließende Gefangenschaft des Königs von Navarra, die amour fou zu Margaux - all das wurde zur Nebensache - abgehandelt. Heinrich Manns Botschaft, sein Aufruf zum radikalen Humanismus, ist hier kaum noch zu erahnen, geschweige denn nachzuvollziehen.
Dabei ist die Inszenierung nicht unschuldig - man kann heute nicht mehr eine derartige Schwarz-Weiß-Malerei betreiben! Die dekadente Sippe der Medicis wurde bis zur Schmerzgrenze überzeichnet, die hugenottischen Gutmenschen blieben brav und blass. Für wie einfältig wird der Zuschauer denn gehalten?
Und die Akteuere? In den Nebenrollen glänzen Ulrich Noethen und Hannelore Hoger, andere verdiente Schauspieler haben nicht die geringste Chance, so klein ist ihr Part.
Fazit: Ich weiß nicht, wie lang es her ist, dass ich die "Bartholomäusnacht" angeschaut habe, aber die faszinierende Persönlichkeit Henris IV. ist mir seitdem präsent geblieben - dank des eindringlichen Spiels Daniel Auteuils - dabei war er dort eine Nebenfigur - dieser Henri ist schon jetzt Geschichte...