Neben den "wahren" Vietnamfilmen "The Deer Hunter" und "Platoon" ist "Apocalypse Now" mit Abstand der eindruckvollste. Zwar zog Francis Ford Coppola die nie zu Ende scheinenden Dreharbeiten in die Länge, doch die Mühe hat sich allesamt gelohnt. "AN" ist große Kunst und ein Bilderrausch der Sinne. Coppola schuf ein Antikriegsfilm, der alle anderen Nachfolgefilme alt aussehen lässt. Es ist verstörend, aber faszinierend zugleich anzusehen, wie Martin Sheen in seinem dreckigen Appartement verkommt. Als Colonel Willard hat er von allem die Schnauze voll und sieht sich im Bett liegend die Decke an, während man den geilen "Doors"- Song "The End" hört. Die surreale und psychedelische Eröffnungssequenz bleibt bis heute unübertroffen und gilt als Meilenstein der Filmgeschichte. Für Martin Sheen ist es seine wichtigste Rolle, denn mit unterdurchschnittlichen B- Filmen hat er sich Ende der 80er endgültig ins Abseits manövriert. Bevor es um Marlon Brando ruhiger wurde, zeigte er hier noch mal eine grandiose Vorstellung seiner Schauspielkunst, ohne sich großartig anzustrengen. Brando ist zwar jetzt über achtzig, aber ich hoffe, dass uns dieses große Genie noch lange erhalten bleibt. Filmgurken wie "DNA" und "The Score" seien ihm verzeihlich, da der Mann Jahrzehntelang Filme gedreht hat. Auch andere Schauspielgrößen wie Dennis Hopper und Robert Duvall geben "AN" soviel Intensität wie nur möglich. Und mit der Redux- Fassung hat Coppola dem Film vielmehr Leben eingehaucht. Die neuen Sequenzen mit den Franzosen und dem verlassenen Stützpunkt lassen einen Kriegsfilm in Vergessenheit geraten. Mit "Rumble Fish" landete Coppola noch einmal einen Volltreffer, aber dann war es aus um den großen Regisseur.
10 / 10