"Apocalypse Now" ist eine Perle der Filmkultur. Kein anderer Streifen zeigt den Krieg von einer so verrückten und wahnsinnigen Seite. Aber was heißt das schon? Ist Krieg alleine nicht schon Wahnsinn?
Eine Klasse für sich ist bereits der Anfang. Wir sehen einen für uns exotischen Wald, der uns verrät, dass wir uns in Vietnam befinden. Wie in Trance fliegen Helicopter durch das Bild und von den Doors erklingen die Worte "This is the End" im Refrain. Das ist schon ein monumentaler Beginn, der zeigt, welche Richtung hier in den ca. 150 Minuten eingeschlagen wird. (Noch langatmiger, aber dafür keineswegs langweiliger die Redux-Fassung mit fast 200 Minuten Laufzeit.)
Captain Benjamin Willard bekommt dann den Auftrag Colonel Walter E. Kurtz zu töten. Dieser soll völlig verrückt geworden sein und sich eine eigene kleine Armee aus Indios aufgebaut haben. Seine brutalen Methoden kann die US-Armee nicht weiter tolerieren. Willard weiß anfangs nicht so recht, was er von dem Auftrag halten soll. Schließlich soll er einen Mann aus den eigenen Reihen liquidieren.
Willard macht sich mit seiner Truppe auf den Weg, um seinen Auftrag zu erledigen. In Monologen erfahren wir, dass er sich während der langen Reise mehr und mehr mit Kurtz beschäftigt. Kann der Krieg einen Menschen so verrückt machen? Je näher er und seine Truppe dem Ziel kommen, um so mehr wächst die Angst in ihnen vor diesem Mann. Aber zunächst führt ihr Weg sie zu Colonel William Kilgore, der auch nicht mehr so ganz gesund im Kopf zu sein scheint.
Während er ein kleines Dorf in Schutt und Asche legen lässt, werden uns schon verwunderliche Bilder, einige davon in Sarkasmus getränkt, gezeigt. Beispielsweise kriegt das Fernsehen durch die teilweise gestellten Aktionen der Soldaten ordentlich einen auf die Mütze.
Nachdem Kilgore dort die Bekanntschaft mit dem talentierten Surfer Lance B. Johnson macht, beschließt er an einer nahegelegenen Küste mit ihm auf den Wellen zu reiten. Dafür muss dann aber zunächst noch ein Dorf zerstört werden, damit man auch ungestört surfen kann. Und dieser Angriff wird in legendären Szenen nahezu zelebriert. Um für den Colonel die Bombardierung nicht ganz so langweilig zu gestalten, lässt er nebenbei von den Helicoptern Richard Wagner "Walküre" ertönen.
In aller Seelenruhe wartet er mit zynischen Sprüchen zwischen den Bomben auf die perfekte Welle, die aber wegen der starken Erhitzung und der Windentwicklung auf sich warten lässt. Der Mann scheint die Coolness in Person zu sein, aber vielleicht liegt das daran, dass er schon eine zu hohe Konzentration an Napalmgeruch inhaliert hat. So unbekümmert, wie er durch das Schlachtfeld läuft...Ich glaube, selbst in hundert Jahren hätte ihn wohl noch keine Bombe getroffen. (Die Explosionen sehen übrigens richtig gut aus).
Aber nun ist es Zeit, dass Captain Willard sich wieder seinem Auftrag widmet und so fährt die kleine Truppe mit dem Boot den Fluß entlang. Zwischendurch machen sie noch einen kleinen Stopp, um eine Show von den Playboy-Bunnies zu genießen. Zu diesem Zeitpunkt nehmen viele aus Willards Truppe den Krieg auf die leichte Schulter. Das Engagement fehlt, einige sind sich dem Ernst der Lage nicht bewusst und feiern lieber nach "Satisfaction" von den Rolling Stones. Aber nun kommt man dem Ziel immer näher und merkt wie sich die ganze Atmosphäre des Filmes ändert. Die Stimmung schwenkt nach den Verlusten schnell um. Immer mehr fragt man sich, was man denn bei Ankunft erwarten soll?
In der Redux-Fassung gibt es zwischendurch noch einen Halt bei einer französischen Familie. Hier hellt die Stimmung zum letzten Mal etwas auf. Ja, fast schon idyllisch sind die Bilder. Aber keineswegs langweilig sind diese Zusatzszenen, da dort der Vietnamkrieg aus französischer Sicht zu sehen ist. Der Hausherr bereichert den Film um intelligente Worte: "Es ist ein Krieg um nichts, den die Amerikaner führen".
Letztendlich geht die Fahrt weiter; immer bedrohlicher wird die Situation. Was sich bei Ankunft den Männern für ein Blick bietet, ist das blanke Grauen. Überall liegen Leichen rum, grauenhafte Bilder bekommt man zu sehen - Das Werk eines Wahnsinnigen.
Die unheimlichen Bilder brennen sich in das Gedächtnis des Zuschauers ein. Aber Colonel W.E. Kurtz ist dann der absolute Höhepunkt, was die Gänsehaut-Stimmung betrifft. Er scheint weise Züge zu haben, die er aber völlig krank umsetzt.
"Apocalypse Now" ist ein Meisterwerk, mit einer hervorragenen schauspielerischen Besetzung. Erstklassig, wie die Atmosphäre mit zunehmender Länge völlig umschlägt. Es ist der Kriegsfilm, der uns ohne große Gewaltszenen total verstört. Es ist der Kriegsfilm, der eine sehr intensive Wirkung auf den Zuschauer hat. Es ist der Kriegsfilm, der uns den kompletten Wahnsinn zeigt.