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Coppolas großangelegtes Kriegs-Epos war für mich leider nicht das Filmerlebnis, das ich erhofft hatte. Teils liegt es sicherlich an der erweiterten "Redux"-Fassung, die ich gesehen habe (die ursprüngliche ist anscheinend kaum mehr erhältlich) und die möglicherweise ein Beleg dafür ist, dass die längere Fassung eines Films nicht unbedingt die bessere sein muss, nur weil sie mehr Material enthält. Ich kann nunmehr allerdings nur über diese autorisierte Langfassung urteilen. Zunächst sind die unzweifelhaft vorhandenen Qualitäten des Films zu nennen, die ihm seinen Ruhm eingebracht haben. Sicherlich werden hier beeindruckende Bilder in großer Zahl präsentiert, und die Intensität von Kriegserlebnissen wird an einzelnen Stellen ansatzweise nachfühlbar. Zudem hat Coppola mit Martin Sheen und Marlon Brando äußerst überzeugende Schauspieler an Bord. Auch die Begleiter von Captain Willard (Sheen) sind sehr gut besetzt. Abstriche muss man bei einem hektisch und leicht enervierend agierenden Dennis Hopper machen, der aber nur eine Nebenrolle hat, ebenso wie Robert Duvall, der auch nicht sonderlich ins Gewicht fällt.

Es gab für mich aber auch deutliche negative Faktoren. Der ganze Handlungsabschnitt um den leicht durchgedrehten Surf-Offizier mit Vorliebe für die Musik Richard Wagners (wobei der Walkürenritt mit seinem kriegerischen Impetus gar nicht so typisch für Wagner ist, wie viele Leute offenbar denken) kommt mir wie eine Vorwegnahme typischer Tarantino-Szenen vor ("Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen" - soll man das nun witzig finden??). Robert Duvall lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen und zieht sein Wellentheater inmitten des Feindbeschusses durch, als sei er unverwundbar. Soll dadurch die heldenhafte Abgebrühtheit typischer amerikanischer Haudegen vorgeführt werden, oder welchen Sinn hat diese Vorstellung? Zwischendurch werden von den US-Boys auch noch mehrmals auffällig-unauffällig kleine Kinder gerettet - ja, das waren schon gute Menschen. Und Napalm wurde ja auch nur dafür eingesetzt, um im Weg stehende Baumreihen wegzuholzen. Was will uns FFC eigentlich damit sagen? Oder will er nur eindrückliche Bilder präsentieren? Das ist ihm zweifelsfrei gelungen. Aber besonders antikriegsmäßig kommt mir das nicht vor.

Martin Sheen odysseeisiert dann durch eine Menge mehr oder weniger interessanter Erlebnisse bis hin zum Lager des Colonel Kurtz, den er liquidieren soll. Das Lager an sich ist zunächst mal beeindruckend und wirkt sehr unheilvoll. Auch Brando weiß mit seinem Charisma zu beeindrucken, wenn er dämonisch seinen großen Kopf durchs Bild schiebt, auch wenn durch hochartifizielle Schattenspiele manchmal gar nicht so viel von diesem zu sehen ist. Hier entsteht zwar eine Folge faszinierender Eindrücke, aber die Figur des Kurtz ist letztlich in Anbetracht dessen, was man zuvor über ihn gehört hat, eine große Enttäuschung. Man erwartet nach allem, was man zuvor über ihn gehört hat, einen großen, dämonischen Anführer und bekommt letztlich einen desillusionierten alten Mann serviert, der eigentlich nur noch sterben will und vordergründig über "das Grauen" philosophiert. Daher verläuft der Film am Ende sehr glatt und unspektakulär, wenn auch mit atmosphärischen, Dschungelkolorit-geschwängerten Großaufnahmen garniert. Dann kommen die Schlusstitel, und es fehlt einfach was. Optisch zweifellos beeindruckend, aber insgesamt hat mich der Film nicht überzeugt. Zumindest nicht vor der Hintergrund meiner hohen Erwartungen, nach allem, was ich über Coppolas Werk gelesen hatte. John Woos "Bullet in the Head" hat mich da doch ungleich mehr gefesselt.

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