DURST ist der Beweis, dass Park Chan-Wook mit „OLDBOY“ nicht nur eine Eintagsfliege gelandet hat. Bei vorliegendem Streifen widmet sich der aufstrebende Regisseur dem ewigen Mythos "Vampire“ aus einer alternativen Sichtweise.
Sang Hyun ist ein guter Pater, der sich in den Dienst der Menschen stellt und immer hilfsbereit ist. Um das unheilbare Immanuel-Virus zu erforschen, meldet er sich für einen Feldversuch in Afrika. Leider wird er bei einer Testimpfung infiziert. Sein Körper verändert sich. In einer atemberaubenden Metamorphose mutiert er immer mehr zum Vampir – Sein Durst nach Blut wird immer intensiver...
In grandiosen Kamerafahrten erzählt Chan-Wook sein Vampir-Märchen und lässt den Zuschauer am Gefühlsleben der Protagonisten teilhaben: Schmerz, Tod, Begierde, Liebe, Lust und Sex stehen im Mittelpunkt des Schauermärchens, dass als krasser Gegensatz zur aktuellen Kuschel-Vampir-Welle (TWILIGHT und VAMPIRE DIARIES lässt grüßen) betrachtet werden kann. Anfangs noch mit seinem tugendhaften Gewissen kämpfend beobachten wir eine intensive Veränderung im Charakter des Paters, der in einem nicht mehr zu bändigendem Blutrausch gipfelt. Zentrales Motiv ist allerdings nicht die beschriebene Metamorphose: Nein, der Regisseur baut seine Chronologie des Todes um die intensive Liebesbeziehung des Paters zur unterdrückten Min-Sik Choi, die in ihrer „Familie“ ein armseliges Leben führt, das von Unterdrückung und Einsamkeit geprägt ist. Doch tief in ihr schlummert die Sehnsucht nach Liebe und Lust, die sich in einem stilvoll inszenierten, hocherotischen Liebesakt entlädt. Ihre Faszination für das Unbekannte, Übermenschliche ist die Triebfeder für das unbändige Verlangen, das Streben nach einem neuen Leben... aus unzähligen Genrebeiträgen wissen wir, wie es weitergeht!
Trotz vorhersehbarer Story und einer beachtlichen Spieldauer von über zwei Stunden kommt hier keine Langeweile auf. Dies liegt zum einen an der phantastischen Inszenierung, die mit schwelgerischen Bildern, surrealer Bildsprache und atemberaubenden Kamerafahrten immer wieder begeistert.
Andererseits gelingt Park Chan-Wook immer wieder mit abstrusen Einfällen und einer ständigen Gratwanderung zwischen dramatischen, witzigen Momenten und drastischen Sequenzen, die nur vor Brutalität und Blut triefen, der Abstand vom beliebten Mainstream-Kino. Ein kunstvolles Horror-Meisterwerk der anderen Art, das seinesgleichen sucht. Die geniale Mischung aus knallharten Horror-Elementen und einer tragikomischer Charakterstudie der beiden Hauptfiguren, deren immerwährender Kampf zwischen hemmungsloser Lust und Moral, Mordgier und der Sehnsucht nach Erlösung in einem drastischen Finale gipfelt, liefert Bilder, die auch nach dem ersten Ansehen noch lange im Kopf bleiben. Das beste Zeichen für einen guten Film!
9 / 10