Review

"Nightbreed" ist die Verfilmung des Romans "Cabal" - von Clive Barker geschrieben und (Gott sein Dank) auch von Clive Barker verfilmt kann der Streifen neben "Hellraiser" zu seinen besten Werken gezählt werden. Leider wird die Klasse des Buches nicht erreicht, dennoch: bisweilen anspruchsvolle Horrorkost mit einer gehörigen Portion Sozialkritik.

Aaron Boone hat ein Problem: ihn plagen Alpträume; in diesen ist er in Midian - ein Ort in dem Monster leben und in dem einem alle Sünden vergeben sind. Doch auch Boones liebende Freundin kann ihm nicht weiterhelfen, so konsultiert er den Psychiater Dr. Decker (David Cronenberg). In den Sitzungen kommt heraus das Boone ein Mehrfachmörder ist, der für dutzende Massenmorde an Familien verantwortlich ist. Boone kann das nicht glauben und von Drogen verstrahlt in seinem Bewusstsein vernebelt rennt er vor einen LKW - doch er überlebt. Im Krankenhaus lernt er einen Mann kennen, der ihn dem Weg nach Midian weist, in ihn den Auserwählten sieht. Doch Boones Besuch in Midian verläuft anders als erwartet ab - denn die ansässigen Gestalten verwehren ihm den Zugang: er hat keine Sünden begangen, vorrangig keine Morde...

"Nightbreed" ist ein Horrorfilm der etwas anderen Art. Die Monster und Freaks sind hier nicht unter den Toten zu finden, sondern unter den Lebenden. Denn das Nachtvolk lebt für sich, ohne jemanden töten oder anderweitiges tun zu wollen. Nein - vielmehr die Menschenwelt ist es, die grausam ist. Dies wird unter anderem eindrucksvoll in einem Rückblick dargestellt (infernalisches mittelalterliches Treiben), welches dazu beiträgt das die Sympathiepersonen des Films - die Kreaturen - noch weiter ins tragische Licht gerückt werden und man Mitgefühl bekommt. Die dutzenden kalten Nebencharaktere (wie der Sheriff) und die brutale Grundstimmung am Ende (selbst vor Kindesmord schrecken die Freizeit-Rambos nicht zurück) unterstreichen dies nur. Auch ist die Atmosphäre in Midian sehr hoch, regelrecht phantastisch. Zwar ist Midian nur ein Friedhof, doch dieser erstreckt sich auch unter die Erde. Natürlich keine Prachtbauten, aber ein nettes Stückchen Hölle - hier geben sich dunkle Brauntöne, das marode Friedhofsgelände und abstrakte Bauten die Klinge in die Hand und schaffen einen Ort jenseits unserer Vorstellungskraft.

Doch am meisten wissen eh die Masken der Monster zu gefallen. Sehr eindrucksvoll und kreativ sehen sie aus. Rund 200 Masken soll Bob Keen gezaubert haben; mehr oder weniger ideenreich - doch die meisten überzeugen und sind wahrlich ein Augenschmaus. Sei es die Stachelschweinfrau, den Mann mit den Schlangen im Magen oder diesen dicken Kerl dessen Kopf auf seiner Plauze liegt. Wirklich grandios! Es gibt auch ein paar Figuren (Berserker) die nicht so gut wirken, dies hält sich aber in Grenzen, da sie eh erst am Ende richtig agieren und in dem wilden Feuerreigen und der Zerstörungsorgie eher untertauchen. Denn richtig temporeich geht es am Ende zu. Auch vorher ist die Mischung aus Psycho-Terror durch Dr. Decker, subkultureller Lebensgemeinschaft der Monster samt Einbringungsversuchen seitens Aaron Boone recht interessant gemacht und immer unterhaltsam, wenn auch nicht immer spannend - atmosphärisch jedoch durchgängig, auch außerhalb des Szenarios Midian.

Agieren tut auch David Cronenberg als psychopathischer Psychiater Dr. Decker sehr gut. Ihm ist die Boshaftigkeit ins Gesicht geschrieben, mit einer gesunden Portion Sadismus und Unmenschlichkeit agiert er hier. Schade das er so selten seine Schauspielkunst unter Beweis stellt. Aber auch der Rest wie der Hauptdarsteller Craig Sheffer als Aaron Boone oder seine Freundin Anne Bobby als Lori tragen dazu bei, das der Film darstellertechnisch gefällt. Ebenfalls in einer kleinen Rolle zu sehen und unter seiner Maske kaum zu erkennen: Doug Bradley, bekannt als Pinhead.

Splatter-F/X gibt es trotz der gewalttätigen Vorlage so gut wie keine, viel ist nur angedeutet oder wird vorzeitig ausgeblendet; dies liegt sicher auch daran das der Film für sein R-Rating massiv getrimmt wurde, fast 20 Minuten an Handlung und Effekten sollen angeblich fehlen. Ein „Skelett“ ist der Film nicht geworden, doch merkt man schon als Kenner der Roman-Vorlage das einiges fehlt. So ist einzig und allein am Film nur zu bemängeln das alles ein bisschen zu kurz abgehandelt wird. Schon seit Jahren will Barker einen "Directors Cut" machen, bis zu dessen Erscheinen muss man sich mit der jetzigen Fassung zufrieden geben. Diese macht trotz aller Kürzungen Spaß, wenn auch keinen zweiten „Hellraiser“ erwarten sollte da hier alles bedeutend zahmer ausfällt, jedoch nicht minder phantastisch.

Fazit: Neben "Hellraiser" einer der besten und stimmigsten Filme von Clive Barker!

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