Aaron Boone (Craig Sheffer) ist ein psychisch angeknackster Kerl. Des Nachts wird er von Alpträumen von Massenmorden heimgesucht und entstellte Kreaturen wollen ihm den Weg nach Midian, einem Zufluchtsort für Abtrünnige und Schattenwesen, weisen. Boones Psychiater (David Cronenberg) konfrontiert ihn damit, dass die Blutbäder aus den Träumen nicht nur Fiktion sind, sondern sich tatsächlich zugetragen haben. In Wirklichkeit steckt jedoch er selbst hinter den Morden, welche er versucht seinem Patienten in die Schuhe zu schieben. Bei einem Schusswechsel mit der Polizei bezahlt Boone mit dem Leben. Nun ist er eine Kreatur der Nacht und seinem Eintritt in Midian steht nichts mehr im Wege…
„Gott ist ein Astronaut, Oz liegt hinter dem Regenbogen und Midian gehört der Brut der Nacht.“
CABAL a.k.a NIGHTBREED ist einer der ganz großen Würfe von Schriftsteller Clive Barker (HELLRAISER, LORD OF ILLUSIONS) und vor allem einer der wenigen Filme, bei denen der Mann, der die Romanvorlage lieferte, selbst auf dem Regiestuhl Platz nahm. Mehr noch als HELLRAISER ist NIGHTBREED gespickt mit unzähligen (den Gerüchten nach: ca. 200) ausgefallenen, heillos entstellten Monsterkreaturen, die einen Latexmasken-Overkill lostreten, der Seinesgleichen sucht. Geboten werden Viecher mit Predator-Dreadlocks, ein Chupacabra-Dingens, ein Mondgesicht, eine Stachelschwein-Tussi, ein Kerl, der sich im Cenobiten-Style die Haut abgezogen hat, ein Fettsack, dem Tentakel aus dem aufgeschlitzten Bauch ranken. Hier wird ein hohes Maß an Einfallsreichtum unter Beweis gestellt. Dieses und die fabulöse Arbeit von Maske und Make-up tragen hauptsächlich zum Kultcharakter des Films bei.
Anders verhält es sich mit der Story: Diese hält die erste Hälfte mörderisch auf Trab, flacht dann aber merklich ab und der Showdown fällt dann schon fast langweilig aus. Dabei hat die Thematik einiges zu bieten: „Midian“ – das Reich der „Körperwechsler“, zu dem nur Monster Zutritt haben, eine Friedhoffestung mit Katakomben und Gruften. „Die Brut der Nacht“ – Ausgestoßene, Social Misfits, am Leben Gescheiterte, die sektengleich zusammenleben. Da schwingt doch ordentlich Message mit.
Leider krankt NIGHTBREED aber an dieser typischen 80er-Jahre-Dämlichkeit und erreicht daher nicht die Qualitäten von LOST BOYS oder NEAR DARK, die mit ähnlichen Thema-Elementen arbeiten. Im Showdown erscheint zudem eine ultra dämliche Polizeitruppe auf dem Spielplan, die mit blöden Sprüchen und Hohlköpfigkeit nicht geizt. Trotz der Vielzahl an potenziellen Opfern wird nicht gesplattert, was überaus schade ist. Mehr Gore hätte dem Film nämlich echt gut getan. Ohne ihn wirken die Monster leider überaus harm- und zahnlos. Allgemein stellt sich die Frage: Was machen denn die Monster überhaupt? Sie greifen niemanden an, nur zur Verteidigung, wenn’s unbedingt sein muss, sie fressen keine Kinder, foltern keine Omas und hacksplattern auch sonst nicht herum, sondern leben einfach friedlich und besonnen auf diesem Friedhof und wollen in wollen in Ruhe gelassen werden. Irgendwie nicht so ganz meine Definition von coolen 80er-Jahre-Monstern…
Ein Highlight des Streifens ist ganz klar David Cronenberg (SCANNERS, VIDEODROME, NAKED LUNCH), der hier einen seiner seltenen Ausflüge in die Schauspielerzunft feiert. Er liefert eine lobenswerte Darbietung des Psychiaters mit der beeindruckenden Messerkollektion und gleichzeitig des Serienmörders mit der Slenderman-Maske ab.
Zu bewundern sind daneben Craig Sheffer (AUS DERR MITTE ENTSPRINGT EIN FLUSS, HELLRAISER: INFERNO) als Aaron Boone und Dough Bradley (Pinhead aus HELLRAISER) als Anführer der Brut.
Latex-Masken: (+)(+)(+)(+)(-)
Thrill: (+)(+)(-)(-)(-)
böse: (-)(-)(-)(-)(-)
„Ob Kommunisten, Monster oder Hormonkrüppel aus der Dritten Welt, wir sind zur Stelle! Die Söhne der Freiheit!“
Fazit:
Packt einen leider nicht so konsequent bei den Eiern wie HELLRAISER. Zu oft schimmert dieses schwülstige, unernste Friedhofs-Feeling von Michael Jacksons „Thriller“ durch, was ernsthafte Finsternis verpuffen lässt. Hauptsächlich also wohl wegen Maske und Requisiten sehenswert. Für Horrorfans dennoch unumgänglicher Kult.