Es wird nicht viele Fans von Richard Kelly’s Kultfilm Donnie Darko geben, die lauthals nach einer unbedingt nötigen Fortsetzung verlangt haben, der Überraschungshit aus dem Jahr 2001 ist nicht gerade für sein offenes Ende bekannt. Aber es reicht wohl, wenn es die richtigen Leute wollen. Ohne Kelly’s Zutun spinnen Regisseur Chris Fisher und and Autor Nathan Atkins die Geschichte in einem Direct to Video Sequel weiter. Man kann das Ganze durchaus als Fan-Fiction bezeichnen.
Diese Konstellation mag für Fans jetzt erst mal wie ein Worst-Case Szenario klingen, doch gelegentlich hält das Filmbusiness positive Überraschungen bereit. S. Darko ist so ein Fall, der Film ist nicht nur weit besser als man vermuten mag, nein er ist sowohl als Fortsetzung als auch als eigenständiges Werk richtig gut.
Die einzige Darstellerin, welche es in den zweiten Teil geschafft hat ist Davaigh Chase als titelgebende Samantha Darko, Donnie’s kleine Schwester. Die Handlung spielt sieben Jahre nach den mysteriösen Ereignissen in Virginia welche zu Donnie’s Tod führten. Samantha hat sich mit ihrer Familie zerstritten und befindet sich mit ihrer Freundin Corey auf einer Reise durch den mittleren Westen der USA. Als ihr Gefährt den Geist aufgibt, sitzen die beiden für die Dauer der Handlung in dem Wüstenkaff Conejo Springs fest und es dauert nicht lange bis Sam von Visionen geplagt wird und die Reise ins Tangentenuniversum beginnt.
Ja, wer den Vorgänger nicht kennt, sei gewarnt, auch S. Darko ist im Prinzip eine Zeitreisegeschichte. Vorkenntnis der Spielregeln ist zur sachgerechten Anwendung dringend empfohlen, eine Ehrenrunde für den Vorgänger oder Begleitlektüre in Form von Roberta Sparrow’s fiktiven Buch „Die Philosophie des Zeitreisens“ wird nahe gelegt. Der Plot folgt akribisch dem des Originals, was gut ist, denn er bricht nicht mit den Regeln, die sich der Zuschauer in Teil mühsam zusammen puzzeln musste. Wer jetzt endlose Diskussionen über Plotlöcher und Zeitreiseparadoxen beginnen möchte, darf das gerne tun, allerdings gelten Kritikpunkte in diesem Bereich zwangsweise für beide Filme. Was aufgrund der Handlung wegfällt ist der Zeitkolorit und das Familiendrama, die Lücke wird allerdings recht gut durch das stimmige Kaff im Nirgendwo Setting und den darin lebenden Mikrokosmos aus skurillen und liebenswerten Figuren gefüllt. Die Darsteller, dem ein oder anderen vielleicht aus diversen TV Serien bekannt, sind gut genug um gängige Klischees abzuschwächen und ihre Figuren interessant und lebendig wirken zu lassen.
Der größte Kritikpunkt dürfte der kaum vorhandene kreative Eigenanteil der Macher sein, die Story folgt dem Spielplan und kann somit kaum überraschen, stilistisch wird kopiert was das Zeug hält, Zeitraffer, Zeitlupe, haufenweise stimmige Montagen, bekannte Kamerafahrten, Motive ja sogar Dialoge kommen einem arg bekannt vor. Viele Figuren haben einen entsprechenden Gegenpart im Original, bis auf die Subplots identisch. An dieser Stelle wäre es recht leicht den Film zu zerreisen, aber letztendlich ist die sehr gute Kopie eines Meisterwerkes immer noch ein sehr gutes Werk für sich, unabhängig von der Notwendigkeit ihrer Existenz. Akribisch genau hält sich Regisseur Fischer an Richard Kelly’s Kochbuch, und das Rezept geht auf, der Film schmeckt. Neben den Bildkompositionen liegt das, zu einem nicht unerheblichen Anteil, am hervorragenden Soundtrack, sowohl die Originalmusik wie auch die ausgiebig verwendeten Songs wissen zu fesseln.
Fazit: S. Darko überrascht auf ganzen Linie sehr positiv. Ein mysteriöser Plot, eine gute Darstellerriege und die perfekt kopierten stilistischen Merkmale des Vorgängers ergeben ein mehr als ansehnliches Ergebnis. Hätte es Donnie Darko nie gegeben und dieser Film wäre an seiner Stelle erschienen, hätte er sicher nicht viel wenige Aufsehen erregt, so muss sich Samantha im Schatten ihres großen Bruders betrachten lassen, aber es sein jedem geraten erst mal diesen Blick zu riskieren, bevor man den Film vorschnell aburteilt.