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Val Kilmers Comeback währte kurz, nach ambitionierten Rollen stieg er wieder in den direct to video Bereich ab, von Nebenrollen wie in „Bad Lieutenant“ mal abgesehen.
Immerhin konnte er sich kurz vor Herzogs Film schon einmal mit New Orleans und dem Hurricane Katrina schauspielerisch vertraut machen, denn auch Charles Winklers „Streets of Blood“ spielt in der Stadt, direkt nach der Katastrophe. Gleich zwei wichtige Ereignisse im Leben des harten Bullen Andy Deveraux (Val Kilmer) passieren kurz nach dem Sturm: Er findet seinen ermordeten Partner auf, bei der Schießerei mit einem durchgedrehten Anwohner lernt er Stan Johnson (Curtis ’50 Cent’ Jackson) kennen, der danach sein neuer Partner wird.
Eingebettet ist die Geschichte, die erzählt wird, in einen Rahmen von Gesprächen der Beteiligten, vor allem Andy, mit der Psychologin Nina Ferraro (Sharon Stone), welche die Cops evaluiert, gerade wenn sie an einer Schießerei mit Todesfolge beteiligt waren. Große psychologische Einsichten bringt dies allerdings nicht, auch die Erzählstruktur von „Streets of Blood“ wird dadurch nicht raffinierter – viel eher scheint es als habe man noch eine Rolle für den prominenten Co-Star Stone gebraucht.

Während Andy mit Zero-Tolerance-Politik gegen Gangster vorgeht und den Tod seines früheren Partners aufklären will, schaltet ein Drogenboss die Konkurrenz aus um ein Imperium in New Orleans aufzubauen. Und dann sind da noch die zwielichtigen Cops Pepe Vasquez (Jose Pablo Cantillo) und Barney Valentine (Brian Presley), die einen Undercoverfahnder töten…
Kilmer dreht in letzter Zeit nicht nur uninspirierte Videoware, mit Werken wie „Conspiracy“, „The Thaw“ oder diesem hier hat er auch einen Sinn für die am allerschlechtesten Drehbücher aus der Mülltonne. Kein Plotstrang wird verfolgt, warum Andy seinen Partner nun so dolle rächen will wird nie klar, die Gangster staksen ohne Motivation durch den Film, wirkliche oder zumindest wirklich nachvollziehbare Ermittlungen durch die Cops gibt es nicht – insofern verkommt der Film zu einer Aneinanderreihung von Einzelszenen, mehr schlecht aus recht durch ein paar rote Fäden zusammengehalten. Noch dazu scheint die Regie andauernd zu denken sie fabriziere hier große Kunst und keine Videothekenware, weshalb Verfremdungen durch Farbfilter und Reißschwenks an der Tagesordnung sind, die aber reichlich konfus wirken.
Vor allem aber kann das Drehbuch keine einzige seiner Figuren überzeugend verkaufen: Die Motivation des Übelwichts ist schwammig, aber die Cops kann man gar nicht einschätzen. Vasquez und Valentine sind klar auf der schiefen Bahn (Valentine immerhin mit Skrupeln), gehen aber trotzdem mit Andy und Stan auf Dealerjagd, doch zum Konflikt aufgrund ihrer Machenschaften kommt es nicht, und lange weiß man gar nicht, ob das Drehbuch Andy nun als Good oder als Bad Guy sieht – wobei diese Unschärfe nicht gewollt erscheint, sondern einfach nur nach schlechter Schreibe riecht, zumal seine und Stans Handlungen, gerade in den Schlussminuten des Films, nur teilweise nachvollziehbar sind.

Immerhin: Val Kilmer rennt immer noch im Seagal-Speck-Format herum, die Hauptrolle spielt er aber doch mit einigem Elan (und gegen das maue Script an), was man von vielen anderen seiner Auftritte in den letzten Jahren nicht sagen kann. Curtis Jackson hält sich mit Gangsta-Gehabe zurück, kann aber kaum Akzente setzen, Sharon Stone liefert Routine ab und scheint nur ans Bare zu denken, während Jose Pablo Cotillo dauernd in den Overacting-Modus schaltet und versagt. Immerhin: In einer Nebenrolle darf Michael Biehn ansatzweise sein Talent zeigen.
Actionfans kommen bei „Streets of Blood“ kaum auf ihre Kosten, denn die Polizeiarbeit wird zwar zwischendurch mal bleihaltig, doch die meisten Shoot-Outs sind nur kurz und werden von der überambitionierten Regie und einem oft grauenvollen Schnitt kaputtgemacht, da mag es noch so ordentlich aus den Trefferwunden suppen. Lediglich der Opener im überfluteten New Orleans und die Stürmung eines Dealerunterschlupfs durch Andy und Kollegen wissen da noch halbwegs zu gefallen.

Mit seinen ein, zwei halbwegs gelungenen Ballereien und einem ganz gut aufgelegten Val Kilmer kann sich „Streets of Blood“ noch vom Bodensatz abheben, aber angesichts der schlechten Regiearbeit und einem konfusen Script, das weder Story noch Figuren zu vermitteln weiß, ist Charles Winklers Polizeithriller ein ziemlicher Schlag ins Wasser.

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