Das Genre Teenie-Komödie erfreut sich schon seit Jahrzehnten großer Beliebtheit beim Publikum, selten kommen die Filme aber auch bei den Kritikern gut an. 1975 war das noch anders, Jahre bevor „Eis am Stiel“ und Nachzügler wie „Porky’s“ die moderne, zotige Richtung vorgaben. „Her mit den kleinen Engländerinnen“ funktioniert noch ohne derbe Schweinereien, Nacktszenen oder ähnliche Stilmittel. Nicht das der Film prüde wäre, er ist auf angenehme Weise ruhig und altmodisch. Doch schon die Figurenkonstellation erinnert an die typischen Vertreter des Genres.
Die Story ist denkbar einfach: Jean-Pierre (Stephane Hillel) und Alain (Remi Laurent) haben in der Schule zu schlecht abgeschnitten. Zur Strafe geht’s im Sommer nicht nach St. Tropez sondern nach England zum büffeln. Doch auch hier wird gefeiert und gefummelt…
Jean-Pierre kümmert sich den ganzen Tag nur um Vergnügungen, hat nichts als Partys und Mädchen im Kopf, symbolisiert somit die immer weiter heranrückende Spaßgesellschaft. Im krassen Kontrast dazu steht der nachdenkliche und verkopfte Alain, welcher sich Sorgen um seine Zukunft macht, fleißig ist und in Bezug auf Frauen eher schüchtern. Die beiden sind die besten Freunde und erleben im Verlauf der Handlung einen durchaus realistisch gezeichneten Sommerurlaub. Keine überspitzten, unglaubwürdigen Höhepunkte trüben das authentische Bild der damaligen Jugend.
Wirklich urkomisch sind die Szenen in denen Alain und Jean-Pierre mit ihren englischen Gastfamilien reden müssen und sich ihre Sprachlücken (wegen denen die beiden überhaupt erst nach England geschickt wurden) auftun. Auch die wunderbare deutsche Synchronisation ist nur als gelungen zu bezeichnen, vor allem weil man die englischen Teile nicht übersetzte. Das Drehbuch glänzt mit einigen gehaltvollen Dialogen, die unprätentiös die Alltagsprobleme von Teenagern aufgreifen und wie aus dem Leben gegriffen wirken. Ungekünstelt wirken auch die unverbrauchten Darsteller, wobei schauspielerisch auch niemandem zuviel abverlangt wird.
Gegen Ende wird der Grundton zunehmend melancholischer und der Film leider etwas zäh. Dennoch erfreut die Ehrlichkeit, mit der die Figuren gezeichnet werden, jedem Ecken und Kanten zugestanden werden. Niemand wird als bloße Schablonenfigur benutzt, auch wenn geschickt mit Teenager-Klischees gespielt wird. Obwohl neben den beiden Hauptcharakteren noch viele andere auftauchen und teilweise auch wichtige Rollen spielen, ist „Her mit den kleinen Engländerinnen“ nicht episodisch angelegt, keine Storylines, die parallel zueinander laufen und am Ende zusammengeführt werden. Lediglich ein äußerlich spannungsloses Ereignis folgt auf das andere, hier mal eine Strand-Party, dann mal wieder eine Verabredung mit neuen Mädchen oder Missverständnisse in der Gastfamilie.
Beschönigend wie es moderne Märchen im Sektor der gemeinen Teenie-Komödie häufig gibt, geht der Humor übrigens nicht vor: Viele Witze gehen auf Kosten hässlicher Mädchen und obwohl die Jungs sich nur für die Reize der Mädels interessieren, gibt es keine moralische Belehrung, keine Versöhnlichkeit für jeden einzelnen Charakter. Was also an abwechslungsreichem Humor fehlt, wird wettgemacht durch die geschickt platzierte, subtile Gesellschaftskritik. Diese wird immer dann deutlich, wenn sich Jean-Pierre und Alain als die gelangweilten High Society Kids zeigen, die sie zumindest in Ansätzen sind, am Anfang ist deutlich zu sehen das die beiden aus gehobener Schicht kommen.
Fazit: Handlungsarm, nicht gerade temporeich und als Jugendportrait vollkommen angestaubt und leicht romantisiert. Dennoch: Da die deutsche DVD billig zu haben ist kann ich nur zu einem Kauf anraten, nostalgische Genrefans werden ganz sicher nicht enttäuscht.
7,5 / 10