Review

Der Film steigt mit dem altbekannten Kontrast zwischen Zivilisation mit all ihren „Vorzügen und Errungenschaften“ und unberührter Natur ein. Der Vorspann ist unterlegt mit Aufnahmen von Roberto (Paolo Villaggio) an einem endlosen Strand und kontrastiert mit einem Schnitt nach Mailand, auf Industrieanlagen, Strommasten und Smog. Hier wird gleich zu Beginn mit den Wünschen nach Exotik, Naturnähe und Abenteuer gespielt (obwohl diese Träume nicht auf den Hauptcharakter zutreffen). Der Film war bezeichnender Weise speziell in der DDR sehr beliebt und wird noch heut von Sendern der Ostdeutschen Bundesländer regelmäßig ausgestrahlt.

Es gibt eine schöne Insel, Dschungel, ein Gummikrokodil, einen coolen Kakadu und einen Typen im Gorilla-Kostüm. Garniert wird das Ganze mit einem tollpatschigen Idioten, der sich über alles beklagt, alles bemeckert und sich doch auch ständig unterwürfigst entschuldigt. Der Film weiß durchaus zu unterhalten, wenn man auf den italienischen hau-drauf-Slapstick steht. Ein wenig an Fahrt verliert das Alles mit dem Auftauchen von Freitag. Allerdings bekommt der Film so auch eine angenehme Prise Erotik, denn Freitag ist eine Frau. Zwar ist die Idee, Freitag weiblich zu besetzen, interessant, aber offenbar wurde hier nie ernsthaft versucht sich auf die literarische Vorlage parodierend zu beziehen. Denn sonst wären wichtige Kernelemente übernommen worden. So handelt es sich bei ROBINSON JR. nur um einen Film, der sich auf Exotik und Erotik garniert mit teils recht platten Witzen und einen Mann im Gorilla-Kostüm verlässt. In wie fern die Idee eines weiblichen Freitags auf den ein Jahr zuvor erschienen Erotik-Film DIE EROTISCHEN ABENTEUER DES ROBINSON CRUSOE (THE EROTIC ADVENTURES OF ROBINSON CRUSOE, USA 1975, Regie: Ken Dixon) zurückgeht, in dem Robinson ein ganzer Stamm weiblicher Kannibalen gegenüber gestellt wird, ist nur schwerlich nachprüfbar. Freitag funktioniert hier als Personifizierung einer Art westlicher Wunschvorstellung von gefügigen exotischen Dienerinnen. Hiermit werden wohl eher kolonialistische Träume und Phantasien bedient. Dennoch weiß das Zusammenspiel beider auch zu amüsieren.

Ich hatte den Film zwar witziger in Erinnerung als er schlussendlich war, das ändert aber nichts an der sehenswerten Qualität einiger Lacher. Bequeme 6/10

Details
Ähnliche Filme