Review

Michael J. Whites Kampfsportfähigkeiten sind äußerst vielschichtig und über jeden Zweifel erhaben, so kann der am 10. November 1967 in New York geborene Stuntkoordinator und Schauspieler schwarze Gürtel in unterschiedlichsten Kampfstilen wie zum Beispiel Kickboxen, Teakwondo, Wushu oder Kyokushin Karate vorweisen. Was seine Filmkarriere angeht, blieb ihm der ganz große Wurf bisher verwehrt. In Kinoproduktionen wie Universal Soldier - Die Rückkehr (1999) und Exit Wounds (2001) durfte er sich als ebenbürtiger Bad Guy mit Van Damme bzw. Steven Seagal messen und als alleiniger Hauptdarsteller ist er ein gern gesehener Gast in zahlreichen Martial Arts beeinflussten B-Actionfilmen, Blood and Bone aus dem Jahre 2009 kann durchaus auch als einer seiner gelungeneren Auftritte aus diesem Bereich gesehen werden.

Inhaltlich geht es um den Ex Sträfling Bone (Michael J. White), der seinem im Knast verstorbenen Freund und Mithäftling versprach, dessen Frau Veretta (Gina Carana) und deren Sohn aus den Klauen des skrupellosen Gangsters James (Eamonn Walker)  zu befreien, welcher ein Faible für brutale Straßenkämpfe hat und dort den besten Fighter und ungeschlagenen Champion, den "Hammer", stellt. Um an James heranzukommen, meldet sich Bone beim Kampf Organisator Pinball (D. Bosco) als Kämpfer an. Der Rubel rollt, nach einigen Siegen gelingt es Bone den Hammer auszuschalten und Veretta in Sicherheit zu bringen, während James mit Bone ganz andere Pläne hat: Er soll in einem von Obermafiosi Franklin MCVeigh (Julian Sands) organisierten Kampf auf Leben und Tot gegen eine Teilnahmegebühr  von 5 Millionen Dollar dem weltbesten Full Kontakt Fighter Price (Matt Mullins) gegenüber stehen...

Das diese Geschichte keinen Innovationspreis gewinnen möchte, sondern nur als Showbühne für Micheal J. Whites Martial Arts Feuerwerk dient, sollte jedem klar sein, der jemals einen Kampfsportfilm gesehen hat. Auffallend positiv ist jedoch die erzählerische Raffinesse, die wahre Motivation für Bones Kampfbeteiligungen erst einmal geheim halten zu wollen, die Zusammenhänge werden nur langsam und sukzessive im weiteren Filmverlauf aufgedeckt. Trotzdem hätte ich mir gesamtbetrachtend mehr Hintergrundinformationen gewünscht, warum Bone überhaupt im Knast war, weiß kein Mensch und woher er seine fast schon übernatürlichen Kampfsportfähigkeiten hat, wird ebenfalls nicht verraten, er kann es halt einfach und das wirkt zu der eh schon zweckmäßigen Story ein bisschen plump um es vorsichtig auszudrücken.

White selbst bezeichnete Blood and Bone, den er übrigens selbst mit produzierte, einst als Herzensangelegenheit und dieses Feuer sieht man den wuchtigen und professionell in Szene gesetzten Actionsequenzen auch größtenteils an, obgleich der letzte Feinschliff zum Prädikat "atemberaubend" noch fehlt. Ein großes Lob gebührt Regisseur Ben Remsey trotzdem, der die ansprechend choreographierten Fights, die teilweise recht blutig ausgefallen sind, mit überzeugender Kameraarbeit und übersichtlicher Schnitttechnik  ins rechte Licht rückt. Qualitativ gibt es bis auf das abgehende gewisse Extra also relativ wenig zu Beanstanden und auch quantitativ wird der Genrefan mit ausreichend über den Film verteilter Martial-Arts Action versorgt, nur der etwas gezogen wirkende Abschnitt zwischen Hammer Vernichtung und dem Finale meldet partielle Actionarmut SOS an, bevor es im ausgiebigen Showdown zwischen White und Mullins bzw. Walker nochmal entschiedener zur Sache geht.

Bones Helden Glorifizierung wird dank seines Hauptdarstellers  naturgegebener körperlichen Physis und dessen charismatischer Omnipräsenz regelrecht zelebriert, für die Gegner benötigt er meist nur ein bis zwei Punch/Tritt Kombinationen und auch die Dialoge sind kurz, prägnant und zielsicher mit überzeugender Artikulation gestaltet. Der primäre Antagonist Eamonn Walker steht White in Punkto Ausstrahlung in nichts nach, er wirkte auf mich mit seinen schizophren artigen Stimmungswechseln zwischen gewählt hochnäsig Gebildet und unkontrolliert jähzornig Gewalttätig betont formidabel. Neben den beiden Hauptrollen ist mir zusätzlich Julian Sands, der mir noch aus Warlock - Satans Sohn (1989) als Teufel ein Begriff war, durch seine denkwürdige Dialogbeteiligung am Konfliktgespräch mit James vor dem Finalkampf in Erinnerung geblieben, alle weiteren Schauspieler erfüllen Ihre Aufgaben solide ohne besonders negativ bzw. positiv aus der Reihe zu tanzen.

In den genrebezogenen Martial-Arts Hitlisten unterschiedlichster Film Redaktionen und Plattformen sucht man Blood and Bone vergebens. Der Streifen bietet letzten Endes solide, unterhaltsam inszenierte und kurzweilige Martial-Arts Kost  ohne großartige Handlungslängen sowie einem überzeugenden Michael J. White mit gleichwertigem Kontrahenten, lässt aber um aus dem Einheitsbrei entscheidend heraus zu ragen, einprägsame Schauwerte vermissen und auch die rudimentär behandelte Erklärung gewisser Hintergründe ist ein für mich wichtendes Thema. Kenner und Freunde von kampfsportbetonter B-Action sowie Michael J. White Sympathisanten können nach meiner geschätzten Meinung auf jeden Fall mal einen Blick riskieren, ob sich diese dann der abschließenden Review Wertung 7 von 10 Punkte anschließen, entzieht sich mit Verlaub meiner bescheidenen Kenntnis.

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