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VENGEANCE
Costello (Sänger und Schauspieler Johnny Hallyday) verliert seine Tochter und deren Familie durch einen hinterhältigen Mord. Aufgrund seiner Distanz zu China und dem Umfeld seiner Tochter sieht er sich allein nicht in der Lage gegen die Täter vor zu gehen und engagiert Profikiller, denen er bei Erfolg alles vermacht was er besitzt. Unter anderem Geld und sein Restaurant in Paris. Doch die Zeit drängt, denn eine Kugel in seinem Kopf hinterläßt ihre Spuren. Seine Erinnerungen verblassen und die Angst alles zu vergessen bleibt eine Begleiterscheinung dieser fast surrealen Situation.

Handwerklich betrachtet, bietet "Vengeance" hervorragende Filmkost, wobei hier mal wieder die Kameraarbeit zu unterstreichen wäre. Ein gelungener Score und durch die Bank charismatische Darsteller (fast schon Standart das Simon Yam, Anthony Wong oder auch Lam Suet beteiligt sind), deren Spielfreude noch immer zu überzeugen weiß, runden diese Sichtweise ab. Selbst die Regie kann über weite Strecken ein gewohntes Niveau erfüllen. Dazu stilisierte Shootouts, ein gewisses Maß an Härte und die Vermittlung von Werten (Ehre, Loyalität etc.) können überzeugen, zumal das ganze in seiner minimalistischen Art an die 80iger Hongkong-Actioner erinniert.

Johnnie To hat schon ein Dutzend hochgradiger Filme in den verschiedensten Genres (z.B. Hero Never Dies, Needing You, Running Out Of Time, PTU, Election) abgedreht und noch immer waren sie etwas besonderes. Die Storys, die Charaktere bzw. ihre Darsteller undsoweiterundsofort, kurz die Milkyway Produktionen waren immer ein Garant für Anspruch und Eintertainment in Einem.

"Vengeance" krankt allerdings bei einer dieser, nicht gerade unwichtigen, Komponenten und dies läßt sich durch keinerlei Ablenkung ausgleichen. Der Plot! Sehr untypisch für To's Filme, kann hier die Story nicht überzeugen. Dabei ist Rache aus vielen Gründen und immer kompatibel und darf, entfalltet sie sich actionreich, gern auch kurz und direkt auf den Punkt kommen. Hier jedoch will die Glaubwürdigkeit, sofern man in diesem Genre davon reden mag, nicht greifen. Selbstjustiz ist weder geil noch rechtens, doch oft die einzige Sinn machende Aktion für Betroffenen. Soweit so gut. Die Richtung wurde vorgegeben und schon sehr bald stellt sich für die Agierenden der Erfolg ein. Meines Erachtens viel zu früh, bedenkt man die Laufzeit des Filmes. Denn nun kommen einige Längen zum Vorschein und der, auch noch schwache, Showdown muss hinaus gezögert werden. Sympathieträger dürfen und müssen abtreten, immerhin sind sie sich der Folgen ihres Tun's bewußt und der Bösewicht darf als überzeichnete Karikatur bis zum Finale dabei bleiben.

Eventuell sind meine Erwartungen an den Film zu einer Art Barriere geworden und lassen nicht mehr zu, denn VENGEANCE hat seine Momente. Das tanzende Fahrrad fand ich zum Beispiel erfrischend witzig. Selbst animierte Blutfontänen sind vertretbar. Die Action, hauptsächlich Shootouts, ist für die Verhältnisse ohnehin reichlich vertreten und sauber choreografiert worden. Hallyday will sich allerdings nicht so richtig einfügen, was für eine Hauptfigur am Ende alles andere als förderlich ist. Albern fand ich das Vorfinale mit den Papierwürfeln.

Am Ende bleibt dieser To über dem Durchschnitt. Aber trotzdem auch nur solide. Klingt Paradox, irgendwie unsinnig und doch logisch, da ja gerade die asiatischen Produktionen wegen ihrer vielen Ungereimtheiten oft viel mehr Seele besitzen als so manche amerikanische Produktion.6 von 10

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