Wenn schwedische Enthüllungsjournalisten Romane schreiben kommen also solche Verfilmungen heraus: "Verblendung" ist ein wilder Thriller der stellenweise an in Deutschland indizierte Elaborate aus Frankreich wie "Frontier(s)", oder drastische Krimis aus Österreich wie den "Knochenmann" erinnert. Leider wirft der Film seine eigene hohe Qualität in der letzten Stunde ziemlich über den Haufen. Zwischen sexueller Ausbeutung, diversen Erniedrigungen, einer schon klassizistischen Rape&Revenge-Einlage, alten Nazis auf Landsitzen und brutal(isiert gedacht)en jungen Leuten wird ein düsteres Bild von Gesellschaft, dessen Kapital und Interessen gezeichnet. Der Originaltitel übersetzt "Männer die Frauen hassen" hätte auch auf Deutsch blendend gepasst. Die Mitproduktionsgesellschaft des ZDF lässt es zwar nicht vermuten, doch in Skandinavien scheint man so unabhängig auch jenseits eines Lars von Triers schließlich in Niedersachsen entstandenem "Antichrist" zu sein, dass der latente Kulturpessimismus doch Ressentiment-frei bleibt und sogar etwas selbstreflexiv daherkommt.
Was anderthalb Stunden auch sehr gut geht wird hernach jedoch leider zu einer unfreiwilligen Verwechslungskomödie mit Logiksprüngen bei der sich die Ereignisse auch überschlagen. Da ist einfach zuviel des Guten vorhanden (gewesen).
Als es den Film nach zwei Stunden aus dem kalten Schweden plötzlich noch ins sonnige Australien zu einer Herde Schafe verschlägt konnte ich ihn dann auch nicht mehr ernst nehmen und bei allem guten Willen habe ich so auch wirklich keine Lust die dem zugrunde liegende Prosa noch nachzuholen
Da vor allem die sexuellen Darstellungen europäisch wohltuend drastisch ausgefallen sind darf ich mich jedoch zurecht davor fürchten wie in Hollywood der brisante Stoff mit Daniel Craig in der männlichen Hauptrolle abgeschwächt werden wird. Brrr