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Mikael Blomqvist ist Wirtschaftsjournalist beim Magazin Millennium. Er legt sich jedoch mit einem Konzernchef an, und zieht den Kürzeren. Er wird zu 6 Monaten Haft verurteilt, die er in einem halben Jahr antreten muss. Er zieht sich also zurück und harrt der Dinge die da kommen wollen. Gleichzeitig wird die junge, und sozial ziemlich gestörte, Hackerin Lisbeth damit beauftragt mehr über Mikael herauszufinden. Ihr Auftraggeber ist der reiche Hendrik Vanger, ehemals Chef eines riesigen Stahlunternehmens. Dieser will Mikale beauftragen, seine vor über 40 Jahren auf einer Familienfeier spurlos verschwundene Nichte Harriett zu finden. Mikale willigt ein, und richtet sich sein Büro auf der kleinen Insel der Familie Vanger ein. Er ermittelt jedoch nicht alleine, hinter den Kulissen reiht sich auch Lisbeth in die Arbeit mit ein, und bald merkt dies auch Mikael. Zusammen kommen sie auf eine Spur, die immer größere grauenvolle Spuren nach sich zieht...

Als ich den Trailer des Films zum ersten Mal sah, ließ er mich noch absolut kalt. Das zweite mal im Kino dachte ich, dass der schon was taugen könnte. Nun bin ich froh den doch nicht verschmäht zu haben, obwohl ich vorab sage, dass der Film MIR fürs Kino zu lang war. Wenn man eine Pause eingebaut hätte ok, aber ohne Pause sind 150 Minuten doch schon lange.

Aber zurück zum Film selbst. Stieg Larssons Millenium Trilogie wird also verfilmt. Leider hat der gute nichts mehr vom Erfolg seiner Bücher bzw. der Verfilmung, da er mittlerweile verstorben ist. Die Bücher fanden großen Anklang bei den geneigten Thriller-Lesern, wie es damals mit den ebenfalls schwedischen Wallander-Romanen auch der Fall war. Nach Genuß des Films muss ich sagen: Zu Recht! Natürlich könnte man hier einen stinknormalen Thriller erwarten, und unterm Strich bekommt man auch nichts anderes. Aber ich könnte objektiv sagen: Der Film ist wie jeder andere Thriller, Person wird gesucht, Mörder wird gesucht, Auflösung am Ende. Oder ich kann subjektiv sagen: Der Film war mal RICHTIG gut, und hat mich in seinen Bann gezogen!!!

Dank Nichtkenntnis der Bücher, habe ich mich etwas ins Material eingelesen, um Vergleiche ziehen zu können. Es wurde wohl die Rahmengeschichte um die Niederlage Mikaels gegen den Industriellen auf ein Minimum reduziert, was dem Film aber gut tut, und funktioniert. Denn man bekommt kurz und prägnant seine Lage geschildert und ist im Bilde. Auch der Hauptdarsteller wurde etwas reduziert, ist er im Buch doch eher kein Kostverächter und hat ein paar Liebeleien mehr, was aber auch hier prächtig funktioniert - wird es im Film doch nicht völlig ausser Acht gelassen. Das dürfte es nach meinen Infos gewesen sein.

Die Gründe hierfür sind vielfältig. Der Regisseur hat es geschafft, einen Thriller zu präsentieren, der trotz seiner 150 Minuten Laufzeit nie lahmt und ständig Spannung aufbaut! Selbst die Auflösung, welche man schon nach 120 Minuten erfährt, tut dem keinen Abbruch, da die Story konsequent weitergeführt wird und in einem doch gelungenen Ende fußt. Das Grundgerüst, dass Hariett damals auf einer kleinen Insel, inmitten einer Familienfeier spurlos verschwand, könnte glatt aus einer Agatha-Christi Geschichte entsprungen sein. Entwickelt sich nach und nach aber zu einem wesentlich grauenvolleren Ganzen. Stück für Stück werden weitere Puzzle-Teile aufgedeckt, und das stets in einer logischen Weise, dass man nahzu mitfiebert, was sich hinter dem nächsten Part verbirgt.

Es ist aber nicht nur blosse Ermittlung die den Film auszeichnet. Vielmehr ist es auch die Charaktertiefe der Darsteller. Mikale bildet in der ersten Hälfte des Films lediglich einen von zwei Handlungssträngen. Der zweite wird von der jungen Lisbeth verköpert. Diese ist stark tätowiert und gepierct, und steht unter staatlicher Aufsicht. Dabei kommt es auch zu extremen sexuellen Übergriffen durch ihren Vormund, was bis zu einer Vergewaltigung nebst der dazugehörigen Reaktion führt. Es dauert eine ganze Weile, bis die beiden zusammentreffen, und selbst dann entwickeln sich beide miteinander weiter. Die Dastellung von Lisbeth ist obendrein nahezu phänomenal!

Im Grunde gibt es auch keine Helden. Jeder hat Charakteruntiefen, jeder hat Fehler. Auch gibt es keine Hollywood-Schönlinge - jede Figur hat Ecken und Kanten, und vor allem der Part des Mikael ist ein aknevernarbter Mittvierziger - der es aber dennoch schafft eine gewisse Sympathie aufflammen zu lassen, obwohl er eigentlich sehr kalt und abweisend rüberkommt. Zusammen mit Lisbeth also der optimale Gegensatz ansich. In der Familie Vanger scheint sich auch einiges an Abgründen aufzutun, die sogar bis in die NS Zeit reichen.

Was ich noch anführen möchte, wären die teils doch nicht uneffektiven Gewaltszenen des Films. Diese sind zwar spärlich gesäht, aber verfehlen ihre Wirkung durchaus nicht! Die FSK 16 ist zwar noch angemessen, aber bei ein oder zwei Szenen fühlt man sich fast dazu genötigt wegzusehen. Ausgewalzt wirkt dennoch nichts, da alles seine Daseinsberechtigung hat und zur Weiterentwicklung der Charaktäre oder der Story führt. Die Farbgebung des Films tut ihr Übriges. Alles ist stets in kalten Farben gehalten, kalten Landschaften oder dunklen und düsteren Räumen und Gebäuden.

Wer mit Thrillern ansich etwas anfangen kann, sollte hier echt einen Blick riskieren! Ich kann das Teil auf jeden Fall bedenkenlos weiterempfehlen - die BD ist gekauft! Ausserdem bin ich mehr als gespannt, wie die beiden Folgefilme der "Millennium-Trilogie" ausfallen werden!

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