Review

Wieder ein groß aufgemachter, aber letztlich nicht zufriedenstellender TV-Zweiteiler, der über die volle Laufzeit unter dem Anspruch ächzt, einer 1100 Seiten starken Vorlage gerecht zu werden. Die Mühe ist den Machern zwar anzusehen, aber daraus wird noch lange kein herausragendes Stück Film.

Ich kenne die literarische Vorlage leider nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß der weltberühmte Roman ein dermaßener Stolperkurs ist. Die Macher sind sichtlich unter Druck, den Inhalt des Schinkens irgendwie komplett in eine Laufzeit von drei Stunden zu pressen, genau das, was man bei Sorgfalt und Liebe zum Text eben nicht machen sollte.

Die Erzählweise ist ständig arg abgehackt und holprig, als würden viele wichtige Episoden unbedingt in den Film hinein müssen. Die Handlung umfaßt ja nun wenigstens vierzig Jahre, auch wenn im Film nicht unbedingt viel davon zu sehen ist, denn gealtert wird hier leider kaum, die Damen sind "irgendwie" unsterblich, d.h. sie altern fast gar nicht und die Herren lassen sich mal einfach einen Bart wachsen, sonst bleibt alles beim alten.
Die Erzählstruktur ist verschlungen und muß viele Bereiche abdecken, die bei einem Vierteiler natürlich wesentlich besser aufgehoben wären. Auf diese Art und Weise kommt hier auch niemand so richtig zum Zug, sondern steigt immer mal wieder halbstundenweise aus dem Epos aus, um dann am nächsten Punkt weiterzumachen. Die Ausnahme ist Morgaine, die auch die Story erzählt.

Ansonsten kommen alle etwas zu kurz und was noch viel schlimmer ist, den Figuren fehlt es letztendlich an Motivation. Ist am Anfang noch abzusehen, was hier geplant wird, verheddert sich Buch später im Figurendickicht. Artus verkommt zur blassen Figur, Lancelots Affäre wird nur angerissen, am Ende liegt er einfach mal tot auf dem Schlachtfeld, die Religionskrise wird mehr oder weniger aus dem Off erzählt, Gwenwyfar, eh schon ein blasses Mäuschen macht ordentlich Trouble und verschwindet punktaus im Kloster und warum Mordred seinen Vater dermaßen haßt, daß er zur finalen Schlacht zu den Sachsen überwechselt, dürfen wir in der TV-Version auch dem Inzest anrechnen.
So bekommt man den Eindruck, einer Geschichtsstunde beizuwohnen, die in Form einer Spielhandlung aufgebaut ist, mit zwischenzeitlichen Dialogen und ein paar Kämpfen.

Die Ausstattung wirkt immerhin sehr schön zeitgemäß, wenn auch manchmal zu sauber und poliert, um finsteres Mittelalter zu sein. Enttäuschend auf jeden Fall, daß der mystische Touch, die magische Dimension diesem "Epos" völlig abgeht, in Verbindung mit teilweise enttäuschend einfallslosen Spezialeffekten. Das Schwert "Excalibur" etwa sieht einfach zu banal aus, die Computerschöpfung der Ansicht Avalons viel zu steril und der häufig Einsatz von "mystischen" Blaufiltern geradezu billig. Am Ende tritt man zwar zur großen Schlacht an, aber auch hier will einfach keine Atmosphäre aufkommen, da die Musik nie zu wahrer Größe aufläuft und das Gemetzel auch keine "Götterdämmerungsdimension" erreicht. Schnell vorbei und dann auf einen Zweikampf reduziert, während die Schlacht schon vorbei oder gerade woanders ist.

Die schauspielerischen Leistungen sind immerhin beachtlich und man kann ahnen, daß da etwas Großes möglich gewesen ist, daß aber zu einem intriganten Kammerspiel verkommen ist, daß später in dramaturgischer Hast ersäuft. Wer es jedoch bescheiden und ohne echten Bombast mag, dürfte sich zwei Folgen lang problemlos gut unterhalten. Und das kann man hier mit Fug und Recht, ohne laut aufschreien zu müssen. (5/10)

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