Ein weiterer kurioser Beitrag zum frühen Slasherfilm ist der, bei denen Genrekenner nachhaken: Ist das der mit den zwei Daumen? Jau, isser!
Sechs Individuen um John Sinclair (!) finden sich in ihrer alten, scheinbar komplett verwaisten Schule ein, um Klassentreffen zu feiern. Nachdem sie feststellen, dass sechs wohl doch nicht eine komplette Klasse bilden, finden sie das Gebäude verrammelt vor. Dies hat ein Killer präpariert, der den vermeintlichen Sündern gehörig ans Leder will…
John Sinclair ist natürlich nicht der gleichnamige Geisterjäger, Sohn des Lichts, von Jason Dark, sondern ein nerdiger Anwalt, der ein wenig habgierig zu sein scheint.
Der Redeemer, sprich Erlöser, handelt ein wenig altmodisch, weshalb Lesbendasein, ein reger Appetit, Eitelkeit und sexuelle Begierde bereits als Sünden abgetan werden.
Nur leider dauert es eine halbe Stunde, bis die Sünder erst einmal aufeinander treffen.
Bis dahin steigt zunächst ein Junge aus dem Wasser und fährt mit dem Schulbus bis zu einer Kirche, wo er sich als Chorknabe einreiht. Warum erfährt man erst zuletzt. Daraufhin werden die Unsympathen reihum eingeführt, was durchaus knapper hätte ausfallen dürfen, zumal die Mimen nahezu durch die Bank unterirdisch performen, bis auf eine gewisse Jeannetta Arnette, die offenbar bis heute noch in Film und Fernsehen unterwegs ist.
Tempo und ein Gespür fürs Timing sind dem Treiben fremd. Zwar gibt es in der Schule einige wenige atmosphärische Momente, wozu der stimmungsvolle Score durchaus beiträgt, doch handwerkliche Mankos sind nur schwer zu übersehen. Speziell der Schnitt ist eine Katastrophe, was primär bei Parallelmontagen zutage tritt, bei denen sich die Szenen gegenseitig behaken. Aber auch um die Ableben ist es nicht wirklich gut bestellt.
Einer brennt, ein kleines Schwert landet im Kopf, jemand wird im Waschbecken zu Tode gedöpt und man sieht ein Opfer mit Kehlenschnitt. Die wenigen Effekte sehen immerhin zweckdienlich aus, wozu auch der zweite Daumen zählt, - natürlich an einer Hand, sonst würde der ja nicht auffallen.
Ansonsten handeln einige Figuren nicht gerade rational, denn wenn man zufällig auf einen Hinterausgang stößt, sollten in diesem Moment vielleicht die übrigen Typen informiert werden, anstatt in aller Seelenruhe das Grün der Bäume zu bewundern. Auch mangelnde Konzentration beim Gerangel mit dem Killer ist nicht empfehlenswert, was einem „Hey! Hinter dir! Al Pacino mit einem Strauß Narzissen!“ gleichkommt.
Bezeichnenderweise bildet das Regiedebüt von Constantine S. Gochis auch gleichzeitig das Ende der Karriere und auch für Drehbuchautor William Vernick war danach Ende Gelände.
Spannung kommt bei alledem kaum auf, die Ableben fallen weder blutig noch kreativ aus und wer nicht übermäßig sympathisch erscheint, kann sich auch gerne die Radieschen von unten ansehen. Ein vermeintlicher Genrevorreiter, der eigentlich keiner ist.
4 von 10