Kleiner, aber erstaunlich flotter Reisser, der in gekonnt effizienter Manier so rasant ist, dass die Schwächen gar nicht auffallen, auch eine Idee.
Regisseur und Autor Joseph Kong Hung, der sich unter Easternfans einen Namen als Bruce Lee – Epigonen Filmer gemacht hat [ Bruce Lee - Seine Erben nehmen Rache, Bruce Lee - Die Pranke des Leoparden, Bruce And The Shaolin Bronzemen, Der Gelbe Gorilla ] entfacht hier ein überraschend strammen und trotzdem genug aussagenden Film, der durchaus als Empfehlung für die Klientel dienen kann.
Die Geschichte ist wieder mal der Undercoverplot, aber bekommt hierbei auch genug neue Motive verpasst, um sich nicht als totgefilmt darstellen zu lassen.
Lin [ Chen Sing ] kommt nach 5 Jahren Gefängnis wegen Totschlags aus Macau nach Manila zurück; sein Ruf und die Nachricht von der Freilassung machen nicht nur bei seiner wartenden Frau und Tochter die Runde. Die bösen Buben erwarten ihn am Airport, aber er macht ihnen ein Schnippchen und kommt per Schiff an, wo er aber auch von einem Dutzend Herumlungernder angegriffen wird, die er aber allesamt in die Flucht schlägt. Mit dem Mann ist offensichtlich nicht zu spassen, trotzdem ist er eine gutmütige Natur, die dann auch erstmal die Wiedererlangung der Freiheit und seiner Lieben geniesst. Lange soll der Urlaub aber nicht dauern, Lin wird von seinem alten Freund Ah Fang [ Michael Chan Wai Man ] kontaktiert, ob er nicht Lust auf einen erneuten Einstieg in die Gang hätte. Lin lehnt ab, keine krummen Dinger mehr; lässt sich aber während einer Schlägerei in einer Hafenbar von der Polizei festnehmen und kurz darauf als Alibi für die Gauner eine getäuschte Flucht veranlassen.
Die vorherigen Andeutungen haben sich bestätigt: Lin arbeitet als Spitzel und geheimer Interpolagent für den Polisten Chang [ Cheung Lik ].
Nun versteift man sich dankenswerterweise nicht auf Rumhorchen und Ausspionieren, sondern schickt Lin gleich mitten ins Getümmel, wo er die eh schon angespannte Situation um einen Gangwar noch verschärft und so erstmal die Männer sich gegenseitig dezimieren lässt. Ähnlich schlagkräftig und wirkungsvoll arbeitet Kongs Inszenierung, die die sensationalistische Geschichte rein mit den Mitteln der Bewegung erzählt; sehr Vieles passiert etwas schneller als gewohnt. Manchmal zu schnell, man verliert zwar nie den Überblick, aber wartet doch einige Mal auf Erklärungen für entsprechendes Verhalten. Die Nachvollziehbarkeit wird dann meistens hinterher gegeben; die Beschreibungen der Charakterentwicklungen innerhalb der körperlichen Auseinandersetzungen kommentiert.
Die leidlich im Zweidimensionalen verhaften bleibende Figuren bekommen später mehr Entwicklungen, wobei erfreulicherweise Wert auf die bestehende Freundschaft zwischen Lin und Ah Fang Wert gelegt wird. Nach der späteren Aufdeckung der wahren Identität stehen beide theoretisch auf verschiedenen Seiten, wobei noch lange deutlich wird, dass beide auch zu ihren jeweiligen Parteien Gut und Böse gehören. Trotzdem erfolgt eine Annäherung aufgrund ihrer Verbundenheit zueinander, letztlich gibt Ah Fang seinen angestammten Posten zugunsten seines Freundes auf; riskiert damit alles und verzichtet auch auf alles. Auf ausschweifende Emotionalität hat man in 72min Laufzeit natürlich keinen Platz, die Handhabung dieser Komponente ist trotzdem oder gerade dadurch erfolgreich gelöst; alle Charaktere sind hier angenehmer Weise immer eine Spur plastischer, als man dem Film zutrauen würde, was vor allem auch an den zwei dominanten Hauptdarstellern und Cheung Lik selber liegt.
Natürlich besteht aber deutliches Augenmerk auf die Actionszenen, welche für das angegebene Jahr zwar keine einfalls-, aber doch zumindest temporeichen Variationen von Shootouts und Martial Arts gespickten Fights bereithält, die sich für das Alter durchaus sehen und – bei den Schiessereien – hören lassen können. Die Quantität ist ebenso wie der Bodycount hoch und gibt wenig Zeit für Leerlauf, allein das Ende ist etwas zu lang; was aber daran liegt, dass man sich hier eine Weile an dem logischen Schauplatz einer Fabrikhalle festfrisst.
Tiger Force mag kein grossartiger Film sein, aber wer die kleinen Freuden des preiswerten Eastern-Kinos zu schätzen weiss, der wird hier wirklich gut bedient und ist zumindest für die Laufzeit glücklich.
Das mag kein grosses Ziel sein, aber wird dann mit Bravour erfüllt.
6,5/10