Teil einer Reihe von Fortsetzungsfilmen zu Johnnie Tos PTU; wobei vier davon als reine direct to video Veröffentlichungen das Licht der Welt erblickten und dieses Extra hier in den vorher abgesprochenen Genuß des run-ins in den Kinos frohlocken durfte. Dabei zeigt auch der Alternativtitel PTU 2 nur scheinbar auf den Großen Bruder und dessen vermeintliche Zusammenhörigkeit hin. Zwar kann man einen Teil der Darsteller auf- und auch im Groben und Ganzen das gleiche Umfeld wie der Publikums- und Kritikererfolg von 2004 vorweisen, hängt sich aber gleichfalls wie auch die anderen Werke der [inhaltlich zusammenhanglosen und von verschiedenen Regisseuren bearbeiteten] Tactical Unit - Saga eben nicht direkt daran an.
Ein direkter Vergleich aller so als weitgehend eigenständig gekennzeichneten Einzelteile ist deswegen müßig, da zwar lohnenswert, aber aus einem kollektiven Schicksal heraus geschält.
Wohl auch diesem ständigen Perspektivwechsel ist geschuldet, dass die Figuren in Comrades in Arms selber wenig Eigenfaszination und auch keine wirklich glaubhafte Entwicklung mit ansprechender Charakterisierung erhalten. Sie sind ganz einfach in ihrer teils recht konventionellen Form und Funktion vorhanden, in ihrer Dienstuniform mit mehr Fesselungen als Möglichkeiten und dem absoluten Minimum an Individualität ausgestattet. Die Faszination des Filmes kommt durch potentiell hohem Munitionsverbrauch und als Ersatz dessen aus einer Reihe von angedeuteter Extrem- und der einkreisenden Fragmente in eine Grenzsituation, sowie aus einer klar erkennbaren Wiedergabe verschiedener Genres in einen das Ganze eher rein anskizierrenden Augenblick. Überdrehend und überblendend ist dabei leider nur der Inhalt, nicht die Form:
Die beiden Polizisten Lee Wing-sam [ Simon Yam ] und Madam May Cheung Pui-yee [ Maggie Siu ] führen unter Aufsicht von Inspector Ho Ka-kit [ Ben Wong ] jeweils einen drei Mann umfassenden Trupp der PTU in den Straßen von HK an, wobei die Feindschaft untereinander hinsichtlich des Strebens auf der Karriereleiter hoch und die ständige persönliche und berufliche Animosität deswegen nicht weit ist. Eines Tages kurz vor dem Ende des gemeinsamen Dienstes werden die Einheiten zur Verstärkung der Polizei in die Berge zum "Red Flower Peak" abkommandiert; eine chinesische Gang hat bei helllichten Tage einen Geldtransport überfallen und ist mit der Beute aus der Stadt hinaus Richtung Grenze geflüchtet. Noch während sich intern um Rang und Abzeichen gerangelt wird, wird der spielsüchtige, momentan Pleite gegangene Wagenführer Fat Tong, PTU 5508 [ Lam Suet ] von den Kriminellen als Geisel genommen, bekommen es die ebenfalls zerstrittenen Roy [ Samuel Pang ] und Cow [ Vincent Sze ] getrennt von der Haupteinheit mit einem mit dem Messer bewaffneten Illegalen Immigranten zu tun; und muss Bin [ Tommy Yuen ] trotz einer rasch eingefangenen Beinverletzung beweisen, dass er entgegen bisheriger Erscheinung doch zum Gesetzeshüter taugt.
Eine liebenswerte Frische wird in der Aneinanderreihung doch eher sturer Klischees hinsichtlich der Personenführung nur deswegen dar gebracht, da man sich zwar auf eine bestimmte Situation, aber nicht die bestimmte Bewegung fixiert, den Schalk nicht außen vor, sondern mitsamt mancher merk-, wenn auch nicht gleich denkwürdiger Momente in das Geschehen rein- und auch den speziellen Hunger nach Mehr in diesem uniformierten Kreislauf Teil haben lässt. Nach einer knappen Eröffnung und ebensolcher Vorstellung jeweiliger Parteien wechselt man schnell von der Urbanität in die wäldlichen Gefilde, weitab der blauschwarzen Nachtstilisierung aus Tos Urgestein rein in die vollkommen mit Grün bedeckte, auf seine Art und Weise genauso einfarbig unübersichtliche Landschaft. Die Zivilisation weit weg, die Wildnis vor Augen, der Funkverkehr teils unterbrochen und die Sicht durch eine heranwehende Nebelbank und dem Durchhasten großflächig verzweigter Unterführungstunnel auf wenige Meter begrenzt, wechseln sich auch Assoziationen und Interpretationen ab. Fernab eingrenzender Straßen, auf dessen Routen in alltäglicher Eintönigkeit patrouilliert und kontrolliert wird, wird nun der Bewusstseinsstand der Beteiligten überholt. Traf man sich einst an rechtwinklig gestalteten Kreuzungen im hintereinander versetzten Understatement mit der speziellen langweiligen Routiniertheit, die nur durch die gegenseitige Rivalität ein wenig angeheizt wurde, so verläuft man sich jetzt beizeiten im unsicheren Gefilde, kann einen Baum nicht vom anderen und Freund und Feind nicht unterscheiden.
Von der Totalität ins Irrationale versetzt, steigt auch die Entscheidungsfreiheit der Originalautoren Yau Nai-hoi und Au Kin-yee an. Das Stück einst trister Realität wird umgebaut und verschiedene Dramaturgien angewendet, von Regisseur Law Wing-cheong mit schon sicherer, aber auch technisch zu gebunden schlichter Hand inszeniert. Nicht nur die Kleidungs- und Ortsveränderung vom Blauton zum Grüngrau, sondern auch die weiteren Prämissen und Problemträchtigkeiten zitieren bald und konsequent die Gattung des Militär- bzw. hier gar des Kriegsfilmes, in dem vom Hauptquartier abgesprengte Vorhuten wie auch das Durchpirschen unbekannten Terrain und der bürokratische Befehlsapparat an derselben Tagesordnung – und dessen Verflechtungen offenkundig – sind. Sogar der Clou oder auch der zur Schablone gewordene emotionale Witz, in der ein verletzter Soldat / Cop einen Kameraden in höchster Not als letzten Willen mit der Aufgabe betraut, doch im Falle des bevorstehenden Todes einen Brief an die Verwandtschaft weiter zureichen, wird hier gebra[u]cht.
Zwischen wenig authentischen Ernst, absichtlich schalkhaften Jargon und abstrus Exotischen wiegend macht sich auch die kurze Andeutung eines scheinbar übernatürlichen Gastspiels als Anreiz der Fantasie für wenige Einstellungen erkennbar; Madam May gelangt trotz verschiedener Wege an jeweils dem gleichen unheilvoll ausschauenden Gerippe von einem Baum an und zerstört später gar Grabesurnen, bevor sie sprichwörtlich vom Erdboden verschluckt wird.
Dabei hätte ein wenig Übertreibung oder anderweitige Aufregung seitens der Vermittlung von Regisseur Law beileibe nicht geschadet, um mit wahrhaften Signalstatus aus dem sonst merkwürdig ausgeglichen und stereotyp wirkenden Verallgemeinerungen aus- und in die Offensive hineinzubrechen. Dass selbst der Showdown, ein durchaus längerer und mit gut einmontierten Zeitlupen zumindest bildhaft gestalterter Shootout um und in einer Kirche inmitten abgelegener Waldhöhen eher eine spezielle Ruhe vor dem Sturm statt eine Aufregung selber und statt Blutzoll vielmehr eine seltsame Form der Besinnung, Selbstfindung und gar "Friede, Freude, Eierkuchen" Stimmung ausdrücken will, ist dann allerdings schon etwas albern.
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