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Auf den Schlag in die Fresse folgt ein Grinsen

"Fight Club" ist so etwas wie die andere Seite einer Medaille, die er sich mit "American Beauty" teilt, der jedoch erheblich positiver aufgenommen wurde und anders als Finchers Anti-alles-Brecher mit Preisen überhäuft wurde. Auf lange Sicht gesehen, hat "Fight Club" das Rennen aber für sich entschieden. Zumindest wenn es nach meinem Geschmack und dem allgemeinen Tenor geht. Was natürlich nichts von der Brillianz "American Beauty"'s nehmen kann und soll. "Fight Club" ist und bleibt jedoch etwas ganz Besonderes, ein weiteres fettes Highlight im ohnehin ultrastarken Jahrgang 1999. Und wahrscheinlich Finchers Kernwerk. Es geht um einen durchschnittlichen Typen mit Schlafproblemen und wenig Selbstbewusstsein. Eines Tages trifft er Tyler Durden, einen charismatsichen, anarchistischen Seifenverkäufer, mit dem er sich anfreundet, zufälligerweise sogenannte Fight Clubs gründet und damit nicht nur seine private Welt gehörig durchrüttelt...

David Fincher kann man nicht nachmachen, egal wie oft und eifrig es versucht wird. "Fight Club" beweist dies einmal mehr eindrucksvoll. Damals wie heute hat er Gegner und regelrechte Hater - doch er steht da unantastbar und keinen Fick gebend wie die steinharten Bauchmuckies von Brad Pitt. Der hier übrigens die Rolle seines Lebens spielt und eine wahre Ikone des Chaos und der Rebellion geschaffen hat. "Fight Club" atmet Cleverness genauso wie Aggression und Depression und pure Wut. Gegen die Gesellschaft, gegen das System, gegen sich selbst und andere Typen, die nur da sitzen und nichts tun, nichts ändern, nichts erreichen wollen. "Fight Club" ist radikal, fordernd und extrem vielschichtig. Wer das Buch mochte, wird den Film vergöttern. Finchers dreckig-düsterer Style, Themen, die heute angesagter und aktueller denn je sind, hervorragende Darsteller und eine bis dato unerhöhte Pissigkeit, lassen "Fight Club" zur Legende werden, die weder alt noch faltig wird. Und das vollkommen verdient.

Um "Fight Club" im Kino sehen zu können, war ich damals noch ein paar Jahre zu klein, doch den Hype und die vielen ungläubigen Gesichter von damals, werde ich nie vergessen. Und die ersten Sichtungen im Heimkino ebenso wenig. David Fincher hat sich hiermit selbst übetroffen und ein Werk von bleibendem Wert und Wow-Faktor geschaffen. Ohne diese Odyssee in den Faschismus und die Unordnung würde es Projekte wie "Mr. Robot" oder "Who Am I" nicht geben. Der klassische Fall von: ein klares Kind seiner Zeit, das die Krallen aber derart wetzt und tief in die Welt schlägt, das eine Zeitlosigkeit und wahrscheinlich nahezu ewige Dringlichkeit erreicht wird. Das ist Dekonstruktion in mehrfachem Sinne. Des Kinos, der Sehgewohnheiten, Hollywoods und der westlichen Gesellschaft. Zum Nachdenken und Ausrasten. Verdammt schlau, gewievt, hinterhältig und nachhaltig. "Fight Club" ist kein Hund, der nur bellt.

Fazit: wichtig, wuchtig, entwaffnend und bewaffnend zugleich - "Fight Club" verbessert den Roman, setzt mutige Druckpunkte und Statements, die zu seinem 20. Jubiläum klarer und heftiger denn je erscheinen. Fincher's Kapitalismus- und Gesellschaftskritik ist noch immer eine gnadenlos-polarisierende Splitterbombe. Oder mehrere. Ein brutaler, cleverer, wegweisender, deprimierender, ahnungsvoller und schockierender Schlusspunkt unter das erste volle Jahrhundert des Kinos und das auslaufende Jahrtausendm allgemein. Und das aus dem oft aalglatten Hollywood. Hut ab!

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