Er scheint alles zu haben: einen guten Job als Versicherungsermittler, eine schicke Wohnung und genug Geld um diese mit den neuesten IKEA-Möbelstücken vollzustellen. Aber irgendetwas fehlt. Er will sich nicht über seine Besitztümer definieren nach der Devise "Zeig mir deine Möbel und ich sag dir, wer du bist". Völlig deprimiert ob seiner Neurosen meldet Er sich bei Selbsthilfegruppen an, um Menschen zu begegnen, denen es noch schlechter geht. Dort trifft Er auf Marla Singer, die sein Schicksal teilt. Auf einer Dienstreise macht er eine Begegnung, die sein Leben völlig umkrempelt: Tyler Durden.
Wie bei Ludwig Feuerbachs "Gott als Projektion des Menschen" ist Tyler alles das, was Er nicht ist und sich unterbewusst immer erträumt hat (Tyler: "Ich bin alles, was du je gewünscht hast zu sein."). Er ist geordnet, ein Träumer, vorsichtig, Er ist ein Spießer. Tyler hingegen ist spontan, wild und liebt das Risiko, Tyler ist ein Chaot. Je näher Er Tyler kennenlernt, desto mehr kann Er sich mit dessen Philosophie anfreunden, was dazu führt, dass beide den Fight Club gründen, in dem sie mit Gleichgesinnten aller Schichten gesellschaftliche Hemmungen abwerfen und sich ihren chaotischen und apokalyptischen Sehnsüchten hingeben, was sich darin ausdrückt, dass sie sich - ganz profan gesagt - verprügeln.
Aber Tyler will noch weiter, er rekrutiert seine Jünger und gründet das Projekt Chaos (project mayhem), eine Organisation, die sich bald auf das ganze Land ausbreitet und deren Ziel es ist u.a. alle Schulden zu vernichten, damit alle beim Punkt Null (ground zero) anfangen, denn nach Tylers Ideologie kann die Freiheit des Individuums nur durch eine vorherige Auslöschung aller gesellschaftlichen Zwänge sichergestellt werden. Um das zu erreichen, werden Sprengsätze an allen großen Banken des Landes angebracht.
Als Er erkennt, was eigentlich passiert und was als eine der gigantischsten und schockierendsten Wendungen der Filmgeschichte gilt, ist es fast schon zu spät. Er kann zwar Tyler endgültig zur Strecke bringen, die Durchführung seines Vorhabens aber nicht verhindern.
FIGHT CLUB ist einer der bemerkenswertesten Filme der jüngsten Vergangenheit. Er zwingt den Zuschauer seine eigenen Werte und Moralvorstellungen zu hinterfragen. Bevor man aber blind Tylers Philosophie folgt, sollte man sich des fundamentalen Widerspruches bewusst sein, der sie dominiert: Er sagt man soll frei sein, also nicht auf die Gesellschaft und ihre Werte hören, gleichzeitig erwartet er aber, dass man ihm gottesgleich folgt, was in letzter Konsequenz zum Chaos führt. Eine vielleicht etwas weit gedachte Interpretation wäre, dass es sich bei FIGHT CLUB um eine Parabel auf das oben erwähnte Dogma Feuerbachs handelt, der Gott als reines Hirngespinst, generiert aus den Sehnsüchten der Menschen, sieht.
Was bleibt ist ein innovativer, über alle Maßen empfehlenswerter Neo-Klassiker, der vor allem von Pitt und Norton tadellos gespielt wird, zum Nachdenken anregt und noch eine Weile im Hinterkopf des "Konsumenten" spuken wird.