Uha, wenn B-Movie-Schmiede Nu Image sich an Tierhorror versucht, ist für den Zuschauer höchste Vorsicht geboten. Nur selten kommt Brauchbares dabei herum. Warum nun auch noch der unsägliche „Crocodile“ von Tobe Hooper in die zweite Runde gehen musste, bleibt wohl, wie so oft, ein Geheimnis von Avi Lerner, Trevor Short und Danny Dimbort. Um so überraschender fällt beim zweiten Anlauf das Endresultat aus. Der Krokohorror ist weitestgehend anschaubar – sofern man etwas für die zweite Filmliga übrig hat.
Viel gemein hat „Crocodile 2: Death Swamp“ mit dem Original nicht. Naja, außer das auch hier wieder ein reichlich großes Krokodil Hunger hat. Bevor es etwas zu knabbern bekommt, vergeht aber erst mal eine Stunde voller Höhen und Tiefen. Da wäre zum Beispiel der einführende Banküberfall, den der Tierhorror erprobte Regisseur Gary Jones („Spiders“) recht stylisch mit netter Mucke und Zeitlupespielereien inszeniert, dabei die Knallchargen von Darstellern aber überhaupt nicht zu instruieren weiß. Der überwältigte Wachmann steht immer wieder auf und bekommt eine vor den Latz geknallt und die debilen Polizisten stürmen der Reihe nach in die Bank, um nacheinander abgeknallt zu werden. Wie die Gangster von dort verschwinden, wie sie in das Flugzeug nach Acapulco kommen und wie um alles in der Welt sie mit Wummen in den Socken durch die Detektoren gekommen sind, wird nicht erklärt. Plotholes sollte man im B-Bereich nun nicht mit der Lupe suchen, aber das ist hier schon etwas zu offensichtlich.
Natürlich sind die Bankräuber alles astreine, unsympathische Psychopathen der ersten Klischeeklasse, die ganz dreist auf dem Klo rauchen und andere Passagieren einschüchtern. Der nervige „Wer wird Millionär?“ – Gewinner hätte eine Tracht Prügel allerdings auch verdient.
Ein Sturm zieht auf, die Ganoven bedrohen die Piloten, damit sie nicht umdrehen, der behämmerte Co-Pilot baut dreist Scheiße und dann schmiert die Kiste auch noch mitten im Sumpfgebiet ab. Schon stecken die überlebenden Passagiere nebst Gangsterquartett im tiefsten Schlamassel...
Immerhin versteht Jones die Chose recht ordentlich zu inszenieren. Zwar ist der Film ab dem Absturz kein Genrehighlight, aber ordentliche Unterhaltung der Marke „Anaconda“. Es ist Nacht, es pisst aus Kübeln und das erste Krokodil hat auch schon vorbei geschaut – war aber noch das kleine. Der Angebetete der Stewardess macht sich derweil mit dem versoffenen Abenteurer Roland (Martin Kove, einziger schauspielerischer Lichtblick) auf den Weg in den Sumpf. Was die Rettungsmannschaften so treiben interessiert da erst mal nicht.
Der Kampf gegen das übergroße Killerkrokodil beschränkt sich auf die letzte halbe Stunde, in der dann auch ein paar Ideen aus „Anaconda“ oder „Der weiße Hai“ wiederverwertet werden. Die CGI-Kreatur sieht recht ordentlich aus, seine Bissen sind bisweilen auch recht blutig und explizit. Jones schraubt das Tempo hoch, lässt die tapferen Mahlzeiten ständig durch die Sümpfe flüchten und gönnt ihnen in einer Hütte mitten im Nirgendwo mal eben eine Verschnaufpause.
Neben dem CGI-Kroko gibt es noch einiges mehr zu sehen, das recht gut aussieht. Ob der Flugzeugabsturz oder die Röstaktion am Ende, herrlich wie gut solche Effekte im B-Bereich heute noch aussehen können, zudem man in jüngster Zeit ja nicht gerade verwöhnt worden ist. Auch das Make-Up kann sich sehen lassen.
Fazit:
„Crocodile 2: Death Swamp“ ist ordentlicher Tierhorror, der ausnahmsweise mal nicht alle Konventionen abklappert, sondern seinen Star erst nach einer Stunde und dann richtig fleißig präsentiert. Der vorherige Überfall und die kurze Flugzeugentführung sind unterhaltsam, aber leider nerven die schwachen Schauspieler. Naja, zur Strafe werden die ja auch später alle weggeputzt. Was bleibt ist ein überraschend gut inszenierter, mit ordentlichen Effekten ausgestatteter Krokoreißer, der mit ordentlich Drive den B-Fan begeistern kann - alle anderen werden sowieso dankend abwinken.