Wenn die Zwerge tanzen, regt sich auch das Gemüse. Und das bedeutet: Gurkenalarm! Die findigen deutschen Verleiher versuchten zu retten, wo es nichts mehr zu retten gab, und schenkten dem Film einen neuen, coolen Titel. Da ein gewisser Peter Fonda die männliche Hauptrolle spielt und ebendieser vor Jahren am Kultfilm Easy Rider (1969) maßgeblich beteiligt war und er in Dance of the Dwarfs einen Hubschrauber fliegt, kickte man die tanzenden Zwerge aus dem Titel und beförderte Fonda und den Streifen zum Easy Flyer. Irgendwie paßt das gar nicht mal so schlecht, legen doch sowohl Fonda als auch der Film eine sagenhafte Bruchlandung hin.
Die hübsche blonde Anthropologin Dr. Evelyn Howard (Deborah Raffin, an der Seite von Charles Bronson zwei Jahre später in Death Wish 3 zu sehen) aus Los Angeles erkauft sich die Dienste des so versoffenen wie verlotterten Piloten Harry Bediker (Peter Fonda), um sie in eine kleine Forschungsstation mitten im philippinischen Dschungel zu fliegen. Dort ist man auf einen bislang unentdeckten Stamm von zwergwüchsigen Reptilienmenschen gestoßen, und die gilt es natürlich zu erforschen. Gleich zu Beginn sieht man, daß die schuppigen Pygmäen auf unangemeldeten Besuch keinen Wert legen, als sie einem Gefängnisausbrecher, der sich in ihr Revier gewagt hat, das Gesicht zermantschen. Und auch das ungleiche Paar merkt irgendwann, daß mit den kleinen Rackern nicht zu spaßen ist.
Potzblitz, was für ein Desaster! Allerdings möchte ich die Hauptschuld an dem Debakel gar nicht Regisseur Gus Trikonis in die Schuhe schieben, der zuvor mit Supercock (1975) und The Evil (1978) bewiesen hat, daß er sehr wohl ordentliche und interessante B-Movies abliefern kann (später landete er dann im TV, bei Serien wie Beauty and the Beast und Baywatch). Das Übel bei Dance of the Dwarfs ist das auf dem Roman von Geoffrey Household basierende und äußerst unglücklich strukturierte Drehbuch. Und so müssen wir etwa siebzig Minuten nervtötendes Gezanke zwischen zwei uninteressanten Figuren erdulden, bevor wir mit mageren zehn Minuten nächtlicher Monsteraction abgespeist werden (die restlichen Filmminuten setzen sich aus Vor- und Abspann, einigen Füllszenen sowie ein klein wenig Gekröse zusammen). Peter Fonda, den man wohl mit viel Geld gezwungen hat, diese Rolle anzunehmen, spielt, als ob er die ganzen Dreharbeiten hindurch zugekifft war, oder, als ob er die Liter Hochprozentigen, die er vorgibt zu trinken, tatsächlich konsumiert hat (es gilt die Unschuldsvermutung). Seine Darstellung des ständig betrunkenen, heruntergekommenen Piloten ist nicht nur eindimensional, übertrieben und ziemlich lächerlich, sondern auch noch extrem unsympathisch geraten. Deborah Raffin macht ihre Sache bedeutend besser, was aber nicht wirklich schwierig ist. Ihr wünscht man zumindest nicht die Krätze an den Hals.
Abgesehen davon funktioniert auch sonst nicht viel. Den Dialogen fehlt es an Spritzigkeit, die Chemie zwischen den beiden Protagonisten stimmt nicht, eine schwüle, bedrohliche Dschungelatmosphäre sucht man vergebens (und das, obwohl on location auf den Philippinen gedreht wurde!), von Spannung oder Dramatik ist weit und breit keine Spur, und auch die wenigen Spezialeffekte - darunter ein Typ, der in einen Säuresee fällt und mit zerfressenem Gesicht wieder auftaucht - überzeugen nicht. Am unverzeihlichsten ist jedoch, daß der Film gegen das heiligste aller Gebote der B-Movie-Bibel verstößt: du sollst nicht langweilen! Dance of the Dwarfs langweilt, und das nicht zu knapp. Der Film tritt lange, sehr lange, auf der Stelle, und es passiert einfach nichts Erwähnenswertes.
Erst in den letzten zehn Minuten kommt etwas Schwung ins öde und erschreckend charmelose Geschehen, wenn die Reptilienmenschen ihre große Attacke starten und unsere beiden Helden ums nackte Überleben kämpfen müssen. Gut ist das freilich nicht, aber immerhin jodelt kurz das Trashherz, wenn die häßlichen Zwergechsen mit ihren Riesenpranken und den daran befestigten Flughäuten aufmarschieren. Anscheinend hat man Kleinwüchsige oder Kinder in billige, lieblos zusammengeschusterte Gummikostüme gesteckt und sie vor die Kamera geschubst, wobei sie mit ihren Armen planlos herumfuchteln, verwirrt gucken, unbeholfen umhertaumeln und verzweifelt krächzen: "Ich bin ein Zwerg, holt mich hier raus". (Ja, ich geb's zu, das mit dem verzweifelt krächzen habe ich mir ausgedacht.) Die Dinger sehen ziemlich bescheuert aus, wie eine verunglückte Mischung aus Mini-Godzilla, Krokodil und Flughund. Angesichts dieser armseligen Kreaturen weiß man erst zu schätzen, was man an Octaman, Slithis und deren Kollegen hat.
Doch jede Laune, die bei diesem schlockigen Finale kurz aufkommen mag, wird durch das ärgerliche Freeze-Frame-Ende wieder ausradiert. Der Covertext der mir vorliegenden DVD-Veröffentlichung faselt etwas von "packendes Dschungelabenteuer im Stile von Indiana Jones und Dakota Harris". Nun, Dakota Harris kenne ich nicht, aber diesen lahmen Streifen allen Ernstes mit Indiana Jones zu vergleichen, grenzt an Blasphemie. Nein, das war leider nichts.