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„Lass Jucken Kumpel“ und besonders die erste Fortsetzung „Das Bullenkloster“ gilt als Sternstunde des deutschen Erotikfilms. Bis zum Ende der 70er erzielte die Filmreihe hohe Besucherzahlen und gut gefüllte Kinosäle, auch wenn die Kritiker und seriösen Filmemacher kein gutes Haar an Marischka lassen konnten und wollten. Zielscheibe des Spotts und zugleich Publikumsmagnet, doch Marischkas Filme hatten ihren zahlreichen Epigonen einiges voraus. Mit guten Darstellern besetzt verfilmte er die authentischen Ruhrpottromane von H.H. Claer und brach so manches Tabu. Neben der sozialkritischen Betrachtung der Gastarbeiterzuwanderung und einigen gewalttätigen Darstellungen schockierten die Kumpelfilme mit der offenherzigen Präsentation nackter Männer. Die meisten deutschen Erotikfilme vermieden bewusst die Zurschaustellung männlicher Geschlechtsteile und reduzierten ihre voyeuristischen Perspektiven ausschließlich auf weibliche Geschlechtsorgane, gegensätzlich dazu zeigte Marischka in den Kumpelfilmen auch nackte Männer ungeschönt.

Doch von der Qualität der Vorgänger ist im letzten Teil, dem 1981 heruntergekurbelten „Lass Laufen Kumpel“, nichts mehr zu spüren. Jeglicher Esprit scheint der Inszenierung von Anfang an abzugehen, Marischka findet keinen rechten Storyaufbau und reiht die einzelnen Szenen recht lieblos aneinander. Die ständige Verwendung älteren Archivmaterials ist in ihrer plumpen Offensichtlichkeit ein nicht zu entschuldigendes Ärgernis, da entsprechende Sequenzen schlecht in die ohnehin nur marginal vorhandene Handlung eingefügt sind und daher wie Fremdkörper wirken. Der Erzählfluss leidet unter dieser Tatsache am meisten, so fehlt dem Film der charakteristisch hohe Unterhaltungswert eines deutschen Sexfilms. Da ändert selbst die beachtliche Besetzung nichts: Sybille Rauch spielt eine überraschend tragende Rolle, agiert aber wie üblich hölzern. Ärgerlicher erscheinen die furchtbar lustlosen Darstellungen von den bayerischen Kultstars Peter Steiner und Franz Muxeneder, die in „Liebesgrüße aus der Lederhose 2-5“ noch so hervorragend harmonierten. Als Ruhrpottler können die beiden einfach nicht überzeugen und die wenigen Lichtblicke bleiben die spärlich gesäten Szenen mit dem gut aufgelegten „Eis am Stiel“-Star Zachi Noy, der hier seine bekannte Synchronstimme erhalten hat. Leider ist Rinaldo Talamonti nicht mehr als Lucky zu sehen und wurde unzureichend ersetzt, da hat das Archivmaterial anscheinend nicht mehr gereicht.

Negativ zu bemerken ist die gehäufte Anzahl rassistischer Bemerkungen und abfälliger Darstellung gegenüber Gastarbeitern, das Augenzwinkern, welches der begabte Talamonti hervor zu rufen vermag, bleibt hier beinahe gänzlich aus. Weiterhin ist jegliche Sozialkritik aus dem Plot verschwunden und selbst der geistige Vater der Reihe Hans-Henning Claer ist nicht mehr so recht bei der Sache. Unterm Strich bleibt ein künstlich aufgeblasener Plot, der nicht einmal von den bekannten Gesichtern aufgewertet werden kann und augenscheinlich auf einem lückenhaften Drehbuch basiert, das zudem voll gestopft ist mit peinlichem Dialogwitz.

Fazit: Unwürdiger Abschluss einer der besten Erotikreihen Deutschlands. Weder die unmotiviert auftretenden Darsteller noch die wirr zusammen montierte Story werden den Vorgängern in irgendeiner Weise gerecht. Nur aufgrund der Star-Präsenz für die ganz harten Genrefans empfehlenswert.

02 / 10

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