Mann fällt nichts mehr ein...25.02.2014
Michael Mann ist an sich ein Garant für gelungene, harte Gangsterfilme, die nicht nur von den Schauwerten leben, sondern auch von den Dialogen, den Einblicken in die Gefühlswelt seiner Personen und der sauberen Entwicklung von Hintergrund und Rahmenhandlung. Diese Art von Film macht ihn als Regisseur zu etwas besonderem, da sich auch die Optik seiner Filme wohltuend vom Hollywood-Einheitsbrei abhebt. Nun, an der Optik kann man hier nicht mäkeln, doch alle anderen Dinge sind leider nur Mittelmaß. Im Grunde, und das bringt die Sache auf den Punkt, ist der Streich rund um Dillinger nur ein Widerkäuen vorheriger Filme, lediglich in einem historischen Setting. Daran ändern auch die ungeheuer lauten Gewehrtöne nicht viel!
Wir sehen John Dillinger gleich in den ersten Filmminuten ein paar Kumpel aus dem Knast befreien. Auf geht es zu weiteren Raubzügen, doch die Gegenseite ist gerüstet...Agenten des FBI unter der Führung von Purvis nützen neue, überlegene Technologie, um Dillingers Bande zu hetzen und einen nach dem anderen aufzureiben...viele Hunde sind eben des Hasen Tod. Dazu gesellt sich noch eine Liebesgeschichte, ein bißchen organisiertes Verbrechen ist auch noch dabei, doch vieles hier wirkt unfertig, nur angerissen, ohne echten Zusammenhang. Und am Ende dann ist Dillinger tot. So wie im echten Leben eben...
Schade, denn ich hatte hier einen Film in Richtung historisches Heat erwartet, mit der Optik von Collateral und dem wuchtigen Sound von Miami Vice. Der ist hier auch dabei, man wird bei den Schießereien fast taub, doch der Rest des Films enttäuscht auf ganzer Linie. Depp macht seine Job schon ordentlich, doch die Mann'sche Sorgfalt fehlt hier völlig. Purvis erhält keine Hintergrundgeschichte, der Mann ist halt Agent, und so tut er, was er muß. Das macht es aber dem Zuseher leicht, seine Sympathiepunkte zu verteilen - und sorgt dafür, daß Christian Bale verschenkt ist. So geht der Film einfach seinen Gang, Spannung gibt es wenig, er unterhält, aber er fesselt zu keiner Zeit. Viel zu lang, zu umständlich - und dann in den Figurendetails zu oberflächlich, ein Film der verschenkten Möglichkeiten...6/10