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Nachdem er 2006 seiner 80s-Kultserie „Miami Vice“ ein als cooles Style-over-Substance-Spektakel famoses Kino-Comeback spendiert hatte, widmete sich Star-Regisseur Michael Mann anno 2009 erneut seinem Lieblingsgenre, dem Gangsterfilm: Anstatt im hier und heute krachen die Waffen jedoch diesmal im historischen Setting der 30er-Jahre. Die Geschichte der Verbrecher-Legende John Dillinger ist es, die Mann als Katz-und-Maus-Spiel des erlesen gecasteten Antagonistengespanns Johnny Depp / Christian Bale mit einer Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden geradezu episch auf die Leinwand bringt. Qualitativ an seine exzellenten Vorgängerwerke „Miami Vice“ und „Collateral“ anzuknüpfen, vermag er dabei jedoch leider nicht. 

Beim Volk beliebt, auf der Abschussliste der Behörden ganz oben, raubt der charmante Ganove John Dillinger (Johnny Depp) in den USA der 30er Jahre eine Bank nach der anderen aus und sieht kein Gefängnis für lange Zeit von innen. J. Edgar Hoover, gerade mit aller Vehemenz im Aufbau des FBI begriffen, hetzt Dillinger und seiner Bande eine Spezialeinheit unter Führung seines besten Agenten Melvin Purvis (Christian Bale) auf den Hals… 

Mit dem Katz-und-Maus-Spiel von Cop und Gangster verbringt „Public Enemies“ denn auch seine Laufzeit, ist abgesehen von einem Lovestory-Subplot um Dillingers Beziehung zur Garderiobière Billie Frechette (souverän: Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard) ganz auf Portraitierung und wiederholte Konfrontation von Jäger und Gejagtem konzentriert. Die Überlänge des Films kommt seinem Plot dabei nicht wirklich zugute, stellt sich doch auf die Dauer ein etwas repetitiver Ablauf der Handlungsmotive ein und wechseln sich packende Spannungsmomente mit zu viel entspannt dahinplätscherndem Leerlauf ab: Eine durchweg fesselnde Atmosphäre, die beständige Klimax einer zunehmend ausweglosen Situation, einer sich stetig enger um die Hälse von Dillinger und seiner Bande legenden Schlinge der Häscher in der Manier, die die Qualität von ähnlich gelagerten Genreklassikern à la „Bonnie & Clyde“ begründet, vermag „Public Enemies“ bedauerlicherweise nicht zu generieren und verspielt in seiner Langatmigkeit damit das Potential eines durch und durch packenden Thrillers. Parallel jedoch kommen interessante Hintergründe wie die Entstehung des FBI deutlich zu kurz – das Drehbuch birgt also deutliches Optimierungspotential. 

Dafür gibt sich Mann auf inszenatorischer Seite gewohnt souverän und hält den Unterhaltungswert mit konstantem sowie kompetent gemachtem Shootout-Aufkommen auf stets passablem Level: Etwas weniger Handkamera-Gewackel wäre zwar wünschenswert gewesen und die Mann-typisch nicht als Selbstzweck zelebrierten, sondern der Handlung untergeordneten Actionsequenzen sind nie von einer stilisierten Klasse, die sie zum zentralen Motor und Höhepunkt des Films machen würden, überzeugen aber mit großem Munitionsverbrauch, krachendem Sound und vor allem einem äußerst gesunden Härtegrad, der ob der FSK-12 wundern lässt.  

Das zentrale Element von „Public Enemies“ stellt ohne Zweifel das Duell seiner Protagonisten dar und hier sind denn auch seine wahren Stärken zu verorten: Mit Johnny Depp und Christian Bale holte sich Mann ein absolutes Top-Gespann ins Boot, das eindrucksvoll unter Beweis stellt, warum es aktuell zur ersten Garde Hollywoods gehört. Depp agiert im Vergleich zu Austob-Rollen der Marke Jack Sparrow und Sweeney Todd sehr zurückhaltend, ohne im geringsten an Klasse einzubüßen und präsentiert seinen Dillinger als einige grandiose Sprüche ablassenden coolen Gentleman-Gangster, während Bales Part des eiskalten Verfolgers weniger ein breites schauspielerisches Spektrum denn ein gewaltiges natürliches Charisma erfordert und dies wirft der „Batman“-Star einmal mehr gekonnt in die Waagschale. Der Supportcast gerät da abgesehen von der souveränen Marion Cotillard schnell komplett ins Hintertreffen, vor allem Stephen Dorff hält sich so farblos im Hintergrund, dass der Zuschauer Gefahr läuft, sein Mitwirken überhaupt nicht wahrzunehmen.  

Positiv anzumerken ist schlussendlich noch die musikalische Untermalung: Neben einem mächtigen Score überzeugt vor allem der grandiose Quasi-Titelsong „Ten Million Slaves“ von Otis Taylor, zweimal im Film in sehr großzügiger Ausführlichkeit angespielt und verantwortlich für eine atmosphärische Wirkung, die das recht kühle Geschehen ansonsten nie zu entfalten vermag. 

Fazit: Einmal mehr widmet sich „Heat“-Regisseur Michael Mann seinem Lieblingsgenre des Gangsterfilms, siedelt diesen aber diesmal nicht nur anstatt der Jetztzeit in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts an, sondern vermag auch qualitativ nicht an die grandiosen Vorgänger „Miami Vice“ und „Collateral“ anzuknüpfen. Trotz eines famosen Hauptdarstellergespanns, tollen Soundtracks und solider Action will der Funke beim deutlich zu lang geratenen, auf Drehbuchebene optimierungsfähigen, konstante atmosphärische Dichte und Spannung vermissen lassenden „Public Enemies“ nicht überspringen. Einen soliden, gerade handwerklich souveränen Gangsterthriller hat Mann zweifellos geschaffen, in die Highlights seiner Filmografie reiht sich das aktuelle Werk jedoch nicht ein und inhaltlich gab’s das alles schon mal – und zwar alles schon mal besser.

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