Review

Fortsetzungen, die uns nicht ganz so unangenehm sind: ein erneuter Abstecher in den Pariser Problembezirk "Banlieue 13"!
Fünf Jahre sind vergangen, seit die Franzmänner mit frischen Parkourläufen und den lässig kaschierten filmgeschichtlichen Klaus mal eben für eine Brise frischen Wind im B-Action-Bereich sorgten, eine typische "Fünfzehn Minuten in der Zukunft"-Dystopie, in der die Banden und die sozial Schwachen ihren eigenen abgeriegelten Bezirk haben, in dem sie selbst rumsauen und mit Drogen dealen können, damit die Pariser an sich weiter beruhigt ihr Baguette spazieren tragen dürfen. Damals klaute man frechweg bei Carpenter und Snake Plissken, in Runde 2 entleiht man sich ein paar nette Plotideen aus Bigelows "Strange Days" und bei "Robocop" als Basis und läßt Martial-Arts-Cop Damien und den halbillegalen Hansdampf in allen Gassen Leito wieder auf die bösen Jungs los.

Natürlich soll das recht angeschimmelte Quartier mal wieder entsorgt werden, bietet es den ruchlosen Hochkapitalisten einen knorken Baugrund für dolle Bürotürme. Ein paar sinistre Militärs und Politiker mischen beim Täuschen des Präsidenten auch mit und als dann noch ein Polizistenmord gefakt wird, gehen die bösen Jungs natürlich auf die Barrikaden. Wäre alles prima gewesen, wenn man nicht auch noch versucht hätte, unsere Helden aus dem Spiel zu nehmen, denn so merken die überhaupt erst, daß sie mal eingreifen müssen. Was sie dann auch tun.

Ach, Luc Besson, du hast es besser, bei dir sieht das alles immer so einfach aus, etwas Schwermut, Poesie und dann waffenstarrende Gewaltausbrüche und flotte Verfolgungsjagden mit jeder Menge Bruch.
Ein bißchen Novität darf aber ruhig anklingen, denn dieses Sequel setzt zwar paßgenau drei Jahre nach den finalen Versprechungen, alles fürs B13 zu ändern, wieder ein, geändert hat sich aber nichts. Leider auch nicht im Film an sich, denn neben Autojagden, etwas elegantem Kampfgekloppe und vereinzeltem Parkourlaufen (und Vom-Hochhaus-Springen) hat sich nicht viel geändert.

Große Schnauze, durchtrainierte Körper, hie und da mal ein flotter Spruch, so kommt man natürlich gut durchs Leben, aber bei "Ultimatum" zählen mehr die einzelnen Teile als das Werk in seiner Gesamtheit. Nach Leitos erneuter Einführung quer durchs Slumgebiet, bietet Patrick Alessandrins Sequel ein wunderbares Set Piece in einem mehrfach gesicherten Nachtclub voller Gangster, bei dem ein Van Gogh eine unterhaltsame Nebenrolle spielt, doch ab da baut der Film an Kreativität leider langsam aber sicher ab. Eine Verfolgungsjagd durchs Polizeigebäude hat in der Folge noch so seine Meriten, aber alles in allem fehlt dem Film die Frische und lebendige Rauhbeinigkeit des Vorgängers. Die Kampfszenen wirken antiseptisch und mehr getanzt als mit der nötigen Härte in Szene gesetzt und der Showdown, bei dem sich die verfeindeten Clans (Schwarze, Asiaten, Neonazis etc.) plötzlich mal hilfsbereit verbünden, um dann auch noch auf gute alte Bud-Spencer-Art den Präsidentenpalast bar jeder Feuerwaffe zu stürmen, ist abstruser als so mancher Hocksprung vom Hausdach.

Für Actionfans ragt der Film immer noch schön angespitzt aus der gängigen Kampfsportmasse heraus, aber das Gefühl, eher eine mechanische Wiederholung, denn eine kreative Neuansetzung zu sehen, wird man die ganze Zeit nicht los - offenbar eine Begleiterscheinung eines deutlich erzwungen zusammengeschriebenen Plots.
Über par geht man also dennoch ans Ziel, aber besonders griffig ist der zweite B13 leider nicht geworden und es wird schon gar nicht, wie in so einem Sequelfall eigentlich nötig, noch eine Schippe draufgelegt, sondern eher routiniert mit den bekannten Versatzstücken weiterjongliert. Sieht schön aus, hat aber zu wenig Ecken und Kanten. (6/10)

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